Oberhausen. An den Oberhausener Taxiständen herrscht Stillstand. Zu den Existenzsorgen kommt die Ignoranz mancher Kunden. Zwei Oberhausener Chefs erzählen.

Die Taxis in Oberhausen fahren in der Coronakrise nicht mal mehr auf Sicht, stattdessen herrscht an den Ständen Stillstand. Die Kettenreaktion aus abgesagten Veranstaltungen, geschlossenen Hotels und ausbleibenden Besuchern hat das Geschäft der Taxi-Unternehmer massiv einbrechen lassen. Dazu müssen sich Sezgin Onur, Siegfried Manik und Co. auch noch mit ignorantem Verhalten auseinandersetzen.

Siegfried Manik hat von seinem Büro im Oberhausener Hauptbahnhof einen guten Blick auf die Bahnsteige. Was er sieht – oder eher nicht sieht, verhagelt ihm seit Wochen die Laune: Gähnende Leere, wo sich sonst Besucher in Richtung Konzert und Centro schieben. Die Folgen für Taxi-Unternehmer wie Manik sind gravierend.

Taxis machen 85 Prozent weniger Fahrten als im April 2019

Der Geschäftsführer der Taxizentrale Oberhausen, als Vermittler von Fahrten für knapp 50 Kleinunternehmer so etwas wie der Seismograph der beigen Beförderer, legt alarmierende Zahlen vor. „Im Vergleich zum April 2019 ist das Aufkommen um 85 Prozent eingebrochen. Wenn vor Corona zwischen sechs und 14 Uhr 450 Fahrten stattfanden, sind es jetzt noch 220“, erläutert Manik.

Noch einschneidender sei der Rückgang in einer Nachtschicht am Wochenende, sagt der Chef – anstatt 700 Anfragen vermittle die Zentrale momentan nur 120. Siegfried Manik: „Wenn das bis Herbst so weitergeht, dann brauchen wir von der Bundesregierung ein zweites Rettungspaket.“

Stillstand in der Taxizentrale und auf der Straße

Was Manik in seiner Taxizentrale passiert, erlebt auch Sezgin Onur an den Taxiständen: Stillstand. „Letzte Woche habe ich teilweise fünf Stunden am Bahnhof gewartet“, berichtet der Betriebsleiter vom „Taxi Team Oberhausen“ und spricht wie der Branchenkollege von einer „sehr mageren Lage“. Immerhin kommt die Stadt mit Ansprechpartnerin Heike Nietz dem Taxi Team entgegen: So dürfen Sezgin Onur und sein geschäftsführender Bruder Sendogan neun ihrer 15 Taxi-Konzessionen vorerst ruhen lassen.

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Kurzarbeit hat das Taxi Team beantragt, doch einfach herunterfahren können die Onurs ihren Betrieb nicht. Denn neben einer Systemrelevanz – etwa für Krankenfahrten von Dialyse- und Strahlenpatienten – haben Taxis Betriebspflicht, wenn eine Lizenz der Stadt Oberhausen vorliegt. Und das meinen manche Kunden rabiat durchsetzen zu wollen, wie Sezgin Onur erzählt.

Schwarze Schafe zeigen wenig Verständnis für die Maßnahmen

„Da wollen Kunden zu viert ins Taxi steigen, obwohl wir strenge Regeln haben – und werden dann noch ausfallend“, berichtet der Taxibetreiber. Auch Siegfried Manik bekommt am Telefon immer wieder Reaktionen mit, die ihn den Kopf schütteln lassen. „Wir erklären die Situation bei der Bestellung. Die Masse schaltet das Gehirn ein, aber manche sind total empört“, sagt der Vermittler.

Empfehlung: Großraumtaxi bei mehr als zwei Personen

Wer eine Taxifahrt mit mehr als zwei Personen plant, für den hat Sezgin Onur vom Taxi Team Oberhausen einen einfachen Rat: die Bestellung eines Großraumtaxis. „Einen Preisaufschlag gibt es erst ab fünf Personen, für uns ist es sicherer so“, sagt der Betriebsleiter.

Auf ein anderes Problem macht der 38-Jährige aufmerksam, was ebenfalls die Taxifahrer betrifft – der Gang auf die Toilette. Der würde den Fahrern fast überall verwehrt, sagt Sezgin Onur, sei es im Krankenhaus, in der Arztpraxis oder an der Tankstelle. Am Ende bleibe oft nur die Fahrt nach Hause.

Und so wollen Onur und Manik nicht nur auf die schwierige wirtschaftliche Lage hinweisen, sondern auch für den richtigen Umgang sensibilisieren. Möglichst nur zu zweit fahren, immer hinten einsteigen, die Maskenpflicht beachten und das Reden soweit wie möglich einstellen – auch wenn es manchem schwer fällt, wie Aushilfs-Therapeut Sezgin Onur aus jahrelanger Erfahrung weiß.

Sezgin Onur appelliert: Nehmt Rücksicht

„Ich bitte um Rücksicht“, appelliert der 38-Jährige abschließend. „Wir sind gefährdet. Wir haben gleichzeitig eine große Verantwortung und ein Gesundheitsrisiko.“ Er und sein Team möchten weiter für die Oberhausener da sein, denn: „Wir setzen uns ein und machen das gerne.“