Oberhausen. Einen unerwarteten Anmelde-Boom erleben in diesem Jahr die Oberhausener Realschulen. Trotz zusätzlicher Klassen müssen sie Schüler ablehnen.

Zwei von drei Oberhausener Realschulen dürfen nach dem Sommer mehr Schüler aufnehmen, als eigentlich festgelegt. Das hat die Oberhausener Politik abgesegnet. Grund für die zusätzlichen fünften Klassen im Schuljahr 2020/21 an der Theodor-Heuss- und der Friedrich-Ebert-Realschule ist die große Nachfrage bei Eltern und Schülern nach dieser Schulform.

Bei den Anmeldungen zu den weiterführenden Schulen fürs nächste Schuljahr sind die Realschulen dieses Mal eindeutig die Gewinner: Bei den derzeitigen Viertklässlern ist die Schulform so beliebt, dass es nach Angaben der Schulverwaltung 114 Anmeldungen zu viel gab. Dagegen hatten Gymnasien und Gesamtschulen nach dem Anmeldeverfahren Ende Februar noch freie Plätze. Corona-bedingt hat das Schulamt die Anmeldezahlen etwas später als sonst veröffentlicht.

Gesamtschule Weierheide muss Schüler ablehnen

Demnach haben nicht alle vier Oberhausener Gesamtschulen freie Plätze, das Anmeldeverhalten ist hier sehr unterschiedlich: Wie schon in den Vorjahren ist die Gesamtschule Weierheide an der Egelsfurthstraße mit Dependence an der Fichtestraße die Wunschschule von mehr Schülern, als sie aufnehmen kann. Auch die Fasia-Jansen-Schule gegenüber dem Rathaus in Alt-Oberhausen hat deutlich mehr Zulauf als Plätze (162 zu 229 Anmeldungen). Die Gesamtschule Osterfeld und die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Osterfeld konnten dagegen deutlich weniger Anmeldungen im Verhältnis zu den Kapazitäten verzeichnen. Alle fünf Gymnasien hatten ebenfalls noch freie Plätze.

Nach dem Beschluss der Politik können die Theodor-Heuss- und die Friedrich-Ebert-Realschule also nun nach den Sommerferien jeweils eine zusätzliche fünfte Klasse bilden, damit ist die THS dann fünfzügig und die FER sechszügig im Jahrgang fünf. Auch die Anne-Frank-Realschule hat mehr Anmeldungen als Platzkapazitäten, aber die Schule in der Oberhausener Innenstadt bekommt keine weitere Klasse. Alle drei Realschulen sind übrigens Schulen des gemeinsamen Lernens, nehmen also auch Schüler mit besonderem Förderbedarf auf.

Schüler haben sich für die Gesamtschule Osterfeld entschieden

Rund sechzig Schüler konnten trotz der Platzausweitung an den Realschulen dort nicht unterkommen, in ihren Ablehnungsschreiben wurden sie auf die freien Plätze an der Gesamtschule Osterfeld, dem Sophie-Scholl- oder dem Elsa-Brändström-Gymnasium verwiesen. Mehrheitlich hätten sich diese Schüler für die GSO entschieden, erklärte Schuldezernent Jürgen Schmidt gegenüber der Redaktion. Damit ist die Schule siebenzügig im kommenden Jahrgang fünf. Großer Vorteil: Die Klassen sind mit 22 Schülern eher klein, das ist mit der Bezirksregierung so abgestimmt.

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In der Beschlussvorlage für die Stadtverordneten betont die Schulverwaltung, dass die Maßnahmen eine „außerordentliche Lösung“ darstellten, die sich aus dem „so nicht vorherzusehenden Schulwahlverhalten“ ergebe. „Ehrlich gesagt, ist das Anmeldeverhalten in diesem Jahr nicht erklärlich“, sagte Jürgen Schmidt im Gespräch mit der Redaktion. Warum sich in einzelnen Jahren bestimmte Trends abzeichneten, „können wir nicht nachvollziehen“. So habe es im vergangenen Jahr einen Run auf das Sterkrader Sophie-Scholl-Gymnasium gegeben oder auch auf das Bertha-von-Suttner-Gymnasium im Bismarckviertel; in diesem Jahr hatten beide Schulen weniger Anmeldungen als Plätze.

Neue Schule im Gespräch

Die Anmeldungen an den weiterführenden Schulen spielen sich auch vor dem Hintergrund der aktuellen Neuaufstellung der Oberhausener Schullandschaft ab. Die Schulverwaltung analysiert: Es fehlen Plätze an Real- und Gesamtschulen – weil mit steigenden Schülerzahlen gerechnet wird und weil wegen der Schulformwechsler nach der Klasse sechs Plätze an diesen beiden Schulformen benötigt werden.

Die Erweiterung einer bestehenden Schule oder der Neubau einer Schule sind Varianten, die im Gespräch sind. In der nächsten Sitzung des Schulausschusses will der Schuldezernent Modelle und Kosten vorlegen, über die die Politik beraten kann, „so dass wir 2020 Beschlüsse fassen und loslegen können“, meint Jürgen Schmidt. Denn 2025/26 rechnet die Stadt mit deutlich mehr Schülern im System. Dann müssen die Schulplätze da sein, „damit wir die Schüler versorgen können“.

Da die Koordinierung der Schüler nach dem Anmeldeverfahren viel Kraft und Zeit kostet für alle Beteiligten, will Oberhausen künftig alle Anmeldungen auf einen Termin legen, kündigte Jürgen Schmidt an. Bisher finden die Anmeldungen an den Gesamtschulen vorgezogen statt, zwei bis drei Wochen später die an Gymnasien und Realschulen (Hauptschulen gibt es nicht mehr). Die Stadt erhofft sich davon ein punktgenaueres Schulwahlverhalten.