Oberhausen. . Nach anderthalb Jahren findet die Initiative Quartier bei „Le Baron“. Ein Viertel des Bücherbestandes bekommt einen Platz im Laden – plus 50 Gäste.

  • Für die problematische obere Marktstraße bedeutet diese Initiative einen Aufschwung
  • Das zunächst in Sterkrade geplante Literaturhaus findet ein Domizil neben „Le Baron“
  • Der junge Verein startet imposant: mit dem Romancier und Dylan-Übersetzer Gisbert Haefs

In den Metropolen residieren Literaturhäuser gerne hochherrschaftlich: in Frankfurt am Mainufer, in Hamburg an der Außenalster. Jetzt kommt Oberhausens obere Marktstraße dazu – erstmals mit einer kleinen, feinen Kulturadresse in diesem als problematisch geltenden Teil der Innenstadt. Nach anderthalbjähriger Suche hat die Initiative Literaturhaus den für sie idealen Vermieter gefunden.

Denn Emile Moawad, der Patron der Wein-Lounge „Le Baron“ an der Marktstraße 146, erweist sich nun auch als Patron der schönen Literatur. „Er war hocherfreut“, erzählt Hartmut Kowsky-Kawelke, der Vorsitzende des Vereins in Gründung. Ursprünglich hatte die Initiative – mit inzwischen 20 Aktiven – die seit über 20 Jahren ungenutzte Schachthalle der Zeche Sterkrade für ihr Literatur-Café ins Visier genommen (wir berichteten). Die gute Idee scheiterte an der Finanzierung.

Willkommen im Genießer-Ambiente: Mit seiner Wein-Lounge „Le Baron“ gibt Emile Moawad dem Verein in Gründung ein schönes Domizil.
Willkommen im Genießer-Ambiente: Mit seiner Wein-Lounge „Le Baron“ gibt Emile Moawad dem Verein in Gründung ein schönes Domizil. © Herbert Höltgen

Eine Win-Win-Situation

„Wir haben uns mehr als zehn Objekte angeguckt“, sagt Kowsky-Kawelke – und betont, nach wie vor an einer literarischen Adresse auch in Sterkrade interessiert zu sein: „Aber das wäre alles zu langfristig – wir wollen mit dem Programm loslegen.“ Das Ladenlokal, das ihnen nun Emil Moawad überlässt, diente für „Le Baron“ bisher nur als Lagerraum. Harald Obendiek, ebenfalls Literaturhäusler, spricht von einer „Win-Win-Situation“ für den jungen Verein und seinen Patron.

Statt Flaschenregale also Bücherregale – denn die Initiative entstand ja, nachdem Michael Huhn einen privaten Nachlass von 6000 Büchern erworben hatte. Den lagerte der Oberhausener Arzt zwischenzeitlich im Keller seiner Duisburger Praxis. „Der Sammler“, erzählt Hartmut Kowsky-Kawelke, „war Lektor bei Dumont. Er hatte sein Leben lang gelesen.“ Die Sammlung sei ein guter Querschnitt deutscher Literatur – plus Übersetzungen – des letzten halben Jahrhunderts.

Umgerechnet wären es fast 250 Regalmeter. An der Marktstraße 146 lassen sich 60 bis 70 Regalmeter unterbringen – denn Publikum soll ja auch noch bequem Platz nehmen können. „Wir werden öfter wechseln.“ Harald Obendiek betont aber auch: „Wir sind kein Antiquariat.“ Literatur-Begeisterte sollen im Café mit den Bücherwänden über ihre Passion ins Gespräch kommen.

Auftakt-Abend mit Haefs und Dylan

Darum öffnet die Initiative vom 22. März – gleich nach Frühlingsanfang – an jedem Mittwoch um 18 Uhr. Dieses „Programm“ sei dann, so die Vorständler, „sitzen, etwas trinken, quatschen, stöbern, lesen, entspannen“. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen – denn mit dem ersten Abend „Literatur im Haus“ am Freitag, 24. März, um 19 Uhr liefert die Initiative gleich einen erstklassigen Programm-Aufschlag.

Der ungemein produktive Autor und Übersetzer Gisbert Haefs gestaltet dann an der Marktstraße 146 einen Nobelpreis-Abend: Schließlich zählt zum gewaltigen Oeuvre des 67-Jährigen auch „Bob Dylan. Lyrics 1962 - 2001. Sämtliche Songtexte“ sowie die Übersetzung der Biografie „Bob Dylan. No Direction Home“.

Kartenvorverkauf für Literatur-Fans

Für den Bob-Dylan-Abend mit Übersetzer Gisbert Haefs kostet der Eintritt ins Literaturcafé 10 Euro. Karten gibt’s im Vorverkauf bei Markus Brinkmann Tabakwaren, Dudelerstraße 7 in Schmachtendorf, bei der Buchhandlung Wiebus, Steinbrinkstraße 249 in Sterkrade, und natürlich bei „Le Baron“, Marktstraße 146.