Oberhausen. Die letzte Prüfung – und dann auf Wiedersehen? In Oberhausen droht wegen Corona ein Abitur ohne Abiball. Wie die Schüler damit umgehen.
Alexandra Rudi, Amir Benjamin Balde, Maren Katharina Naudszus und Anna Kimmeskamp haben gleich mehrere Gemeinsamkeiten: Die Vier kommen aus Oberhausen, stecken aktuell im Abitur – und wollten danach mit ihren Stufen in der Atrium-Eventlocation Abiball feiern. Doch das Coronavirus hat den Traum vom unbeschwerten Abschluss längst zerstört. Die Frage, ob es trotzdem ein letztes Hurra gibt, können weder die Schüler noch Atrium-Chef Metin Kaymaz beantworten.
„Es wäre schade, wenn das Kapitel nach zwölf Jahren einfach so zugemacht wird. Wir können das noch nicht richtig begreifen“, sagen die beiden Freundinnen Maren Katharina Naudszus und Anna Kimmeskamp, die im Organisationskomitee des Elsa-Brändström-Gymnasiums sitzen.
„Ich habe bei anderen Stufen immer geguckt, was sich verbessern lässt. Jetzt bin ich selbst dran – und kann es wohl nicht umsetzen“, sagt Amir Benjamin Balde, der für das Heinrich-Heine-Gymnasium spricht.
„Ich habe immer gedacht: Später stehe ich irgendwann selbst da vorne als Abiturientin. Jetzt ist es traurig, dass uns der ganze Spaß weggenommen wurde. Geblieben ist mit dem Abi der Teil, den man hätte weglassen können“, sagt Alexandra Rudi vom Bertha-von-Suttner-Gymnasium mit einem Lachen.
Covid-19 sorgt für Chaos bei den Schülern
Nachdenklich, aufgeräumt, humorvoll – und durchweg reif: So geben die vier Abiturienten Einblicke in ihre Gefühlswelt, die durch Covid-19 mächtig durcheinander geraten ist. War die Welt noch im Februar in ihrer Bahn und mancherorts schon das Ballkleid im Schrank, folgte in den Wochen danach Chaos. Erst belastete das Heckmeck um Absage oder Durchführung der Prüfungen, dann empfing die Vier an ihren Schulen ein Abitur in steriler und sorgenvoller Atmosphäre, bevor der Abiball jede Menge Fragen aufwarf.
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Am 21., 24. und 27. Juni wollten die Schüler und ihre Stufen auf das Ende des Lebensabschnitts anstoßen. Nicht in kleiner Runde, womöglich maskiert, sondern „mit allen wichtigen Menschen“, wie Rudi sagt – weshalb das Bertha bei knapp 125 Abiturienten mit über 600 Gästen geplant hatte. Etwas kleiner liegen die Zahlen am Heinrich-Heine oder am Elsa, jedoch immer noch viel zu groß und riskant für eine Feier in einer geschlossenen Halle in Zeiten eines hochansteckenden Virus. Also abspecken? Abwarten? Oder doch absagen? Die Ungewissheit begleitete die Organisatoren durch die letzten Wochen.
Auch Atrium-Chef Metin Kaymaz weiß keinen Rat
Rat weiß in dieser Situation auch Metin Kaymaz nicht, so hängt der Ansprechpartner des Atrium doch ebenfalls in der Luft. „Dass wir nicht planen können, ist viel schlimmer als der finanzielle Aspekt. Wir sprechen regelmäßig mit Gesundheits- und Ordnungsamt, aber eine Personenzahl und ein Zeitraum kann uns niemand sagen“, erläutert Kaymaz.
Von Hochzeiten bis zum Karneval: das Atrium
So wie viele andere Eventlocations steckt das Atrium um Metin Kaymaz während Corona in einer tiefen Krise. Die bei Abiturienten beliebte Festhalle an der Wehrstraße richtet normalerweise auch Hochzeiten, Karneval- und Schützenfeste sowie Firmenfeiern aus.
„Wir haben Soforthilfe vom Land NRW und einen Kredit von der Bank bekommen“, sagt Kaymaz und hat dadurch aktuell Luft zum Atmen. Zum Atrium gehört eine weitere Festhalle in Ratingen.
Eine Durchführung sei ebenso möglich wie eine Verlegung – zwei der zehn Abibälle finden jetzt im Spätsommer statt, aber auch für eine komplette Streichung bringt der Veranstalter trotz Vertrag Verständnis auf. Kaymaz, der die Sorgen von seiner gerade in den Prüfungen steckenden Tochter kennt, betont deshalb: „Ich habe keine Anzahlung genommen und will keine Entschädigung, Stornieren ist kein Problem.“
Zwischen Absage und Abwarten
Den Weg der Absage geht wahrscheinlich das Bertha-von-Suttner-Gymnasium. „Nach einem Gespräch mit unserem Schulleiter sind wir auf das Ergebnis gekommen“, sagt Alexandra Rudi. Naudszus, Kimmeskamp und das Elsa konzentrieren sich dagegen vorerst auf die Prüfungen und warten weitere Informationen ab, ebenso wie Balde und sein Heinrich-Heine-Gymnasium. Alternativen seien kurz diskutiert worden. „Die Idee Autokino ist bei uns positiv wahrgenommen worden, ich persönlich finde sie ganz lustig“, sagt der Abiturient und fährt fort: „Aber wirklich realistisch ist das wohl nicht. Sehr schade.“
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