Oberhausen. Ein Oberhausener Zusammenschluss von Kirche bis Schule wirbt am Aktionstag für sexuelle Vielfalt – mit überraschenden Reaktionen.
Am Sonntag gegen 16.30 Uhr erhält dann auch der Oberhausener Teil des Aktionstags gegen Homo- und Transphobie das Prädikat „international“. Auf den Bildschirmen der Instagram- und Facebook-Nutzer taucht plötzlich Pater Neal Terry aus dem englischen Newcastle auf, um mit fröhlichem Gesichtsausdruck und einem Fingerzeig auf das Motto „Mein Herz schlägt für die Vielfalt“ zu verweisen. „Ich hatte erstmal keine Ahnung, wer das ist“, sagt Organisatorin Carina Brühl im Rückblick und muss herzlich lachen. „Aber es war eine schöne Überraschung.“
Es bleibt nicht die einzige, die Carina Brühl aus dem Jugendreferat des evangelischen Kirchenkreises am Sonntag erreicht. Auch Julia Schwaab, Lehrerin am Bertha-von-Suttner-Gymnasium, hatte sich zusammen mit ihren Schülerinnen und Schülern in den vergangenen Wochen viele Gedanken zum Thema gemacht und eine Video-Collage für Youtube zusammengebastelt. Die senden die Social Media-Accounts der evangelischen Jugend dann zum Abschluss des Aktionstages und entlocken Brühl ein „wirklich toll“.
Das Coronavirus verhindert den Aktionstag am Centro
Ob der Pater aus England oder die knapp 60 Schüler und Lehrer aus Oberhausen: Sie alle reihen sich ein in einen bunten Strauß aus Beiträgen, der anders als in den vergangenen vier Jahren über das Internet direkt auf die Smartphones der Menschen gelangt – das Coronavirus hatte zuvor das Event am Centro platzen lassen.
„Unser Ziel war und ist es, die Community zu stärken, Akzeptanz zu schaffen und auf die Schwierigkeiten aufmerksam zu machen“, sagt Carina Brühl und weiß, wie weit der Weg bis dahin noch ist. Denn: Auch wenn sich nach einer Studie des Dalia Research Marktforschungsinstituts von 2016 fast zwölf Prozent der 14- bis 29-Jährigen hierzulande als lesbisch, schwul, bi- oder transsexuell identifizieren, fürchten gut drei Viertel der Befragten einer weiteren Studie bei einem Coming-out die Ablehnung ihrer Freunde – 20 Prozent sogar generell körperliche Gewalt (Deutsches Jugendinstitut, 2015).
Bündnis sendet Zeichen von gut 40 Beiträgen
Und so setzen die Oberhausener – das evangelische Jugendreferat im Bündnis mit der Aidshilfe, dem Gesundheitsamt, dem Gymnasium und dem LSBTTI-Jugendzentrum „nO.name“ – ein Zeichen aus gut 40 Beiträgen. Lehrerin Julia Schwaab etwa hält ein Plakat in die Kamera, auf dem geschrieben steht: „Mein Herz schlägt für Vielfalt, weil jeder Mensch ein Recht darauf hat, ohne Sorge zu zeigen, wie er (sich) fühlt.“
Neben den vielen Fotos mit persönlichen Botschaften der Teilnehmer sind es Videos, Statistiken und ein Quiz-Format, das Brühl und Co. per Mausklick in die Welt senden – um sich so der Vielfalt der Sexualität fast spielerisch zu nähern.
Zwischen IDAHOBIT und „nO.name“
Der internationale Aktionstag firmierte in diesem Jahr unter dem Hashtag IDAHOBIT 2020. Was zunächst nach Herr der Ringe klingt, bezieht sich direkt auf das Anliegen der Community. Während die ersten drei Buchstaben für die englischen Begriffe von „internationaler Tag gegen“ stehen, meint HOBIT die Homo-, Bi-, Inter- und Transsexuellen.
Eine Kontaktstelle in Oberhausen ist das LSBTTI-Jugendzentrum „nO.name“. Dort treffen sich queere Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 13 und 26 Jahren, um sich auszutauschen. Alle Informationen zu Ort und Ansprechpartnern gibt es im Internet auf der Seite der evangelischen Kirche unter ev-kirche-ob.de.
Die Filmempfehlungen der Lichtburg Oberhausen oder das Foto eines Pottsteins mit dem Hashtag des Aktionstages zeigen: Auch die Follower beschäftigen und beteiligen sich. „Wir sind sehr zufrieden, die Resonanz war gut“, freut sich Carina Brühl über die gelungene Online-Premiere – hofft gleichzeitig aber, im kommenden Jahr wieder live und in Farbe auf die Belange aller Homo-, Bi-, Inter- und Transsexuellen aufmerksam machen zu können.