Oberhausen. Oberhausen braucht mehr Schulplätze ab Klasse sieben in Gesamt- und Realschulen. Wie das umgesetzt werden kann: Darüber herrscht Ratlosigkeit.

Bekommt Oberhausen eine neue weiterführende Schule oder wird eine bestehende Schule vergrößert? Ab Klasse 7 fehlen im Stadtgebiet seit Jahren Plätze für Schüler, doch die Hängepartie um diese wichtige Entscheidung geht weiter. Auch in der ersten Sitzung des Schulausschusses im neuen Jahr hat die Schulverwaltung keine Vorschläge für die Politik auf den Tisch gelegt.

Die Fraktionen beschwerten sich. „Bei allem Verständnis für die Schwierigkeiten bei einer solchen Planung – das erklärt nicht, warum jetzt immer noch keine Beschlussvorschläge vorliegen“, zeigt sich Gundula Hausmann-Peters (CDU) unzufrieden mit der Arbeit im Rathaus. „Ich kann nicht verstehen, warum wir nach zwei Jahren immer noch auf der Stelle treten“, kritisierte auch David Driever (Linke Liste).

Schülerzahlen, Kosten und Standorte

Zuvor hatte Schuldezernent Jürgen Schmidt, seit Sommer 2019 im Amt, zum dröge klingenden Tagesordnungspunkt „Anlassbezogene Schulentwicklungsplanung“ erläutert, dass die Schulverwaltung immer noch die Fakten kläre (Schülerzahlentwicklung, Kosten, bautechnische Möglichkeiten, Standorte). Das alles sei sehr aufwändig, „so dass wir es noch nicht hinbekommen haben, mögliche Varianten vorzulegen“.

Die „Anlassbezogene Schulentwicklungsplanung“ soll nichts weniger als eine Lösung für eine problematische Entwicklung in der Oberhausener Schullandschaft finden. Ausgangspunkt ist das Phänomen der Schulformwechsler: Die Zahl der Schüler, die nach der Erprobungsstufe (also nach Klasse sechs) aufgrund schlechter Schulnoten Gymnasien und Realschulen verlassen müssen, hat sich in den vergangenen Jahren merklich vergrößert (von 62 im Schuljahr 2013/14 auf 104 im Schuljahr 2018/19).

Keine Hauptschulen

Für diese Schüler ist aber ab den Jahrgängen sieben vor allem an den vier Oberhausener Gesamtschulen kein Platz, weil die Klassen dort voll sind. Die Realschulen nehmen einen Teil der Gymnasiasten auf, Hauptschulen gibt es keine mehr. Oberhausen benötigt also zusätzliche Schulplätze ab der Jahrgangsstufe sieben in Gesamt- und Realschulen. Die Platzkapazitäten im Jahrgang fünf sind dagegen ausreichend: Jedes Kind kann die gewünschte Schulform besuchen, wenn auch nicht immer die gewünschte Schule.

Bezirksregierung beteiligt

Die „Anlassbezogene Schulentwicklungsplanung“ geschieht unter Aufsicht der Bezirksregierung in Düsseldorf, die letztlich auch genehmigen muss, was der Oberhausener Rat beschließt. Bisher haben sich deren Vertreter öffentlich dahingehend geäußert, dass sie die Variante „Neue Schule“ bevorzugen.

Der Zeitplan, im März beschlussfähige Vorschläge vorzulegen, sei ambitioniert, meint Schuldezernent Jürgen Schmidt, weil vorher auch noch eine Einschätzung der Bezirksregierung eingeholt werden soll. Wie die notwendigen Kosten für Aus-, Um- oder Neubauten finanziert werden, „müssen wir dann auch noch sehen“.

Der Zeitplan, um dieses Problem zu lösen und das Schulangebot in Oberhausen zukunftsfähig aufzustellen, sah eigentlich anders aus: Es begann mit einem Auftrag, den der Rat im Dezember 2017 der Schulverwaltung erteilt hatte: Geprüft werden sollte die Errichtung einer neuen weiterführenden Schule in Oberhausen – Schulform: offen. Schon diese Prüfung zog sich lange hin und fand ihren vorläufigen Höhepunkt in einem Analysepapier, das die Schulverwaltung Ende März 2019 der Politik vorstellte.

An Gymnasien Plätze reduzieren

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Auf Grundlage der Schülerzahlentwicklung und anderer Eckpunkte kamen die Fachleute im Rathaus zu Empfehlungen: Eine neue Schule wäre sehr teuer und würde das Platzproblem hinsichtlich der Schulformwechsler nur teilweise lösen (weil eine Schule nicht erst ab Klasse sieben aufgebaut werden kann). Dafür sollten an Gymnasien Plätze reduziert werden, um sie an Gesamt- und Realschulen aufzustocken. Oder sogar ein Gymnasium im Stadtsüden in eine Gesamtschule umgewandelt werden. All diese Varianten inklusive neuer Schule sollte ein Arbeitskreis prüfen und bis Ende 2019 beschlussfähige Ergebnisse vorlegen.

Vorschläge im März

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Im Schulausschuss kündigte Jürgen Schmidt jetzt an, in der Sitzung im März Vorschläge präsentieren zu können. „All das hätte spätestens vor zwei Jahren stattfinden müssen“, sagte Hausmann-Peters. Kirsten Oberste-Kleinbeck (SPD) hielt dagegen: „Ich möchte keine Entscheidung auf der Grundlage von Zahlen treffen, die sich nicht bewahrheiten. Ich möchte verlässliche Rahmendaten haben.“

Ausschussvorsitzender Wolfgang Große Brömer (SPD) machte noch einmal die besondere Schwierigkeit deutlich: „Ich habe die Diskussion so verstanden, dass es pädagogisch unsinnig wäre, eine neue Schule zu gründen, um alle Schulformwechsler aufzunehmen.“ Eine neue Schule müsste auch im Jahrgang fünf ausreichend Anmeldungen haben. Ob dies in Oberhausen gesichert wäre, sei eben nicht klar.