Oberhausen. Corona hin oder her, Abitur- und andere Abschlussprüfungen finden statt, hat das NRW-Schulministerium entschieden. Die Schüler sind angetreten.

Einzeln an Tischen sitzen mit Platz zum Nachbarn in der nächsten Schulbank: Das ist auch unter normalen Bedingungen Standard bei Abiturprüfungen oder Zehner-Abschlussarbeiten in Real- und Gesamtschulen sowie Berufskollegs. Aber jetzt kommen noch einmal besondere Abstandsregeln hinzu: Corona macht es notwendig. Die ersten Abitur-Klausuren sind am Dienstag (12. Mai) in den fünf Oberhausener Gymnasien und vier Gesamtschulen geschrieben worden. Rund 850 Schülerinnen und Schüler in Oberhausen machen in diesem Schuljahr das Abitur.

Damit finden die Abi-Prüfungen gut drei Wochen später statt, eigentlich sollte es direkt nach den Osterferien losgehen. Doch das Abitur 2020 ist nicht wie alle anderen zuvor, das Coronavirus hat den Zeitplan durcheinandergewirbelt und für einen Ausnahmezustand an den Schulen gesorgt. So reißt die öffentliche Debatte darüber nicht ab, ob die Abi-Prüfungen nicht besser hätten ausfallen sollen, um dann die Vornoten für das Abschlusszeugnis der Allgemeinen Hochschulreife heranzuziehen. Abiturienten fühlen sich benachteiligt und von der Politik im Stich gelassen, die Klausuren trotz der Coronakrise schreiben zu müssen, sei falsch, gefährlich und sozial ungerecht, heißt es in Petitionen.

150 Seiten Corona-Vorgaben

„Ich halte es für sinnvoll, dass die Prüfungen durchgeführt werden, das Schulministerium hat das richtig entschieden“, sagt Holger Schmenk, Leiter des Sophie-Scholl-Gymnasiums in Oberhausen. „Wir können es umsetzen und die Schüler hatten eine gute Vorbereitung“ – nämlich bis zur vergangenen Woche Vorbereitungsunterricht, was unter normalen Umständen nicht so gewesen wäre, da endet die Beschulung der Abiturienten vor den Osterferien.

Einbahnstraße: Nur in eine Richtung dürfen Schüler die Schule begehen.
Einbahnstraße: Nur in eine Richtung dürfen Schüler die Schule begehen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Gleichwohl seien einige Schüler verunsichert, hat auch Schmenk beobachtet, und für die Schulen bedeute die Organisation der Prüfungen bei gleichzeitigem Unterricht für die Q1-Schüler einen enormen Planungsaufwand mit Blick auf die Corona-Bedingungen. „Ich habe hier einen Hefter mit 150 Seiten Vorgaben aus dem Ministerium und von der Bezirksregierung, die sich in den vergangenen Wochen angesammelt haben“, sagt Schmenk, „da den Überblick zu behalten, ist schwierig“.

Jede Menge Vorgaben müssen am Dienstag auch die ersten der etwa 120 Abiturienten am Bertha-von-Suttner-Gymnasium beachten, die in den Leistungskursen Chemie, Physik und Biologie geprüft werden. Mit dem Mund- und Nasenschutz geht es in die Klasse und auf die Toilette, Desinfektionsmittel steht für Hände und Bücher bereit. Seltsam sei die Situation gewesen, sagt Alexandra Rudi, die in Biologie ihre Prüfung abgelegt hat. „Danach durften wir im Klassenraum nicht über die Klausur quatschen. Das ging nur draußen, aber auch nur mit Abstand“, so die Abiturientin.

Aufgaben mit Handschuhen ausgeteilt

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Rund 125 Schülerinnen und Schüler sind es dagegen am „Sophie“, von denen die ersten am Dienstag in die Leistungskurs-Klausuren der naturwissenschaftlichen Fächer starten. Die Gruppen sind vergleichsweise klein; wenn die Klausurfächer Mathe, Deutsch und Englisch anstehen, wird es noch raumgreifender und aufwändiger.

Hinweise und Schilder erinnern die Abiturienten an die Abstandsgebote.
Hinweise und Schilder erinnern die Abiturienten an die Abstandsgebote. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Gut zwei Meter Abstand sollen zwischen den Schülern am Tisch liegen, da passen in manche Klassenräume nicht mehr als zehn Prüflinge hinein. Die Aufgaben- und Klausurbögen müssen die Lehrer mit Handschuhen austeilen, bei den Sprachen müssen für die Benutzung von Wörterbüchern Einmalhandschuhe bereitliegen, Taschenrechner müssen kontrolliert und dann wieder per Handschuh ausgeteilt werden, es werden mehr Fluraufsichten benötigt. Und das, obwohl auch das „Sophie“ – die Zahl schwankt je nach Zusammensetzung des Kollegiums von Schule zu Schule – derzeit auf rund 20 seiner 90 Lehrerinnen und Lehrer vor Ort verzichten muss, weil sie zur Risikogruppe gehören oder vorerkrankt sind.