Oberhausen. Seit Montag dürfen die Muckibuden unter strengen Auflagen wieder öffnen. Der Trainingsbetrieb läuft in Oberhausen aber nur schleppend an.
„Jawoll Freunde, jetzt geht es endlich wieder los“, sagt ein junger Mann zu seinen Sportkollegen, mit denen er sich in einem sicheren Abstand unterhält und schwingt die Hanteln. „Ach, die Brustpresse ist schon angenehmer als die Bierbank im Keller“, ruft ein anderer Sportler, während er das benutzte Fitnessgerät mit Desinfektionstüchern säubert. Die Euphorie ist den Mitgliedern des Center Sport Oberhausen an der Wehrstraße deutlich anzumerken. Seit Montag herrscht hier wegen der Corona-Lockerungen wieder Trainingsbetrieb. Doch der große Ansturm auf die Fitnessstudios in Oberhausen bleibt aus.
Keine Maskenpflicht im Center Sport Oberhausen
Überfüllte Trainingsflächen wie nach Neujahr, wenn traditionell die Fitness-Saison startet, seien derzeit nicht zu erwarten, erklärt Jörg Okum, Inhaber des Center Sport Oberhausen. „Wir dürfen bei unserer Trainingsfläche 50 Mitglieder zur selben Zeit reinlassen. Doch bis jetzt sind nicht annähernd so viele Menschen gekommen“, sagt er und zeigt das Ringbuch, in das sich jedes Mitglied beim Betreten und Verlassen des Studios eintragen muss. Gerade einmal 120 Trainierende waren es über den ganzen Montag verteilt. Da hat das Studio momentan immerhin 12 Stunden geöffnet. Keine Lust aufs Training, weil die Hygienevorschriften den Spaß an der Freude nehmen?
Der Inhaber kann nur mutmaßen. Eine Masken- und Handschuhpflicht gibt es im Center Sport Oberhausen jedenfalls nicht. Mitglieder können selbst entscheiden, ob sie zur Mund-Nase-Bedeckung greifen wollen oder nicht. Jörg Okum beobachtet aber, dass besonders ältere Mitglieder mit Masken zum Training kommen. „Die Leute wissen Bescheid, was verschiedene Maßnahmen bringen und sind sehr verständnisvoll. Grundsatzdiskussionen, wie sinnvoll die geltenden Regeln sind, müssen wir hier nicht führen.“
Was vielen Mitgliedern am Montag ins Auge fällt: Die Geräte stehen anders. „Wir mussten etwas umstellen, damit die Maschinen weit genug auseinander sind.“ Im Cardio-Bereich – hier findet man Fahrräder, Laufbänder und Co. – , wo besonders geschwitzt wird, ist jedes zweite Gerät mit Flatterband abgesperrt, damit sich die Sportler nicht zu nahe kommen.
Vielen Leuten fehlt der sportliche Ausgleich
Auch an der Duisburger Straße, im „Pallas Fitness“, hätten sich die Leute im Voraus schon so gut informiert, dass Mitarbeiter kaum noch noch etwas erklären müssten, meint Trainer Serhat Canbulat. „Bis auf einen Mann, der nicht mitbekommen hatte, dass man sich zu Hause umziehen muss, gab es keine Zwischenfälle.“ Denn auch bei Pallas Fitness bleiben Duschen und Umkleiden zu – so wollen es die geltenden Corona-Vorschriften.
Weitere Regeln für den Fitnessstudio-Besuch
Mit der neuen Corona-Verordnung der Landesregierung können seit Montag, 11. Mai, wieder Fitnessstudios in NRW öffnen. Dabei gelten strenge Hygiene- und Abstandsregelungen.
So müssen die Studios einen Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Sportlern sicherstellen und für die Desinfektion der Geräte sorgen. Duschen, Umkleiden, Saunen, Solarien und Schwimmbecken bleiben geschlossen. Sportler müssen in Trainingskleidung erscheinen.
Neben dem Individualtraining dürfen auch Gruppen-Kurse unter Einhaltung von Abstand wieder stattfinden.
Um zu kontrollieren, dass sich alle Trainierenden an die Regeln halten, wurden die Mitarbeiter von FitX an der Mülheimer Straße im Vorfeld extra geschult. „Wir haben uns seit der Schließung der Studios Mitte Mai schon auf eine Wiedereröffnung vorbereitet“, sagt Alexander Morel, Pressesprecher von FitX Deutschland. „Die Mitarbeiter wissen jetzt genau, wann sie wie desinfizieren müssen und wie sie Mitglieder auf Verstöße ansprechen.“
Den Vorwurf, dass es aufgrund der anhaltenden Pandemie unnötig und gefährlich sei, Fitnessstudios zu öffnen, teilen die Oberhausener Betreiber nicht. „Den Leuten fehlt der Ausgleich, gerade jetzt wo viele fast ausschließlich zu Hause sitzen“, sagt Alexander Morel. „Das wirkt sich nicht nur negativ auf den Körper, sondern auch auf die Psyche aus.“
Mitglieder dürfen ihr Geld zurück verlangen
Wie in fast allen Wirtschaftszweigen haben auch Fitnessstudio-Betreiber aktuell mit erheblichen Umsatz-Einbußen zu kämpfen. Zum einen sei das Neukunden-Geschäft völlig weggebrochen und zum anderen verlangten viele Mitglieder nun ihre Mitgliedsbeiträge zurück, weil sie in den vergangenen Monaten nicht trainieren konnten. Bei FitX etwa werden die zwei trainingsfreien Monate an das bestehende Abo kostenlos angehängt, womit es sich nach hinten raus verlängert, erklärt Alexander Morel.
Auch 40 Prozent der Mitglieder von Center Sport wollen ihre Mitgliedsbeiträge zurückerstattet haben. „Das tut wirtschaftlich schon weh. Ich kann das aber nachvollziehen. Das ist das gute Recht unserer Kunden“, sagt Chef Jörg Okum, der die Gelder jetzt zurückbuchen lässt. Umso mehr war er begeistert, wie solidarisch sich der Großteil der Mitglieder während des Lockdowns gezeigt hat. „Es hat uns ungemein motiviert, wie unsere Mitglieder uns von Anfang an verständnisvoll entgegengetreten sind und über die sozialen Netzwerke mit uns in Kontakt waren.“ Seine Sportler, die trifft Jörg Okum nun endlich auch wieder bei sich im Studio an.