Oberhausen. Die Kabinettsausstellung zur Sammlung O. im Schloss Oberhausen wirbt um Paten für die „All about Shoes“-Schau. Einige Wünsche sind noch unerfüllt.

Kunst muss nicht immer superteuer sein. Doch wenn ein Museum wie die Ludwiggalerie so gar keinen eigenen Einkaufsetat hat, dann können selbst kleinere Gaben sehnliche Wünsche erfüllen. Für das erfolgreiche Ausstellungsprogramm im Schloss Oberhausen ist es zum Glück keine Voraussetzung, die gezeigten Werke auch zu erwerben. Doch Christine Vogt beschreibt es als „unser Anliegen, dass wir unseren kleinen Kunstbesitz lebendig halten.“

So hat die Direktorin der Ludwiggalerie mit Jennifer Liß als Kuratorin wieder ein Kabinett zur „Sammlung O.“ eingerichtet, parallel zur großen Foto-Retrospektive von Rudolf Holtappel, dem umfänglichsten städtischen Kunstbesitz. Der Untertitel „Alte Schätze – neue Wünsche“ sagt’s bereits: Es ist ein Raum gewordener „Wunschzettel“. In einem Ausstellungsbetrieb, der sich seit März Vernissagen, Führungen und Vorträge versagen musste – dies alles läuft nun vorsichtig wieder an – fehlte allerdings die Chance, mit möglichen Kunstpaten direkt ins Gespräch zu kommen.

Alte Latschen und rote Treter: „Die Sammlung O
Alte Latschen und rote Treter: „Die Sammlung O" in der Ludwiggalerie bietet zugleich eine kleine Vorschau auf die 2021er Ausstellung „All about Shoes“. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Doch die Oberhausener halten auch so zu ihrer Ludwiggalerie: Ein Gutteil des „Wunschzettels“ ist bereits abgehakt. Andere Werke – sei es im Rückblick auf Ausstellungen zu Pop Art und den Fotos von Linda McCartney oder im Vorgriff auf die 2021er Schau „All about Shoes“ – warten noch auf spendable Paten.

Antwort auf die Schlagzeile „Wir sind Papst“

Beispiele gefällig? Schon für 130 Euro gehört „Ben“ der Ludwiggalerie. Den goldglänzenden, in frommer Andacht versunkenen Zwerg schuf Ottmar Hörl 2005 als Reaktion auf die Schlagzeile „Wir sind Papst“. Der Künstler selbst nennt den Zwerg „ein soziologisches Phänomen“ – von uralter Mythologie bis zum hassgeliebten Gartenzwerg. Ein handliches Medium für pointierte Zeitkommentare.

Eine Bronzeskulptur aus ganz anderem Kontext zählt mit 1450 Euro zu den teuersten Gaben auf der Wunschliste. Dabei ist bei diesem (ebenfalls vergoldeten) Bildnis aus der Zeit um 1900 nicht einmal der Name des Künstlers überliefert. Bedeutungsvoller für dieses Werk des tibetischen Buddhismus ist, wen es zeigt: Der um 1400 lehrende Gyeltsab Dharma Rinchen gilt als großer Reformer des klösterlichen Lebens im Himalaya. Und ausgerechnet diesen barfüßigen Lama wünscht sich die Ludwiggalerie für ihre große Schuh-Schau.

Der barfüßige, um 1400 wirkende tibetische Gelehrte Gyeltsab Dharma Rinchen ist als Bronzeskulptur der teuerste Kunst-Wunsch der Ludwiggalerie.
Der barfüßige, um 1400 wirkende tibetische Gelehrte Gyeltsab Dharma Rinchen ist als Bronzeskulptur der teuerste Kunst-Wunsch der Ludwiggalerie. © Ludwiggalerie

Gemälde und kleinere Skulpturen des sächsischen Symbolisten Max Klinger (1857 bis 1920) erzielen auf Aktionen fünfstellige Preise. Das gilt auch für komplette Mappen seines Zyklus’ „Ein Handschuh“. Passenderweise wirbt die Ludwiggalerie mit der Radierung „Wünsche“ um einen Paten, dem das schlanke Hochformat 480 Euro wert ist. Mit der wie eine Novelle von gründerzeitlich verhaltener Erotik aufzublätternden „Handschuh“-Serie machte sich der erst 21-jährige Klinger in der kaiserzeitlichen Kunstwelt einen Namen.

Der linkshändige Wundergitarrist im Farbenrausch

90 Jahre jünger (und 80 Euro günstiger) ist Martin Sharps Siebdruck mit dem Titel „Explosion“: In psychedelischem Farbenrausch lässt der Australier (1942 bis 2013) das Spiel von Jimi Hendrix grafisch explodieren. Das Vorbild für sein Motiv schuf Linda McCartney, als sie den linkshändigen Wundergitarristen bei einem Festival-Auftritt im Central Park fotografierte – eine der raren Konzertaufnahmen der Rock-Porträtistin.

Kunst braucht Unterstützer

In ungewöhnlichen Zeiten ist gerade die Kunst auf Unterstützung angewiesen. Wer eine Kunstpatenschaft übernehmen möchte, kann eine Mail an ludwiggalerie@oberhausen.de schreiben – oder sich direkt im Schloss Oberhausen an der Kasse oder im Museumsshop melden.

Die Kabinettsausstellung zur „Sammlung O.“ inklusive der „Wand der Wünsche“ bleibt bis zum 6. September im Großen Schloss zu sehen – parallel zur Holtappel-Retrospektive „Die Zukunft hat schon begonnen“. Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, für Familien 12 Euro.

Wer mit einer Patenschaft den städtischen Kunstbesitz mehrt, wird von der Ludwiggalerie immer – falls gewünscht – in Verbindung mit dem Werk genannt.