Oberhausen. Das Oberhausener City-O-Management möchte Händlern, Dienstleistern und Veranstaltern aus der Corona-Krise helfen. Gespräche mit der Stadt laufen.
Auf der Marktstraße herrscht reges Treiben. Eine Mutter mit ihren zwei Kindern kommt mit gefüllten Einkaufsbeuteln aus einem Bekleidungsgeschäft, Freundinnen bummeln durch einen Schuhladen, zwei Kinder stehen vor dem Eiscafé und warten auf ihre Portion Zitroneneis. Ein normaler Sommertag in der Oberhausener Innenstadt, möchte man meinen. Doch noch immer ist nichts normal in diesen Tagen. Die immer noch anhaltende Corona-Pandemie ist auch in der City allgegenwärtig. Wie ist die Stimmung? Wie geht es weiter? Wie geht es den Geschäftsleuten?
Die Situation bleibe stressig, sagt Axel Schmiemann, Inhaber des gleichnamigen Uhrengeschäfts an der Elsässer Straße und Vorsitzender des City-O-Managements. Ob Einzelhandel, Gastronomie oder Dienstleister – jeder sei betroffen. „Und jeder ist anders betroffen.“ Er habe mit vielen Kollegen der Innenstadt gesprochen, um die Lage zu sondieren. Die Erfahrungen sind durchaus unterschiedlich.
Umsatzeinbußen und Kurzarbeit
Probleme liegen auf der Hand: Geschäfte, die keine Lebensmittel oder andere wichtige Produkte für das tägliche Leben im Sortiment hatten, mussten während des Shutdowns schließen. Das bedeutet erhebliche Umsatzeinbußen, Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit geschickt werden, Zulieferer kommen zum Teil mit der unterbrochenen Produktion nicht hinterher. Noch hat kein Geschäft in der Innenstadt wegen der Pandemie geschlossen, doch die Sorgen sind groß.
Daher habe sich der Verein City-O-Management bereits mit der lokalen Gastronomie, mit Veranstaltern, Kulturschaffenden, Immobilieneigentümern und Unternehmern ausgetauscht. Jetzt suche man das Gespräch mit der Stadt, um zu erörtern, wie das Rathaus helfen kann. Ideen sind vorhanden: Großzügigere Genehmigungen für Außengastronomie oder eine Unterstützung bei Veranstaltungen. „In der City sind wir schwierige Situationen gewohnt und leidgeprüft. Da haut uns auch Corona nicht um“, sagt Axel Schmiemann. Doch Rahmenbedingungen müssten nun verbessert werden.
Senkung der Mehrwertsteuer ab Juli
Um dem Handel unter die Arme zu greifen, hat die Regierung beschlossen, die Mehrwertsteuer ab Juli für ein halbes Jahr zu senken. Axel Schmiemann ist da skeptisch. Er glaubt nicht, dass „ängstliche und zögerliche Konsumenten ihre Kaufzurückhaltung aufgeben werden.“ Die praktische Umsetzung der Mehrwertsteuersenkung sei für den Einzelhandel zudem mit einigem Aufwand verbunden. „Mit einem einfachen Klick oder der Eingabe eines Befehls in die elektronische Ladenkasse ist es in den meisten Fällen nicht getan.“
Wie viel Aufwand die jeweiligen Geschäfte betreiben müssen, sei auch jetzt, wenige Tage vor der Umsetzung der Steuersenkung, noch nicht klar. Weiterhin sind es vor allem die noch abschätzbaren Langzeit-Folgen der Corona-Krise, die Voraussagen über die geschäftliche Entwicklung unmöglich machen. So trifft die „Corona-Delle“, wie Selina Marquardt sie nennt, auch das Blumengeschäft Floristeria – aber zeitverzögert. Marquardt betriebt den liebevoll eingerichteten Laden gemeinsam mit ihrer Schwester. Blumen, Gestecke, kreative Deko-Artikel, kleine Möbelstücke und Schmuck, sind im Sortiment. Ein wichtiger Geschäftszweig: Brautsträuße und Blumengestecke für Hochzeiten. „Jetzt ist Hauptsaison zum Heiraten, doch viele Kunden haben ihre Hochzeiten wegen der Krise verschoben“, sagt Selina Marquardt.
Werbung über Facebook und Instagram
Die Schwestern bereiten schon jetzt den „Worst Case“ vor, also den ungünstigsten Fall, der eintreten könnte. Sollte eine zweite Corona-Welle und ein noch strengerer Lockdown kommen, wäre auch ein Fenster-Verkauf an der Langemarkstraße möglich, um das für die Floristeria so wichtige Weihnachtsgeschäft nicht zu gefährden. Ein Pfund ist ihre Werbestrategie, denn die war auch schon vor der Corona-Krise modern und digital ausgerichtet: Über die sozialen Medien Facebook und Instagram veröffentlichen sie Fotos ihrer Ideen – und locken so gezielt Kunden.