Oberhausen. . Schüler, Lehrer, Eltern und Ehemalige feiern am 9. Juni Abschied von der Hauptschule Alstaden. Danach gibt es keine Hauptschule mehr.

Wie die Löwen haben sie für den Erhalt ihrer Schule gekämpft. Und so ganz will der letzte Funken Hoffnung nicht aus dem Herzen von Elke Winhuysen weichen. Die Leiterin der Hauptschule Alstaden ist davon überzeugt, dass ihre Schule gebraucht wird. Aber da hilft jetzt nichts, das Aus der Oberhausener Hauptschulen ist seit 2012 beschlossene Sache.

Die Alstadener sind die letzten ihrer Art in dieser Stadt, sie nahmen in den vergangenen Jahren noch die Schüler der Hauptschulen auf, die früher schließen mussten: Bermensfeld, Lirich, Eisenheim, St. Michael und Albert-Schweitzer. Eigentlich hätte Elke Winhuysen mit ihrem Team lieber das 50-jährige Bestehen ihrer Schule gefeiert: Seit 1968 heißt der Standort an der Bebelstraße „Städtische Gemeinschaftshauptschule Alstaden“. Eine Party gibt’s am Samstag, aber es wird eine Abschieds-Party.

Alle Kräfte aktiviert

Trotz Trauer und Frust, „wir haben in den vergangenen Monaten und auch für die Feier alle Kräfte aktiviert, um es für die Schüler gerade schön zu machen, sie sollen sich wohlfühlen“, sagt die 67-jährige Winhuysen. Endgültig Schluss für die 88 verbliebenen Zehntklässler ist am 29. Juni, zwei Wochen vor Beginn der Sommerferien. Dann erhalten sie feierlich die letzten Abschlusszeugnisse der letzten Hauptschule in Oberhausen.

Dabei war diese Schulform seit den 1960er Jahren eine gefragte in dieser Stadt, rund 15 Hauptschulen gab es zu Hochzeiten. Die Hauptschule Alstaden konnte sich lange Zeit nicht über Schülermangel beklagen, zwischen 450 und 500 Kinder und Jugendliche wurden hier unterrichtet. 1968 hatte die größte Klasse, eine sechste, 48 Schüler, die kleinste Klasse, eine neunte, 28 Schüler.

Neue Mensa und neue Aula

Aufgrund der Schülerzahlen wurde das ursprüngliche Gebäude der früheren St.-Antonius-Volksschule schnell zu klein. 1975 wurde der erste Neubau eröffnet, 1998 gab’s den nächsten Anbau, die letzte Investition tätigte die Stadt mit Hilfe von Fördermitteln 2008 zur Einführung des Ganztags in Alstaden: Die Schule freute sich über ein neues Gebäude mit Mensa, Aula und einem Musikraum.

„Wir möchten unsere Schülerklientel ins Leben helfen und sie familiär betreuen“, sagt Elke Winhuysen auffallend im Präsens über die pädagogischen Ziele ihrer Schule. Dazu gehörte eine intensive Berufsvorbereitung, aber auch der Kontakt zur Stadtgesellschaft, zu Institutionen, Vereinen, Kultur. Bei der Vermittlung in eine Berufsausbildung sei die Hauptschule Alstaden in all der Zeit durchaus erfolgreich gewesen, so die Schulleiterin, „aber die nachlassende Wertschätzung für die Hauptschule und das Schlechtmachen unserer Schüler hat das in den vergangenen Jahren schwieriger gemacht“.

„Ich kenne hier Jan, Pitt und alle Mann“

17 Lehrer – Alter überwiegend 55 Jahre aufwärts – müssen nun nach den Sommerferien an Schulen in Nachbarstädten wechseln, sie gehen an Haupt-, Real- und Gesamtschulen in Duisburg und Essen. Für sie und ihre Kollegen ist das hart, gibt Regina Trampnau zu, die meisten sind sehr lange an der Hauptschule Alstaden, fühlen sich dem Stadtteil und den Menschen verbunden.

„Ich bin hier 1963 an der Volksschule eingeschult worden“, sagt Trampnau wehmütig, „ich kenne hier Jan, Pitt und alle Mann“. Elke Winhuysen spricht bei ihren Kollegen von einem engagierten und motivierten „Traum-Team“. Die Leitung der Mannschaft hat sie 2015 übernommen, nachdem Norbert Mölders, der seit 2005 Chef war, zum Ende des Schuljahres 2014/15 in den Ruhestand gegangen ist. Erster Schulleiter war Walter Grüneboom, darauf folgte Hansdieter Goebels.

Der entwarf auch das Förderturm-Logo der Schule mit der Eule. Aber anders als dieses Motiv erwarten lässt, gingen die meisten Absolventen der Hauptschule in früheren Zeiten nicht zur Zeche – berühmtes Gegenbeispiel ist allerdings Ex-Oberbürgermeister und Alstaden-Schüler Friedhelm van den Mond –, sondern fanden Lehrstellen und Jobs im Handwerk.

Konzepte für Erhalt vorgelegt

Fachwissen, Erfahrung, Infrastruktur: Elke Winhuysen und Kollegen wollten wie gesagt ihre Schule nicht kampflos aufgeben. Das Modellprojekt Primusschule (gemeinsamer Unterricht von der Klasse eins bis zehn) war ein Versuch, die Schule auf neue Füße zu stellen. Oder das Konzept „Alstadener Schule für Integration und Berufsorientierung“. Allein: Sie sind nicht durchgedrungen bei den Entscheidern. „Ich komme sofort zurück und mache weiter“, sagt Winhuysen, die eigentlich schon in Pension geht, dann aber einen Antrag stellen würde. An Energie fehlt es jedenfalls nicht.

>>> Abschiedsparty ab 12 Uhr

Die Hauptschule Alstaden feiert am Samstag, 9. Juni, ab 12 Uhr ein Abschiedsfest auf dem Schulgrundstück an der Bebel­straße 182 (bis ca. 17 Uhr).

Der Karnevalsverein „Alstadener Bären“ wird die Schule tatkräftig unterstützen, indem er die Gäste bewirtet. Außerdem gibt’s eine Cafeteria, eine kleine Kunstausstellung, einen Verkaufsstand und weitere Aktionen. Die Schule lädt alle ehemaligen Schüler, Lehrer sowie alle Bürger herzlich ein, ab 12 Uhr dabei zu sein.