Oberhausen. Die Bahn hat ihre Pläne für den Betuwe-Ausbau in Sterkrade erneut verändert. Die Bürgerinitiative sieht aber noch ein gravierendes Problem.
Die Deutsche Bahn hat ihre Pläne für den Ausbau der Betuwe-Linie in Sterkrade erneut verändert. Schon im Jahr 2016 griff das Unternehmen einige der rund 600 Einwendungen von Bürgern auf. Die neuen Pläne in dem sogenannten zweiten Deckblattverfahren liegen ab Dienstag im Sterkrader Rathaus aus. Zudem lädt die Deutsche Bahn alle Interessierten am Mittwoch zu einer Informationsveranstaltung ein. Die Bürgerinitiative „Betuwe - So nicht“ begrüßt, dass die Bahn Änderungen vornehmen wird, kritisiert aber, dass die Abschaltung des Stroms im Falle eines Unglückes noch immer zu lange dauere.
Mehr Licht im Bahnhofstunnel
Diese nun ausliegenden Pläne sind bereits von der Bahn überarbeitet worden. Im Jahr 2014 hat das Unternehmen die Planungen für den dreigleisigen Ausbau der Güterzugstrecke von Oberhausen nach Emmerich offengelegt. Nach hunderten Einwendungen von Bürgern hat die Bahn die Planung überarbeitet. Grundlage ist nun weitgehend der Architektenentwurf der Stadt Oberhausen, den das Planungsbüro ST Freiraum erarbeitet hatte.
Er sieht zum Beispiel vor, dass die Unterführung des Sterkrader Bahnhofs lichtdurchflutet und transparent gestaltet werden soll.
Weiterhin enthält die neue Planung nach Angaben der Stadt Oberhausen ein mit der Stadt abgestimmtes Notfall- und Streckensicherheitskonzept und die Errichtung einer Fußgängerüberführung über die Schmachtendorfer Straße am Haltepunkte Oberhausen-Holten.
Änderungen sind auch im Internet einsehbar
Die abgeänderten Pläne im Planfeststellungsabschnitt 1.2 (Oberhausen-Sterkrade) präsentiert die Bahn-Tochter DB Netz AG bei einer Bürgerinformationsveranstaltung am Mittwoch, 5. Juni, um 18.30 Uhr im Lito Palast, Finanzstraße 1. Die Fachleute werden über die Art und den Ablauf des Deckblattverfahrens berichten. Die Deckblattunterlagen enthalten Zeichnungen und Erläuterungen der einzelnen Änderungen.
Wer an der Informationsveranstaltung nicht teilnehmen kann, kann die vollständigen Deckblattunterlagen mit allen Änderungen im Technischen Rathaus in Sterkrade einsehen. Sie liegen vom 4. Juni bis 3. Juli an der Bahnhofstraße 66 im zweiten Obergeschoss, Zimmer 233, zu folgenden Zeiten aus: montags bis mittwochs von 8.30 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 8.30 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr, freitags von 8.30 bis 12 Uhr. Digital sind die Deckblattunterlagen während der Offenlage über den folgenden Link einsehbar https://evit-net.de/ABS_46-2_PFA_1-2_2_Deckblatt.
Auch die Stadt wird zur Kasse gebeten
So können Bürger Einwendungen erheben
Bürger können Einwendungen erheben, wenn die eigenen Belange berührt werden - und nur, wenn sie sich auf die Änderungen des zweiten Deckblattes beziehen. Sie können bis zum 17. Juli 2019 schriftlich eingereicht werden. Die Schreiben gehen entweder an die Bezirksregierung Düsseldorf, Am Bonneshof 35, 40474 Düsseldorf, oder an die Stadt Oberhausen, Fachbereich 5-6-10 Verkehrsplanung/Signalwesen, Bahnhofstraße 66, 46145 Oberhausen.
Manfred Flore, Sprecher der Bürgerinitiative „Betuwe - So nicht“ begrüßt, dass die Oberhausener Vorschläge nun eingebunden werden. Allerdings weist er darauf hin, dass auf die Stadt Oberhausen nicht unerhebliche Kosten zukommen werden. Zwar trage die Bahn den Umbau des Bahnhofs, nicht aber den des Umfelds. Parkplätze, eine neue Bushaltestelle oder die Tunnelsanierung werde die Bahn nicht zahlen. Für die Finanzierung müsse sich die Stadtverwaltung um Fördermittel von Land und Bund bemühen. Flore fordert daher die Stadtverwaltung auf, eine Kostenübersicht zu erstellen. Am Beispiel der Bahnbrücken über der Osterfelder Straße sehe man, „wie schnell Kosten explodieren können“, sagt Flore.
Ein großes Sicherheitsproblem sieht Flore allerdings noch: Nach wie vor dauert es zu lange, bis der Bahnstrom nach einem Unfall abgeschaltet werden kann, damit die Feuerwehr löschen, retten und bergen kann . Im Oktober 2016 starb ein Feuerwehrmann in Oberhausen, nachdem er bei einem Rettungseinsatz in die Starkstromleitung geraten war.
„Es muss sichergestellt sein, dass der Bahnstrom nach einem Unfall so schnell wie möglich abgeschaltet wird, so dass der Einsatz der Rettungskräfte dadurch nicht verzögert wird. Diese Forderung richtet sich ans Eisenbahnbundesamt, den NRW-Innenminister und die Bahn“, sagt Manfred Flore, Brandoberinspektor a.D.
In Holland funktioniert’s
Auf niederländischer Seite sei das Problem längst gelöst – weshalb in Holland problematische Gefahrguttransporte explizit auf die Betuwe Linie gelegt werden. So zum Beispiel ein 5000-Tonnen-Chlor-Transport, über den zunächst die Zeitung „de Gelderlander“ berichtet hatte. Auf deutscher Seite ist der Transport allerdings nicht bekannt, wie eine Anfrage unserer Redaktion ergab. „Rund 5000 Tonnen hochgiftiges Chlor sollen mit - vermutlich mehreren Güterzügen - zwischen Mitte Mai und Ende Juni von Ibbenbüren nach Rotterdam gefahren. Darum muss mit dem auch der Sicherheit dienenden Ausbau der Betuwe-Strecke nun zügig weitergemacht werden, und das Problem mit der Stromabschaltung bei Notfällen muss Priorität haben“, schreibt Flore in einer Pressemitteilung.