Oberhausen. Seit Jahren geht es nicht voran mit dem Glasfaser- und WLAN-Ausbau an den Oberhausener Schulen: Einem Schulleiter ist nun der Kragen geplatzt.

Die Stadtspitze freut sich über die erste Oberhausener Schule, die ans Glasfasernetz angeschlossen worden ist (Steinbrinkschule) – und ein paar hundert Meter weiter in Sterkrade können Schüler das Internet im Unterricht nicht nutzen, weil es keinen WLAN-Zugang an der Schule gibt. Auf unseren Bericht „Oberstufenschüler müssen ohne WLAN arbeiten“ hat Holger Schmenk, Leiter des betroffenen Sophie-Scholl-Gymnasiums, reagiert. Sein Kommentar zum Thema schulische Digitalisierung in Oberhausen folgt an dieser Stelle in ungekürzter Form:

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„Bereits im Oktober 2018 berichtete die WAZ, bis Herbst 2019 sollten die Oberhausener Schulen das Glasfasernetz nutzen können. Die erfolgreichen Bemühungen der IT-Abteilung sehen wir nun anhand Ihres Berichtes ‘Oberhausener Schüler müssen ohne Netz arbeiten’/’Oberhausener Oberstufenschülern fehlt Zugang ins Internet’. Als Schulleiter des Sophie-Scholl-Gymnasiums kämpfe ich seit Jahren für mehr Räume, ein Lehrerzimmer, in dem alle Lehrkräfte zumindest einen Sitzplatz haben, und sehe in diesem Bereich große Unterstützung von Seiten des Schulamtes und des Dezernenten für Schule.

Dr. Holger Schmenk, Leiter des Sophie-Scholl-Gymnasiums in Sterkrade.
Dr. Holger Schmenk, Leiter des Sophie-Scholl-Gymnasiums in Sterkrade. © Funke Foto Services | Morris Willner

IT-Abteilung prüft und prüft seit Jahren

Das Feld ‘Digitalisierung’ ist im Gegensatz dazu – abgesehen von der Einführung von I-Serv – eine Katastrophe, obwohl die Fördergelder längst bereitliegen. Der Satz ‘Aktuell prüft der Bereich IT die genauen Anforderungen der Schule’, zeigt genau das, was seit Jahren in der IT-Abteilung passiert: Es wird geprüft und geprüft, die Umsetzung folgt – wenn überhaupt – mit extremer zeitlicher Verzögerung. Eine Prüfungsanfrage, wie von Ihnen berichtet, haben wir im Übrigen nicht erhalten. Unsere Bedarfe sind lange bekannt.

iPads verstauben in einem Koffer

16 nagelneue iPads verstauben seit Anfang des Jahres am Sophie in einem Koffer, da kostenfreie Apps nicht installiert werden – wiederholte Nachfrage zwecklos. Selbst installieren dürfen wir nicht. Lieferungen von Beamern & Co. dauern bis zu anderthalb Jahre. Die neuen Kopierer für das Kollegium sind reparaturanfällig, fallen teils wöchentlich aus. Die angekündigte Verlagerung des Verwaltungskopierers, der mitten im Sekretariat die Gesundheit der Mitarbeiterinnen durch erhöhte Feinstaubbelastung gefährdet, erfolgt seit Monaten nicht.

Pilotprojekt für WLAN wird nicht weiterverfolgt

Ein von einem großen IT-Ausstatter und mir ins Leben gerufenes Pilotprojekt zur Ausstattung unserer Schule mit WLAN wird trotz mehrfacher Gespräche nicht weiterverfolgt. Hier hätte die Stadt voraussichtlich mehrere hunderttauschend Euro sparen können. Unseren schulinternen Server mussten wir im letzten Jahr abgeben. Nun sollen neue schulinterne Server an den Schulen installiert werden.

WLAN nur punktuell

Durch Fördergelder von Bund und Land soll WLAN in allen Unterrichtsräumen in Oberhausen verfügbar gemacht werden. Als erste Schule in Oberhausen wird das in der Steinbrinkschule so sein. Aktuell steht WLAN in den übrigen Schulen nur punktuell zur Verfügung. Folgende Schulen haben ein bis zwei Räume mit festem Accesspoint und haben jeweils die Option, das WLAN im I-Padkoffer variabel zu nutzen:

Roland-, Astrid-Lindgren-, Postwegschule sowie Anne-Frank-Realschule, Bertha-von-Suttner-Gymnasium, Gesamtschule Osterfeld und das Hans-Sachs-Berufskolleg. Weiterhin ist ein Gebäudeteil der Gesamtschule Weierheide an der Fichtestraße vollständig mit WLAN ausgestattet, so die Stadt.

Darüber hinaus wurde nach Angaben der Stadt in einzelnen Schule nach Auflösung eines Computerraumes die Möglichkeit geschaffen, mit Notebooks im WLAN zu arbeiten. Dies sind: Marien-, Falkenstein- und Melanchthonschule sowie das Bertha-von-Suttner-Gymnasium.

Wir nehmen die Kritik der Eltern sehr ernst

Für das Sophie möchte ich betonen: Wir wollen digitales Lernen und nehmen die Kritik der Eltern sehr ernst! Unser Medienkonzept ist so vorbildlich, dass es von anderen Schulen übernommen wurde; rund 30 Kolleginnen und Kollegen testen iPads im Unterricht; Konzepte für iPad-Klassen, Medienerziehung etc. liegen vor.

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Wir behelfen uns, wie die allermeisten Schulen, mit improvisierten Lösungen über den Förderverein etc. Es scheitert am Glasfaserausbau und dem damit verbundenen WLAN. Und dass, obwohl der Weg von der Steinbrinkschule zum Sophie nur wenige Meter umfasst.

Digitalisierung ist ganz sicher kein Heilmittel für qualitativ guten Unterricht, aber unabdingbare Voraussetzung für eine moderne Didaktik.“