Oberhausen. Durch die Corona-Pandemie fällt ein besonderer Geburtstag im Gdanska aus. Doch verdiente Neptun-Preisträger gibt es in Oberhausen trotzdem.

Eigentlich könnten sie bunte Partyhüte verteilen. Hinter der Siegessäule am Altmarkt blickt eine Gaststätte auf zwei bewegte Jahrzehnte zurück. Doch die Corona-Pandemie hat die Pläne der deutsch-polnischen Kulturgaststätte Gdanska zum runden Geburtstag zunichte gemacht. Konzerte, Ausstellungen, Prozessionen – das alles ist nicht möglich. „Aber 2021 ist auch ein schönes Jahr“, sagt Wirtin Maria Golebiewski bereits verheißungsvoll.

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Trotzdem wird eine gute Tradition schon jetzt weitergetragen. Seit 2002 vergibt das Gdanska einen deutsch-polnischen Freundschaftspreis, die Neptun-Statuette. Die Trophäe ist dem markante Neptun-Brunnen in der polnischen Stadt Danzig (Gdansk) nachempfunden. Seit einigen Jahren schmücket die Wirtsfamilie am Altmarkt mit einem kleineren Replikat auch ihren Biergarten.

Walter Kurowski schlug die Brücke

Einer, der das Original in der polnischen Hafenstadt erst kürzlich fotografisch in Szene gesetzt hat, ist Friedhelm Grosse. Der Oberhausener Fotograf wird die Neptun-Statuette am Samstag, 8. August, ab 19 Uhr in einem kleinen Kreis von geladenen Gästen in Empfang nehmen. „Polnische Kunst, Musik und Theater hat mich schon früh in ihren Bann gezogen, als ich in den 70er-Jahren das Land von Sopot über Danzig, Warschau bis in die Karpaten bereiste“, sagt Friedhelm Grosse. Seine Eindrücke landete damals in einer WAZ-Reportage.

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Sein verstorbener Freund und Jazzkarussell-Erfinder Walter „Kuro“ Kurowski, übrigens der erste Preisträger der Neptun-Statuette vor 18 Jahren, schlug die Brücke schließlich zur Kulturkneipe – bereits kurz nach deren Eröffnung. Grosse fotografierte namhafte Künstler, beteiligte sich an Gedenkveranstaltungen und stellte am Altmarkt aus. Sein künstlerisches Wirken habe zur Verbesserung des deutsch-polnischen Verhältnisses beigetragen, heißt es in der Jurybegründung.

Seine erste Reaktion auf die Neptun-Ehre? „Ich habe gefragt: Muss das sein?“, sagt der Fotograf mit einem Augenzwinkern. Die Bühne sei nicht seine Welt, eher der Platz hinter der Kamera. Doch die Freude ist dennoch groß. Was am Altmarkt für die deutsch-polnische Verständigung geleistet werde, sei aller Ehren wert.

Auszeichnung als politisches Zeichen

Das passt zur Intention der Preisverleihung. Nicht nur Personen, die vorne stehen, sondern auch wichtige Kämpfer aus der zweiten Reihe sollen anerkannt werden. Das gilt ebenso für den zweiten „Neu-Neptun“, Andreas Hübsch. Der Journalist wird für seine Verdienste um die polnische Community in Deutschland ausgezeichnet. Hübsch bringt als Mitbegründer und Verleger das polnischsprachige Magazin „Samo Zycie“ heraus.

Sitzplatz-Konzert nach der Übergabe

Die Neptun-Statuette wird im Gdanska in diesem Jahr nach Corona-Regeln nur in einem kleinen Kreis übergeben. Auch Oberbürgermeister Daniel Schranz und der polnische Konsul Aleksander Gowin werden erwartet.

Die Zeremonie beginnt am Samstag, 8. August, um 19 Uhr für geladene Gäste. Danach gibt es ein Sitzplatz-Konzert mit der Gruppe Manukai für alle im Biergarten. Um Tisch-Reservierungen wird gebeten, 0208-62 01 375.

Darin legt der Medienschaffende wert auf eine ausgewogene Berichterstattung mit einem Blick auf die deutsche und polnische Politik. „Das Geschehen in Polen wird kritisch beurteilt. Zugleich findet sich in der Berichterstattung auch die Liebe zum Land wieder.“

Die Neptun-Statuette soll nicht nur Verdienste um die deutsch-polnische Freundschaft hervorheben, sondern auch ein politisches Zeichen setzen. „Vorurteile zwischen Deutschen und Polen möchten wir bei beiden Nationalitäten abbauen“, sagt Maria Golebiewski. „Wir dürfen nicht schweigen, wenn andere die Gesellschaft spalten wollen.“