Oberhausen/Essen. Wie sieht die Zukunft des Einkaufens aus? Spitzenleute des Oberhausener Einzelhandels lauschten in Essen einem Top-Experten zu diesem Thema.
Kann Oberhausen etwas von einem der Top-Manager des deutschen Einzelhandels lernen? Diese Frage stellte sich jetzt in der Philharmonie Essen, als der Handelsverband Ruhr zum Jahresempfang mit Stephan Fanderl, Vorstandschef der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, einlud. Unter den Gästen: Marktstraßen-Manager Michael Grundmann, CityO-Management-Vorsitzender Axel Schmiemann und seine Vorstandskollegen Stephan Hülskemper und Wolfgang Wonsyld sowie Robbie Schlagböhmer und Axel Lambertz für die Spitze der Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig); ebenso als Gast aus Oberhausen dabei: Ex-City-Manager Franz-Josef Muckel.
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Stephan Fanderl legte in seinem Vortrag sogleich volles Tempo vor und skizzierte ein betont optimistisches Bild der Warenhaus-Zukunft. Allerdings müsse sich das Warenhaus als wichtiger Teil der Innenstadt in gewisser Weise neu erfinden. Es müsse zu einer „Omni-Channel-Adresse“ für den Einkauf werden und sich als Entdecker- und Probier-Marktplatz präsentieren, denn der Kunde der Zukunft kaufe sowohl stationär im herkömmlichen Handel als auch online ein. Man müsse und werde dieser Zweigleisigkeit des künftigen Shoppings konsequent Rechnung tragen, erläuterte Fanderl seine Strategie.
Vertrauen in den Standort Sterkrade
Stig-Vorsitzender Robbie Schlagböhmer ist mit seinem Reisebüro in Sterkrade von der Steinbrinkstraße an den Kleinen Markt umgezogen.
Er habe dort einen 10-Jahres-Mietvertrag unterzeichnet, erklärte Schlagböhmer am Rande des Jahresempfangs unserer Redaktion. „Das hätte ich nicht gemacht, würde ich nicht an den Standort Sterkrade glauben.“
Das konnten die Oberhausener durchaus als Bestätigung für bereits absolvierte lokale Debatten werten. So verfügt zum Beispiel das Schuhhaus Lambertz längst über eine Online-Präsentation, wie Axel Lambertz erläuterte. Der Sterkrader ist Mitglied in einer Best-Practise-Arbeitsgruppe seiner Branche, die regelmäßig tagt und dabei Zukunftsstrategien entwirft. Neben der Online-Präsenz zählt dazu für Axel Lambertz auch die Verbesserung der Beratungsqualität und des Services, indem er zum Beispiel orthopädische Fachleistungen zusätzlich anbietet. Was Fanderl für sein großes Unternehmen skizziert, versuchen die Mittelständler in Oberhausen also teils bereits in der Praxis - und das mit Erfolg.
Neues Wohnen in der Innenstadt
Stephan Fanderl beschränkte sich in seinen umfangreichen Ausführungen nicht allein auf das reine Handelsgeschäft, sondern nannte auch Eckpunkte für eine erfolgreiche Innenstadtzukunft: mehr Menschen etwa, die direkt in der City wohnen, oft auch in kleiner werdenden Wohnungen im Vergleich zu früher. Da fielen den Oberhausener Zuhörern sofort die neuen Bauprojekte etwa an der Gutenbergstraße oder an der Hermann-Albertz-Straße ein, nicht zu vergessen: die Wilhelmstraße in Sterkrade. Was der Top-Manager als Vision und Ziel entwarf, ist also teils bereits in der lokalen Oberhausener Strategie umgesetzt oder als Ziel notiert: die Wiederbelebung und besserere soziale Durchmischung von Innenstadtquartieren.
Aufmerksam hörte auch Marktstraßen-Manager Michael Grundmann der Rede von Fanderl zu. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte Grundmann, dass es wohl keinen Sinn mache, für die Marktstraße die Wiederansiedlung eines großen, klassischen Kaufhauses anzustreben. Diese Ära sei in Alt-Oberhausen wohl vorbei. Doch der Mehrkanal-Einkauf vor Ort in der Filiale und online am Tablet daheim werde die Zukunft des Einzelhandels prägen, bestätigte der Oberhausener. Im Online-Handel explodierten die Umsätze buchstäblich, im stationären Verkauf gingen sie vielfach dramatisch zurück. Eine gute Zukunft für den stationären Handel an der Marktstraße könne es nur verbunden mit attraktivem Online-Shopping geben.
Und Fanderl vergaß dabei auch die Umwelt und den Kampf gegen den Klimawandel nicht: Auf der letzten Meile könnten zum Beispiel Lastenfahrräder oder E-Transporter zum Einsatz kommen - oder der Kunde hole die bestellte Ware selbst im Geschäft ab, „wenn er sowieso in der Stadt ist“.