Oberhausen. Holtener Interessen- und Bürgergemeinschaft (HIB) kann sich über rege Resonanz freuen – lebendige Debatte mit den Politikern auf dem Podium.
Kommunalpolitik kann ganz schön erfrischend sein. Das erfuhren rund 50 Bürgerinnen und Bürger, die am Mittwochabend auf den Holtener Marktplatz kamen, um mit Kommunalpolitikern auf dem Podium über die Probleme und Perspektiven ihres Stadtteils zu sprechen. Bei gefühlt eiskalten Abendtemperaturen und einer überaus frischen Augustbrise kam die Versammlung schnell ins Frösteln.
Das minderte aber nicht die Diskussionsfreude. Zwei Stunden dauerte die Debatte, die auf Einladung der Holtener Interessen- und Bürgergemeinschaft (HIB) stattfand. Stephanie Weltmann (WAZ) hatte die Moderation. Schnell wurde deutlich: Die Holtener, mit ihrem Stadtteil im äußersten Nordwesten von Oberhausen angesiedelt, fühlen sich immer mehr vergessen vom Rest der Stadt. „Wenn wir nicht schnell handeln, wird Holten abgehängt“, mahnte eine Besucherin der Veranstaltung. Professionelle Stadtteil- und Quartiersmanager seien hier dringend nötig, ähnlich wie es das ja schon in anderen Stadtteilen, etwa in Osterfeld oder Sterkrade, gebe.
Die Liste der akuten Holtener „Soll“-Themen ist lang: Der Marktplatz soll schöner werden, die ehemalige Synagoge in Holten soll möglichst schnell zu einem attraktiven Begegnungs- und Bürgerzentrum werden, die Nahverkehrsanbindung gerade in Richtung Dinslaken und Duisburg soll besser werden; eventuell ist auch immer noch die Ansiedlung eines Vollsortimenters sinnvoll – in diesem Punkt gab es aber im Publikum durchaus kontroverse Positionen.
Pluspunkt: die neue Emscher
Viele Probleme wurden auf dem Markt benannt. Hervorgehoben wurde aber auch Positives: Holten liegt am Holtener Bruch. Dort läuft die Emscher-Renaturierung – eine Milliarden-Investition, die im Stadtteil die Lebensqualität verbessern wird.
Künftig verbindet ein neuer Radweg auf dem Emscherdamm Holten mit Biefang; die abwasserfreie Emscher fließt im kurvigen Flussbett durchs Holtener Bruch.
Die Kommunalpolitiker auf dem Podium bemühten sich redlich, die Fragen des Publikums zu all diesen Punkten zu beantworten: Bürgermeister Klaus-Dieter Broß (CDU), Helmut Brodrick (SPD), Marc Hoff (FDP), Martin Goeke (Linke Liste), Lydia Preißler (BOB) und Birgit Axt (Grüne) waren als Antwortgeber und Gesprächspartner präsent. Erst vor wenigen Wochen hatten ja Sozialdemokrat Helmut Brodrick und die HIB mit ihrem Vorstoß zur Erneuerung des Marktplatzes in Holten für Aufsehen gesorgt; insofern knüpfte die HIB-Debatte nun ein wenig an diese Initiative an.
Die wohl klarste Forderung des Abends kam von Klaus-Dieter Broß: „Ich glaube, wir sollten für Holten einen großen Wurf versuchen“, sagte der Bürgermeister. Eine über einen längeren Zeitraum zu etablierende Stadtteilkonferenz sei nötig, die alle aufgelisteten Probleme ins Visier nehme und daraus ein Integriertes Handlungskonzept erstelle, um nachhaltige Fortschritte im Stadtteil zu erzielen; zugleich müsse ausgelotet werden, ob Fördermittel für einzelne Projekte wie etwa Marktplatz oder Begegnungszentrum in Aussicht seien.
„Hier in Holten gibt es ein großes Gemeinschaftsgefühl. Hier sind die Vereine sehr aktiv“, lobte Helmut Brodrick. Ein Pluspunkt, den die Stadtteilbewohner nutzen wollen. Es sei zudem wichtig, gezielt etwas für jüngere Menschen in Holten zu tun, mahnte eine Teilnehmerin der Debatte, etwa durch eine lebendige und besondere Gastronomie an zentralen Orten wie dem Marktplatz. Sollte die kleine Straße um den Markt, die heute noch von den Linienbussen genutzt wird, tatsächlich gesperrt bzw. beseitigt werden, könnte sich dort zum Beispiel eine solche Gastronomie ansiedeln.
Viele Details im Blick
Viele weitere Details kamen zur Sprache: An Markttagen sollen auch Autos auf dem Markt parken können, denn die wenigen Marktstände würde eine solche bürger-und kundenfreundliche Lösung erlauben. Geklärt werden sollen auch die genauen Perspektiven für die katholische Gemeinde St. Johann bzw. für deren Gemeindezentrum, das ja einen wichtigen Treffpunkt im Stadtteil bildet; nach aktuellem Beschluss des Ruhrbistums wird das Gotteshaus bis 2024 aufgegeben – es steht allerdings unter Denkmalschutz. Auch hier ist also eine Lösung dringend nötig. Für den Bunker in Holten zeichnet sich derweil eine künftige Nutzung fürs Wohnen ab, da er von einem privaten Investor gekauft worden sei, der entsprechende Pläne ab Oktober verwirklichen wolle, hieß es.
Klar wurde an diesem kalten Sommerabend: Wenn es nach den hier versammelten Holtenern geht, soll die HIB-Veranstaltung vom Mittwochabend möglichst den Auftakt bilden zu einer neu befeuerten Holten-Debatte, die möglichst zügig konkrete Ergebnisse liefern soll.