Essen. Die Fitnessstudios in NRW dürfen wieder öffnen. Schon nachts gab es erste lange Schlangen. Doch die Trainingsbedingungen, haben sich geändert.
Da steht sie und kommt nicht weiter. „Die Umkleiden sind zu“, sagt eine Mitarbeiterin zu der Frau Anfang 50, die mit Jeans und Mantel vor dem Tresen des FitX-Studios am Limbecker Platz in Essen steht. „Sie dürfen nur die Schuhe wechseln.“ Die Kundin ist überrascht. „Dann muss ich wohl wieder nach Hause gehen.“
Das muss sie. Aber das ist ein Einzelfall an diesem Morgen, an dem die Fitnessstudios in NRW wieder öffnen dürfen. „Wir haben die neuen Regeln ja auf allen Kanälen gepostet“, sagt Alexander Morel, Sprecher der FitX-Gruppe. Und damit auch niemand vergisst, was er da im Netz gelesen hat, gibt es „Torben“ – ein schwarzes Strichmännchen auf orangenem Hintergrund, das derzeit wohl hundertfach in den Studios der Gruppe klebt und erklärt, was erlaubt ist und was nicht.
Erste Schlangen schon um Mitternacht
Maske? Keine Pflicht, aber willkommen. Duschen nach dem Training? Verboten. Chillen nach dem Pumpen? Macht Torben zu Hause. Handtuch und Getränke? „Bitte mitbringen“. Und „Abstand halten“, „Geräte und Hände desinfizieren“. Wer nicht lesen will, muss hören. „Immer nur eine Person auf der Treppe nach oben“, ruft ein Mitarbeiter und winkt zwei junge Mädchen zurück.
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Wer den Kreislauf in Schwung und die Muskeln trainieren will, lässt sich von solchen Einschränkungen allerdings kaum schrecken. Ganz im Gegenteil: Als das McFit-Studio in Köln-Kalk um Mitternacht öffnet, steht die Schlange der Fitness-Süchtigen schon um den halben Block. Was allerdings auch daran gelegen haben dürfte, dass die Kette unter den ersten 100 Besuchern eine Reise zum „Muscle Beach“ nach Los Angeles verlost hat. Eine Aktion, die nicht nur der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach „fragwürdig“ findet.
„Muskeln kannst du nur im Studio aufbauen“
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In Essen gibt es so etwas nicht. Hier öffnen sich, wie in den meisten anderen Revierstädten, die Türen auch erst um 8 Uhr. „Aber da haben vor vielen Studios auch schon Leute gestanden“, weiß Anna Hoppe, FitX-Bereichsleiterin für Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Gladbeck und Mülheim. Morel wundert das nicht. Die meisten Leute seien FitX in den Wochen der Schließung ja treu geblieben. „Aber jetzt wurde es Zeit, dass es wieder los geht.“
Das findet Asja (28) auch. Sie habe nur eine kleine Wohnung, sagt die Studenten. „Mehr als eine Yoga-Matte habe ich da nicht.“ Deshalb ist sie froh, dass das Studio wieder aufhat. „Ich bin aber vorsichtig, ich will andere ja nicht gefährden.“ Eine Etage tiefer – im Freihantelbereich – ist man ebenfalls zufrieden mit der Öffnung: „Fithalten ging ja zu Hause auch“, sagt der 36-jährige Baris. „Aber Muskeln aufbauen kannst du nur im Studio. Da hast du auch eine ganz andere Motivation.“
Training mit Maske? - Geht gar nicht
Deshalb will er wie gewohnt sechs Mal die Woche kommen. Selbst wenn derzeit vieles anders ist rund um die Hantelstangen. Klar, halte er Distanz zu den anderen, aber verrückt machen lassen wolle er sich von dem Virus auch nicht. „Ich habe keine Angst um mich.“
Kontaktdaten werden automatisch erfasst
Anders als in Restaurants oder beim Friseur müssen sich die Besucher der meisten großen Fitnessstudios nicht mit Namen und Adresse in ausgelegte Listen eintragen.
Die Besuchszeiten werden beim einlesen der Mitgliedskarte am Eingang automatisch erfasst und gespeichert. Dadurch könnten mögliche Infektionsketten zurückverfolgt werden.
Das hat anscheinend niemand der überwiegend jungen Leute. Eine Maske trägt kaum jemand. „Habe ich versucht, geht gar nicht“, sagt ein junger Mann. „Du kriegst nicht richtig Luft. Fünf Minuten länger, und ich wäre umgefallen.“
Trainer sprühen Desinfektionsmittel
„Wenn es mir zu eng wird, gehe ich weg“, kündigt Andre (41) an. Platz ist da. Derzeit ist jedes zweite Gerät durch Flatterband oder Schilder gesperrt, um die vorgeschriebenen Abstände zwischen den Besuchern einhalten zu können. Auch die Vierecke, die Mitarbeiter auf den Boden des Kurs-Saals geklebt haben, in dem ab Dienstag der Betrieb wieder laufen soll, sind großzügig dimensioniert. Und überall im Studio laufen Trainer herum und sprühen Desinfektionsmittel.
„Mal sehen, wie es ist, wenn es richtig voll wird“, sagt Martin (44). Wird es vorerst aber nicht werden. Pro sieben Quadratmeter ist ein Kunde erlaubt. „Möglich, dass es am späten Nachmittag oder frühen Abend auch mal eine Schlange vor dem Studio gibt“, sagt Hoppe. „Auch möglich, dass mehr Menschen mitten in der Nacht trainieren, wenn es ruhiger ist“, sagt Morel.
„Man hat zugelegt in den letzten Wochen“
Die meisten Besucher wollen jedenfalls wiederkommen. „Weil man ja doch zugelegt hat, in den vergangenen Wochen“, sagt Martin. Die nächsten Tage allerdings wird er wohl pausieren. Notgedrungen „Ich habe so lange nichts gemacht, ich kriege bestimmt einen tierischen Muskelkater.“