Oberhausen. Ein neues Wegenetz soll Oberhausen attraktiver für Radfahrer machen. Dafür kommen jetzt viele Straßen auf den Prüfstand – zulasten der Autofahrer.

Um Oberhausen noch fahrradfreundlicher zu gestalten, will die Stadtverwaltung künftig ein Radverkehrsnetz einrichten, welches die Stadtteile und wichtige Einrichtungen besser miteinander verbindet. Dafür sollen zusätzliche neue Radwege gebaut werden.

Die Verwaltung will dazu Straßen im gesamten Stadtgebiet überprüfen, die bislang weder über einen Radfahrstreifen noch ein Tempolimit verfügen. Ist ein neuer Radweg verkehrstechnisch und baulich nicht umsetzbar, soll die Geschwindigkeit zulasten der Autofahrer reduziert werden.

Oberhausen plant neues Radverkehrsnetz

„Wir wollen mit einem attraktiven Radverkehr eine gleichwertige Alternative zum Auto anbieten und so die Umwelt schonen, aber auch zur Lebensqualität in der Stadt beitragen“, sagt Mobilitätsdezernentin Sabine Lauxen. „Deshalb müssen wir zunächst dafür sorgen, dass die Menschen im Alltag sicher und schnell mit dem Fahrrad von A nach B kommen“

Sicherheit für Radfahrer verbessern

Das Vorhaben der Verwaltung geht auf einen Antrag der Grünen im Rat mit dem Titel „Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer“ (A/16/4118-01) aus dem Jahr 2018 zurück.

Viele der vorgeschlagenen Ideen sollen nun in das Radverkehrskonzepts übergehen, welches Teil des übergeordneten Mobilitätskonzepts der Stadt ist.

Ziel des Mobilitätskonzeptes ist es, die Aufenthalts-, Wohn- und Lebensqualität und die Verbindungen zwischen den Stadtteilen sowie den Nachbarstädten unter Berücksichtigung aller Verkehrsarten (Auto, Rad, Fuß, ÖPNV) zu verbessern. Neben der Verkehrsplanung geht es darin auch um klimaschutzrelevante Aspekte sowie um Gesundheitsförderung und Barrierefreiheit.

Aber geht das überhaupt in der „Autostadt“ Oberhausen, in der Parkraum heilig ist und weitere Tempo-Limits das Vorankommen bremsen? „Wir werden das nicht mit der Brechstange durchziehen und den Autofahrern vor den Kopf stoßen. Natürlich brauchen wir Akzeptanz und werden die Bürger an dem Planungsprozess beteiligen“, macht Lauxen klar.

Nach Vorstellung der Verwaltung könnten Stadtteile und Zentren, Schulen, Krankenhäuser, Freizeiteinrichtungen und Parks durch ein zusammenhängendes Radverkehrsnetz aus neuen Wegen und Tempo-30-Zonen einfacher mit dem Rad erreicht werden als mit dem Auto. Dabei soll das Netz in ein System aus Hauptrouten, Nebenrouten und Ergänzungsrouten unterteilt werden.

Novelle der Straßenverkehrsordnung schafft neue Spielräume

Die Routen sollen unterschiedlichen Ausbaustandards entsprechen. So könnte eine Hauptroute zwischen zwei Stadtteilzentren mit speziellen Radschnellwegen oder geschützten Radstreifen („Protected Bike Lanes“), wie man sie aus den Niederlanden kennt, ausgestattet werden. Bei Neben- und Ergänzungsrouten würden weniger aufwendige Radfahr- und Schutzstreifen eingerichtet, die etwa durch neue Fahrbahnmarkierungen vom übrigen Verkehr abgegrenzt werden. Welche Straßen und Strecken in Frage kommen, ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch völlig offen.

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Die jüngste Novelle der Straßenverkehrsordnung spielt der Stadt bei ihrem Vorhaben zusätzlich in die Hände. „Wir haben dadurch neue Spielräume, die wir nun bei der Planung berücksichtigen werden“, betont Lauxen. So ließen sich dank der neuen Verkehrsregeln etwa temporeduzierte Fahrradzonen einrichten. Auch der grüne Pfeil, der eine Vorfahrt nur für Radfahrer erlaubt, soll kommen.

Grüner Pfeil für Radfahrer startet auf Teutoburger Straße

„Wir prüfen gerade die Einführung des Grünen Pfeils auf der Teutoburger Straße und der Bebelstraße“, sagt Dezernentin Lauxen. Wann es soweit sein wird, ist bislang noch nicht klar. Man wolle an ein bis zwei Stellen erste Erfahrungen mit dem neuen Verkehrsschild sammeln und dann über eine Ausweitung auf weitere Standorte entscheiden.

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Die Maßnahmen sollen zusammen mit einem konkreten Zeitplan in Oberhausens erstem Radverkehrskonzept gebündelt werden. Das Konzept soll voraussichtlich Ende des Jahres fertig werden und anschließend vom Rat beschlossen werden.

Will Oberhausen damit zum zweiten Münster werden? „Das ist noch Zukunftsmusik“, sagt Lauxen. „Wir sind aber auf dem Weg zu einer umweltfreundlichen und leistungsfähigen Mobilität und hier spielt der Radverkehr eine wichtige Rolle.“