Sterkrade. Es ist wie die unendlich Geschichte: Erst sollte ein neues Dach kommen, jetzt kommt doch keins. Warum sich die Bahn in Sterkrade kaum Fans macht.
Nach langem Hin und Her macht die Bahn wieder einen Rückzieher: Der Sterkrade Bahnhof bekommt vorerst weder ein neues Dach noch ein provisorisches Hilfsdach. Doch ganz im Regen will sie ihre Kunden offenbar nicht mehr stehen lassen: Die Bahn will prüfen, ob ein weiteres Wetterschutzhäuschen aufgestellt wird.
Friederike fegte altes Dach weg
Die Geschichte über den Zustand des Bahnhofsdachs in Sterkrade beginnt bereits im Frühling: Orkantief Friederike fegt das Dach einfach weg — seitdem stehen Reisende bei Regen, Hagel und womöglich bald bei Schnee unter freiem Himmel. Sowohl CDU als auch SPD kritisieren die Bahn dafür, hier einfach seelenruhig abzuwarten, anstatt endlich tätig zu werden. Am Mittwochmorgen trafen sich nun Vertreter der Bahn, der Betuwe-Bürgerinitiative und der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Zimkeit am Bahnhof, um eine Lösung zu finden. Ist ein neues Schutzhäuschen eine Notlösung?
„Nein, für ein neues Dach fehlen uns die Pausen im Fahrbetrieb“, erklärt Bahnhofsmanager Klaus Oberheim. Im Dezember sei zwar Zeit für Reparaturen, „aber nur ein Gleis nach dem anderen — und beim nächsten Sturm hält das Dach dann nicht.“
Lage am Bahnhof für Pendler unzumutbar
Die Sterkrader Pendler hätten sicher lieber andere Neuigkeiten gehört, denn die Lage am Bahnhof sei unzumutbar, sagt Zimkeit ein wenig aufgebracht. Er selbst steht täglich am Bahnsteig ohne Dach und weiß, wovon er spricht.
„Ich hätte mir für heute Regen gewünscht“, sagt er und schaut schelmisch nach oben. Nur ein paar angerostete Stahlträger sind von der alten Dachkonstruktion übrig geblieben.
Ohne Frage: Der Bahnhof-Ausbau in den nächsten zwei Jahren kostet viel Geld. „Ich kann gut verstehen, dass in Sterkrade zurzeit nur kostengünstige Maßnahmen umgesetzt werden“, sagt er. Weil die Gleise für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) um 76 Zentimeter erhöht werden müssen, bleibt jetzt das im Juli zunächst geplante Hilfsdach Illusion.
Für Wartende hat die Bahn zwar bereits zwei Wetterschutzhäuschen aufgestellt, diese bieten aber nur wenigen Menschen Platz. Für Stefan Zimkeit ist ein weiteres Häuschen eine „Minimallösung“.
Er fordert von der Bahn mehr Transparenz bei den Bauzeiten und will den Bau des Schutzhäuschens beobachten. „Sollte sich wieder nichts tun, werde ich dem Bundesvorstand der Bahn schreiben. Hauptsache, es passiert hier endlich mal was.“
>>>Tradition und Zukunft des Sterkrader Bahnhofs
Eröffnet wurde der Bahnhof am 1. Juli 1856 mit der Inbetriebnahme des Abschnitts Oberhausen nach Dinslaken. Erbauer und Betreiber war die Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft. Im kommenden Winter wird trotzdem weiter gebaut: Schritt für Schritt wird der Fahrbetrieb unterbrochen, um alle drei Bahnsteige zu erhöhen, zu verlängern und die Beleuchtung auszubauen.