essen. . Staatsanwälte, Kripobeamte und Jugendgerichtshilfe-Mitarbeiter ziehen unter ein Dach. Gemeinsam wollen sie gegen junge Intensivtäter vorgehen.

Die Bürofenster mit Sicherheitsglas sind bereits verbaut, bald rollen die Möbelwagen an der Alfredstraße 68-72 vor: Essens neues „Haus des Jugendrechts“ wird in Kürze an den Start gehen. „Wir sind auf der Zielgeraden“, sagte der Chef des städtischen Jugendamts, Ulrich Engelen, jetzt auf Nachfrage.

Voraussichtlich Ende des Monats können die ersten Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe, der polizeilichen Ermittlungsgruppe Jugend und der Staatsanwaltschaft ihre Arbeit der kurzen Behördenwege unter einem Dach aufnehmen, um jugendliche Intensivtäter in dieser Stadt wirksamer in die Schranken zu weisen.

Die komplette Jugendgerichtshilfe des Jugendamts mit gut einem Dutzend Mitarbeitern, die Ermittlungsgruppe Jugend der Polizei mit zwölf Beamten und zwei Staatsanwälten werden künftig Tür an Tür arbeiten, um Verfahren und Entscheidungen zu beschleunigen. Der schnelle Vollzug des Strafrechts ist dabei genauso das Ziel wie den jungen Menschen, die auf die schiefe Bahn geraten sind, wieder eine Perspektive zu geben, heißt das gemeinsame Credo der beteiligten Behörden.

Spürbare Auswirkungen auf die Gesamtkriminalität

Gelingt es, das delinquente Verhalten junger Intensivtäter zu reduzieren, würde sich das spürbar auf die Gesamtkriminalität im Essener Stadtgebiet auswirken. Denn die 90 bis 120 jungen Kriminellen, die Jahr für Jahr bis zu einem Alter von in der Regel 21 Jahren unter der Betreuung der polizeilichen Ermittlungsgruppe Jugend stehen, begehen 70 bis 80 Prozent aller Straftaten in ihrer Altersgruppe, heißt es bei der Polizei. Ziel sei es deshalb, die Wiederholungstäter rechtzeitig aufs richtige Gleis zu setzen, oder Delikte zu unterbinden, indem die Unverbesserlichen unter ihnen die ganze Härte der Strafverfolgung trifft – bis hin zum Freiheitsentzug.

Alle Verfahrensbeteiligten werden im „Haus des Jugendrechts“ regelmäßig zu sogenannten Fallkonferenzen zusammenkommen, in denen sie beraten, wie mit jedem einzelnen ihrer Schützlinge umzugehen ist. Gerade jugendliche Straftäter, das zeigen Erfahrungen, brauchen nach einem Fehltritt möglichst fix einen Schuss vor den Bug.

Nicht zu Dauerkunden der Strafverfolger werden

Nur eine massive Richtungsänderung kann manche wieder auf Kurs bringen, bevor sie zu Dauerkunden der Strafverfolger werden. Der Schlüssel zum Erfolg sind deshalb deutlich beschleunigte Verfahren, die durch die engere Zusammenarbeit und den schnelleren Austausch unter einem Dach im „Haus des Jugendrechts“ Realität werden sollen.

Denn allzu häufig zieht zwischen einer Straftat und einem Gerichtstermin so viel Zeit ins Land, dass ein jugendlicher Angeklagter kaum noch weiß, warum er eigentlich vor einem Richter sitzt.