Oberhausen. Oberhausen hat jetzt ein „Haus des Jugendrechts“: Polizei, Staatsanwälte und Jugendhilfe arbeiten zusammen, um Jugendkriminalität zu vermeiden.

Nach Jahren der Planung und der Suche nach einem geeigneten Standort ist es soweit: Die Stadt Oberhausen eröffnet in der Innenstadt eine Anlaufstelle für junge Straftäter. Im Gebäude der Alten Post ist das „Haus des Jugendrechts“ in direkter Nähe zu Hauptbahnhof, Polizeipräsidium und Amtsgericht entstanden.

Hier arbeiten rund 40 Beschäftigte von Jugendgerichtshilfe, Polizei und Staatsanwaltschaft unter einem Dach, um straffällig gewordene Kinder und Jugendliche möglichst schnell wieder von der schiefen Bahn zu holen. Erste konkrete Pläne über eine Ansiedlung einer solchen Einrichtung in der City lagen bereits Ende 2018 vor, am Freitag (4. September) wird sie nun offiziell von NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) eröffnet.

Den Mietvertrag über rund 1500 Quadratmeter Bürofläche hatten Oberbürgermeister Daniel Schranz, Polizeipräsident Alexander Dierselhuis und der Beigeordnete für Öffentliche Ordnung und Immobilien, Michael Jehn, im Juni unterzeichnet.

Zusammenarbeit soll Verfahren beschleunigen

„Im Haus des Jugendrechtes arbeiten künftig alle Behörden übergreifend zusammen. Das ist eine große Chance für die Jugendlichen selbst, aber auch für unsere Gesellschaft“, sagte Oberbürgermeister Daniel Schranz bei der Vertragsunterzeichnung. Gemeinsames Ziel sei es, „gefährdete Kinder und Jugendliche vor kriminellen Karrieren als Intensivtäter zu schützen und den Weg in ein straffreies Leben zu ebnen“, so Schranz weiter.

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Nach Schätzung der Jugendgerichtshilfe betrifft dies in Oberhausen rund 200 junge Menschen, die bereits straffällig geworden sind, aber ausdrücklich (noch) keine Intensivtäter sind. Das soll in Zukunft durch eine bessere Zusammenarbeit so früh wie möglich verhindert werden.

Die Pädagogen der Jugendgerichtshilfe (10,5 Stellen), die zuvor an der Danziger Straße arbeiteten, kümmern sich um die jugendlichen Straftäter und bringen soziale und erzieherische Aspekte in die Strafverfahren ein. Sie erhalten nun Unterstützung von 21 Polizeibeamten des Kriminalkommissariats 12 (Rauschgift- und Jugendkriminalität) sowie von Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft. So sollen kurze Behördenwege möglich und die Verfahren und Entscheidungen beschleunigt werden.

In Oberhausen entsteht landesweit fünftes „Haus des Jugendrechts“

Für Polizeipräsident Alexander Dierselhuis sind schnelle Verfahren und die Vernetzung der zuständigen Stellen die beiden wichtigsten Säulen bei der präventiven Bekämpfung der Jugendkriminalität: „Auffällige Jugendliche sollen merken, dass sie unter Beobachtung stehen um die Folgen ihrer Tat sofort zu spüren.“ Bei der Zusammenarbeit beschleunige die Digitalisierung sicherlich vieles, der persönliche Austausch und die enge Zusammenarbeit aller Akteure seien für den Polizei-Chef aber „der Schlüssel zum Erfolg“.

Bereits 2009 in Oberhausen diskutiert

Bereits im Jahr 2009, kurz nach Einführung des Modells in NRW, wurde das „Haus des Jugendrechts“ auch für Oberhausen diskutiert.

Heide Flachskampf-Hagemann, damals Präsidentin der Oberhausener Polizei, warb für das Konzept. Die Stadt war zunächst skeptisch.

Oberhausen ist nicht die erste Stadt in Nordrhein-Westfalen, die durch ein „Haus des Jugendrechts“ die Jugendkriminalität eindämmen will. Landesweit gab es bereits vier solcher Einrichtungen, die meisten im Ruhrgebiet. Vor zwei Jahren hat die Stadt Essen ein „Haus des Jugendrechts“ eröffnet. Dortmundhat bereits eins, ebenso die Städte Köln und Paderborn. Den Anfang machte in den 1990er Jahren die Stadt Stuttgart mit einem Pilotprojekt. In Nordrhein-Westfalen wurde das Modell 2009 eingeführt.