Oberhausen. Kuratorin Linda Schmitz und Dr. Michael Huhn erzählen am 5. Februar aus dem Leben des Arztes, Politikers und „Kinderschrecks“ Heinrich Hoffmann.

Nach dem Erfolg der inzwischen von Linda McCartneys-Fotokunst abgelösten „Struwwelpeter“-Ausstellung in der Ludwiggalerie hat das Literaturhaus, Marktstraße 146, nun einen zusätzlichen Abend als Hommage an Dr. Heinrich Hoffmann ins Programm aufgenommen. So präsentieren am Mittwoch, 5. Februar, um 19 Uhr Linda Schmitz und Dr. Michael Huhn: „Der Struwwelpeter im Literaturhaus“.

„Die Fehlzünder sind die Erwachsenen”

Aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten die Kuratorin der Ludwiggalerie sowie der Arzt, Psychotherapeut und Mitgründer des Literaturhauses das weltbekannte Kinderbuch aus dem Jahr 1846. „In allen Struwwelpetergeschichten sind die Kinder ganz normal agierende, trotzige, sich selbst und ihre Widerstandskraft ausprobierende Kinder“, so urteilte Elke Heidenreich über die pädagogisch-literarische Großtat aus der Biedermeierzeit – und folgerte: „Die Fehlzünder sind die Erwachsenen.”

Die lustvoll-drastischen Geschichten vom bösen Friederich bis zum Hanns Guck-in-die-Luft machen seit 175 Jahren Furore – und sind doch unverhohlen an die Erwachsenen gerichtet. Wer folgsame Erdenbürger formen will, der ist eben erstmal schockiert angesichts der Hoffmann’schen Überzeichnungen seiner Protagonisten und der Dramen, die sie durchleben. Da wuchern Haare und Fingernägel wie wild, wird der daumenlutschende Konrad vom Schneiderlein unnötigerweise von beiden Daumen befreit, beim Hahnenkampf des Zappelphilipps gegen seinen Vater kann die genervte Mutter nur augenrollend dem sich anbahnenden Chaos zusehen. Und der dicke Kasper dürfte ruhig mal eine Fastenwoche einlegen, er würde schon nicht verhungern.

„Fundraiser“ für die Frankfurter psychiatrische Klinik

Als Arzt und politisch wacher Mensch engagierte sich Heinrich Hoffmann auch für die Großen: Als Parlamentarier 1848 in der Frankfurter Paulskirche war der gemäßigte Monarchist enttäuscht vom politischen Streit. Umso nachdrücklicher wirkte der Hausarzt in Frankfurt-Sachsenhausen als Psychiater – und zwar, bevor es den Beruf eigentlich gab. Als unermüdlicher „Fundraiser“ gründete er die Frankfurter psychiatrische Klinik („Haus für Irre und Epileptiker“), in der Krankheiten des Gemüts oder des Gehirns nicht mehr als Plage von Dämonen galten oder als göttliche Strafen.

Einem klugen, humorvollen und engagierten Menschen widmen Linda Schmitz und Michael Huhn diesen – so wünschen sie es sich – diskussionsreichen Abend. Einlass im Literaturhaus, Marktstraße 146, ist um 18 Uhr, Eintritt frei (Hut geht rum).