Oberhausen. Als ehemalige Synagoge ist das kleine Haus im Hinterland der Mechthildisstraße in Holten kaum zu erkennen. Die Stadt will mehr daraus machen.

Seit Juli ist die Stadt Oberhausen Eigentümerin der ehemaligen kleinen Synagoge an der Mechthildisstraße in Holten. Das bestätigte Beigeordneter Ralf Güldenzopf der Bezirksvertretung Sterkrade. Dort hatte die SPD einen Sachstandsbericht zum Thema gefordert.

Erste öffentliche Führung schon im September

Wie der Dezernent weiter mitteilte, erarbeitet die Untere Denkmalbehörde zusammen mit anderen zuständigen Stellen ein Konzept für die künftige Nutzung des Gebäudes. Beteiligt seien daran die Gedenkhalle, das Stadtarchiv und die Jüdische Gemeinde Duisburg/Oberhausen/Mülheim. „Wir sind da auf gutem Weg“, erklärte er und sagte zu, das Konzept in der Bezirksvertretung vorzulegen, sobald es vorliegt. Es hätten schon Führungen in dem Gebäude stattgefunden, Anfang September, beim Tag des offenen Denkmals. Stadtverordneter Helmut Broda (SPD) regte an, auch örtliche Vereine darin einzubinden, sofern sie Interesse hätten. Das sagte Güldenzopf zu.

Teilweise lässt sich am Zuschnitt der Räume noch erahnen, dass es sich um ein Gemeindehaus gehandelt hat.
Teilweise lässt sich am Zuschnitt der Räume noch erahnen, dass es sich um ein Gemeindehaus gehandelt hat. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die letzte private Eigentümerin des kleinen Gebäudes hatte 2016 in dieser Zeitung darüber geklagt, sie könne es sich nicht mehr leisten, die Auflagen der Denkmalschützer zu erfüllen. Als sie es Mitte der 1980er Jahre erworben hatte, sei ihr gar nicht bekannt gewesen, dass es sich um ein ehemaliges jüdisches Gotteshaus handelte. Seitdem es unter Denkmalschutz steht, habe sie Pläne wie eine Erhöhung des niedrigen Satteldachs nicht mehr verwirklichen können.

Ein Türmchen an jeder Ecke

Dass es sich um kein ganz gewöhnliches Gebäude handelt, darauf deutet heute lediglich der Oculus, ein kleines rundes Fenster im Giebel, hin. Nach alten Plänen, die inzwischen aufgetaucht sind, besaß das Haus aber ursprünglich an allen vier Ecken kleine Türmchen. Errichtet wurde das Haus 1858. Als Synagoge wurde es nach Angaben des Landschaftsverbandes Rheinland nur bis 1927 genutzt, bis 1936 aber noch als Bethaus. Von den Ausschreitungen der Nazis 1938 blieb es verschont.

Kein Ermessensspielraum für die Denkmalbehörde

Gebäude, die von orts-, technik-, bau- oder kulturgeschichtlicher Bedeutung sind, müssen in die Denkmalliste bei der Unteren Denkmalliste eingetragen werden. Diese Bedeutung muss gutachterlich festgestellt werden. Bei der Entscheidung über die Denkmaleigenschaft hat die Behörde keine Ermessensspielräume. Insbesondere dürfen die wirtschaftlichen Verhältnisse der jeweiligen Eigentümer keine Rolle spielen.

Bauliche Veränderungen an einem Denkmal sind nur noch in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde zulässig. Auch von innen muss ein Denkmal möglichst in seinem Urzustand erhalten bleiben oder so wieder hergestellt werden.

In der Denkmalliste der Stadt Oberhausen trägt die ehemalige Synagoge Holten die Nummer 75. Sie umfasst insgesamt 172 Objekte.

Die ersten jüdischen Bewohner Holtens wurden 1504 erwähnt. 1691 erwarb eine jüdische Familie in Holten ein Begräbnisgrundstück. 1855 zählte die kleine jüdische Gemeinde 31 Angehörige, 1879 bereits 47. 1927 gab es zusammen mit Sterkrade in der Gemeinde 120 Personen jüdischen Glaubens. Die Holtener gehörten zunächst zum Synagogenbezirk Duisburg. Ab 1877 bildeten sie einen eigenen Synagogenbezirk. Angeschlossen waren Ortschaften wie Sterkrade, Beeck, Bruckhausen, Buschhausen, Marxloh und Hamborn.

Zeitweise mit Hamborn zusammen

Weil die außerhalb Holtens lebenden Juden im Synagogenbezirk zahlenmäßig überwogen, nannte sich die Gemeinde ab 1905 Synagogengemeinde Hamborn. 1910 konnten die Holtener und Sterkrader daraus austreten und eine selbstständige Gemeinde bilden. 1933 war die Zahl der Juden in Holten bereits auf zehn Personen gesunken. Weil sie das Gebäude nicht mehr unterhalten konnten, verkauften sie es. Der kleine jüdische Friedhof befand sich an der Vennstraße.