Oberhausen. Der innerstädtische Filmpalast lässt seinen Gästen „Wohlfühl-Zonen“ mit gebührendem Abstand. Der größte Saal fasst so nur noch 100 Zuschauer.

Zwei Wochen hat sich das Team des Lichtburg Filmpalastes Zeit gegeben, um alle Abläufe nach den Standards des Seuchenschutzes durchzuplanen und einzuüben – und nicht zuletzt, um die „Wunschfilme“ der geschätzten Gäste zu erfragen. Denn neue Filme sind in diesem Sommer ein rares Gut: Die Pandemie hatte seit März auch die Traumfabriken von Hollywood bis Mumbai stillgelegt.

So blickt denn auch Petra Rockenfeller als Theaterleiterin schon ein bisschen bang „auf nächstes und übernächstes Jahr“ – denn im fein abgestimmten Räderwerk der großen Studios sind so ziemlich alle Zeitpläne knirschend auf Stopp gestellt worden. Die Lichtburg-Crew dagegen will sich für ihre Gäste „ganz gemütlich ins normale Leben zurücktasten“.

Ein Gratis-Kurzfilm zum Kino-Kennenlernen

Zwar gibt’s weiter die Kinokasse – doch die Lichtburger bitten ihre Gäste, möglichst die Tickets online zu kaufen. Es kostet auch keine Vorverkaufsgebühr mehr. Zudem lassen sich so auch gleich die nötigen Kontaktdaten hinterlegen.

Ein Extra-Schmankerl im kleinsten Saal der Lichtburg nennt sich „kurz zurück ins Kino“: Wer nur mal das neue/alte Kinogefühl ausprobieren möchte, kann dort stündlich gratis einen Kurzfilm sehen.

Konkret: Die Theaterleitung sorgt für Abstand. Paare dürfen Lehne an Lehne sitzen – doch selbst der imposante größte der fünf Säle wird nur maximal 100 Zuschauer aufnehmen. Petra Rockenfeller ist überzeugt: Die Kinogänger brauchen noch „eine Wohlfühl-Zone“, die sie ganz für sich haben.

Endlich nicht mehr allein im Kino: Petra Rockenfeller bietet dem Lichtburg-Publikum zum Neustart ein Wunschprogramm.
Endlich nicht mehr allein im Kino: Petra Rockenfeller bietet dem Lichtburg-Publikum zum Neustart ein Wunschprogramm. © FUNKE Foto Services | Ute Gabriel

Um nun die Lichtburg wieder abheben zu lassen, ist der Superheld im Fledermauskostüm auf jeden Fall ein symbolkräftiger Pate: Wie zugkräftig „Batman Begins“ nach 15 Jahren ist, wird sich nun zeigen. Der fünfte Film der Reihe – mit Christian Bale in der Titelrolle und mit Christopher Nolan als Regisseur ein besonders starkes Team – erzählt von der Batman-Werdung des Millionenerben Bruce Wayne. Der sucht zunächst Erleuchtung und die Feinheiten der Kampfkunst in einem tibetanischen Kloster.

Im Zweitakt-Geknatter an die Ostsee

Dort lässt sich Bruce von dem zwielichtigen Lehrmeister Henri Ducard ausbilden – doch er flieht nach Ende des Trainings, um nicht den blutigen Weg der Schattenkrieger zu beschreiten. Zurück in Gotham City bekämpft er das Verbrechen auf seine eigene Art und mit Hilfe von Hightech-Waffen aus der Rüstungsfirma seines ermordeten Vaters. Als Batman verbündet er sich mit Jim Gordon, einem der wenigen aufrechten Cops von Gotham City, und zieht gegen den alles korrumpierenden Unterweltboss Carmine Falcone und Super-Schurke Scarecrow in den Kampf. Die schwarzen Schwingen verdunkeln die Lichtburg-Leinwand von Donnerstag bis Samstag, jeweils um 19 Uhr.

Das Dream-Team zweier chronisch Unerwachsener: Lars Eidinger  (li.) und Bjarne Mädel knattern als verkrachte Brüder mit „25 km/h“ von Schwaben an die Ostsee.
Das Dream-Team zweier chronisch Unerwachsener: Lars Eidinger (li.) und Bjarne Mädel knattern als verkrachte Brüder mit „25 km/h“ von Schwaben an die Ostsee. © dpa | Sony Pictures

Leichtere Kino-Kost mit einer funkelnden Pointendichte garantiert das Mofa-Roadmovie „25 km/h“, genial besetzt mit Bjarne Mädel und Lars Eidinger. Auf den uralten, klapprigen Mofas ihrer Jugend machen sich zwei gründlich verkrachte Brüder auf eine Versöhnungstour quer durch Deutschland. Markus Gollers eigenwilliges Roadmovie lebt von seiner entspannten Gangart und seinen ebenso entspannten Hauptdarstellern. Das Zweittakt-Geknatter zündet am Samstag und Sonntag um 17 Uhr.

Vier Oscars für die fernöstliche Satire

Der dritte Neustart-Film der Lichtburg war der vierfache Überraschungssieger der jüngsten Oscar-Verleihungen: „Parasite“ erzählt der koreanische Regisseur Bong Joon Ho als anfangs komische, später immer tragischere Satire. Verwegen mixt der fernöstliche Meister die Genres, um gesellschaftliche Missständen zu geißeln. Ganz unten beginnt der Film, in der Wohnung der Kis, während oben die Parks leben.

Vierfach Oscar-vergoldet: Bong Joon Hos grimmige Satire „Parasite“ um die koreanische Kleingaunerfamilie Ki.
Vierfach Oscar-vergoldet: Bong Joon Hos grimmige Satire „Parasite“ um die koreanische Kleingaunerfamilie Ki. © dpa | Koch Film

Wenn ein Wolkenbruch die Stadt unter Wasser setzt, wird diese Metapher noch deutlicher: Oben werden nur die Fenster nass, unten versinkt das Tiefparterre der Kis in schmutzigem Wasser. Den armen Kis mag man daher zunächst ihren Hang zum Kleinganoventum nachsehen. Doch auch die Parks – bei denen sie sich „parasitär“ einschleichen – sind keine unsympathischen Neureichen, sondern höfliche Arbeitgeber und liebende Eltern. Allerdings wundern sie sich über den strengen Kellergeruch ihrer neuen Angestellten mit den gut gefälschten 1a-Empfehlungen. In der Lichtburg am Samstag und Sonntag um 18 Uhr.

Clint Eastwood unter den ersten Neustarts

Nach drei Wunschfilm-Wochen wird’s am Donnerstag, 2. Juli, die ersten Neustarts geben – und zwar mit dem während der Berlinale im Februar ausgiebig gefeierten modernen „Undine“-Märchen. Und mit der neuesten Regiearbeit des unermüdlich produktiven Clint Eastwood, der mit zarten 90 Jahren nun „Der Fall Richard Jewell“ vorlegt. Das Klassiker-Programm, verspricht Petra Rockenfeller, „wird bei uns aber seinen festen Platz finden“.