Essen. Zum Jahresbeginn sind die Fitnessstudios besonders voll. Die Essener Kette FitX steigert ihr Expansionstempo – und sucht einen neuen Standort.

Auf der Liste der guten Vorsätze für das neue Jahr steht stets der Sport ganz oben. Den Ansporn zu mehr Bewegung bekommt auch Deutschlands zweitgrößte Fitnessstudiokette FitX zu spüren. „Im Januar ist es immer besonders voll. Da gibt es 50 bis 80 Prozent mehr Anmeldungen als in anderen Monaten“, sagt Geschäftsführer Markus Vancraeyenest. Allerdings beobachtet das Essener Unternehmen, dass die Neukunden den Vertrag zum Jahresende nicht gleich wieder kündigen. Der Fitnessboom im Lande verstetigt sich.

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Die Unternehmensberatung Deloitte trägt einmal im Jahr alle Daten rund um die Fitnessbranche zusammen. Danach trainierten im Jahr 2018 mehr als elf Millionen Menschen in einem der 9343 Fitnessanlagen in Deutschland. Mit einem Umsatz von 5,33 Milliarden Euro kam die Branche den Angaben zufolge auf einen Rekordumsatz von 5,33 Milliarden Euro. Gleichwohl sieht Deloitte noch Luft nach Angaben: Während in Schweden und Norwegen die Quote der Fitness-Anhänger bei über 21 Prozent liegt, kommt Deutschland gerade einmal auf 13,4 Prozent.

Suche nach Standort für neue Zentrale in Essen

Diese Lücke hat auch die Kette FitX erkannt und ihr Expansionstempo gesteigert. Vor zehn Jahren mit dem ersten Studio an der Stoppenberger Straße in Essen gestartet, ist das Unternehmen inzwischen mit aktuell 87 Standorten und täglich rund 100.000 Trainierenden nach McFit zur Nummer zwei in Deutschland aufgestiegen. Allein im Jubiläumsjahr 2019 waren zwölf neu eröffnete Studios dazugekommen. FitX-Gründer Jacob Fatih war im vergangenen Jahr ausgeschieden. Das Unternehmen gehört jetzt der Schmidt-Gruppe aus Coesfeld.

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„In diesem Jahr planen wir erstmals mehr Modernisierungen als Neueröffnungen“, kündigt Co-Geschäftsführer Burkhard Revers an. Das gebremste Tempo erklärt er auch damit, dass geeignete Standorte mit 2500 Quadratmetern Nutzfläche in Städten ab 80.000 Einwohner, 80 Parkplätzen vor dem Haus und einer guten verkehrlichen Anbindung nur schwer zu finden seien. Das gelte auch für die Suche nach einer neuen Firmenzentrale. „Unsere beiden Verwaltungsstandorte in Essen platzen aus allen Nähten“, sagt Revers. „Wir würden gern in Essen bleiben und hier einen Campus bauen.“

Mit Eigengewicht des Körpers die Muskeln trainieren

Von den rund 2500 Mitarbeitern sind 180 in der Essener Zentrale tätig. Hier bildet FitX in einem „College“ seine Trainer aus, produziert Musik und Videos, die in den Studios laufen. „Wir entwickeln auch unsere eigenen Fitnesskurse“, erklärt Vancraeyenest. Das Training in der Gruppe abseits der Laufbänder und Bauchpressen liege stark im Trend. „Unsere Kurswelt Classix wächst. Sie spricht vor allem Frauen an, die oft Vorbehalte gegen Fitnessstudios haben.“ Von den rund 750.000 Mitgliedern sei inzwischen fast die Hälfte weiblich.

Laut FitX zeichnet sich aber ein auch ein zweiter Trend ab: Die „Turnecke“ in den Studios erfreue sich immer größerer Beliebtheit. „Mit Klimmzügen und Liegestützen nutzt man das Eigengewicht des Körpers, um die Muskeln zu trainieren“, sagt Vancraeyenst. Geht der Fitness-Trend also wieder zurück zu den Wurzeln der Trimm-Dich-Bewegung in den 70-er Jahren? So weit wollen die Geschäftsführer nicht gehen, betonen aber im Hinblick auf neue Angebote am Markt: „Elektroreize jedenfalls ersetzen die richtige Bewegung nicht“, sagt Revers.

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„Kurzfristige Effekte zu verspüren, ist nicht seriös.“ Er verweist stattdessen auf den Rat, den etwa auch Kunden des auf die Stärkung des Rückens spezialisierten Anbieters Kieser stets zu hören bekommen: „Es kommt auf die richtige Ausführung der Bewegung an.“ Von Blitz-Übungen, wie sie zuweilen angeboten werden, halten die Macher von FitX nichts. „Zwei bis drei Mal pro Woche jeweils für eine Stunde sollte man schon ins Studio kommen“, raten sie.

Innovationen testet FitX in Wattenscheid

Neue Kurskonzepte und Maschinen testet das Unternehmen in seinem „Konzeptstudio“ in Bochum- Wattenscheid. Was an dem Standort mitten im Ruhrgebiet funktioniert, wird bundesweit ausgerollt. Die FitX-Geschäftsführer sehen ihre Branche im Umbruch. „Der Markt konsolidiert sich. Immer mehr kleine Anbieter verschwinden“, sagt Revers. Das liege auch daran, dass sich Sporttreibende aufgrund ihrer beruflichen und privaten Situation immer mehr Flexibilität wünschen. FitX öffnet seine Studios deshalb rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. „Die Kunden wollen jederzeit an jedem Ort trainieren können“, meint Vancraeyenest. In den großen Städten sei deshalb auch mitten in der Nacht und selbst an Heiligabend Betrieb.