Oberhausen. In der Größenordnung von zwei Klassen müssen Ende des Schuljahres Schüler die Gymnasien verlassen. Die Gesamtschule Osterfeld muss einspringen.

Als vor einigen Tagen die Bescheide an Eltern rausgingen, dass ihr Sohn oder ihre Tochter das Gymnasium wegen zu schlechter Noten verlassen muss, klingelten die Telefone in den Sekretariaten der Gesamtschulen Sturm.

Auch interessant

Am Hörer waren verzweifelte Mütter oder Väter, die einen Platz für ihr Kind an einer Gesamtschule in Oberhausen suchen, weil es vom Gymnasium abgeschult wird. „Die Familien sind fertig“, berichtet Doris Sawallich, Leiterin der Gesamtschule Weierheide und Sprecherin der vier Oberhausener Gesamtschulen. Doch sie und ihre Schulleiter-Kollegen können den Anrufern nichts anbieten. Volle Klassen, fehlende oder zu kleine Räume, Lehrermangel – die Gesamtschulen ächzen selbst unter den Bedingungen und haben ab Jahrgang sieben kaum Platz für Neuaufnahmen. Zudem macht sich großer Ärger bei den Leitungen und Kollegien der Gesamtschulen breit. „Wir wollen nicht mehr der Reparaturbetrieb des gegliederten Schulsystems sein“, sagt Sawallich im Gespräch mit dieser Redaktion. Dafür sei die integrative Schulform Gesamtschule nicht gedacht, hatte auch Karl-Heinz Burkart, der scheidende Leiter der Fasia-Jansen-Gesamtschule, im Gespräch mit dieser Zeitung gesagt.

Schüler aus Internationalen Vorbereitungsklassen

Auch interessant

In der jüngsten Sitzung des Schulausschusses stellte Schulamtsleiterin Ute Jordan-Ecker die aktuellen Zahlen der Schulformwechsler zum neuen Schuljahr 2019/20 vor. Insgesamt 54 Schüler müssen zum Ende dieses Schuljahres vom Gymnasium runter, allein 43 davon nach der Erprobungsstufe, also nach Klasse sechs. Hinzu kommen die Schüler aus den Internationalen Vorbereitungsklassen (Geflüchtete, Zuzüge aus dem Ausland), die nach zwei Jahren in die Regelklassen versetzt werden, auch da wechseln die meisten in den siebten Jahrgang, nämlich 27 Schülerinnen und Schüler. Insgesamt müssen über die Jahrgänge sechs bis neun verteilt 119 Schüler zum neuen Schuljahr an eine andere Schule gehen.

Alle Oberhausener Schulformwechsler haben einen neuen Platz

Auch interessant

Ute Jordan-Ecker berichtete im Schulausschuss ebenfalls von den Ergebnissen der Koordinierungssitzung Anfang Juli von Stadt, Schulleitern und Schulaufsicht, bei der die Schulformwechsler verteilt wurden. Die gute Nachricht: Alle Schüler haben zum Start nach den Sommerferien einen Platz an einer neuen Schule. Den größten Teil der Wechsler in den siebten Jahrgang nimmt die Gesamtschule Osterfeld auf, die zwei zusätzliche Klassen im siebten Jahrgang einrichten muss. Das läuft dem aktuellen Bildungsplan der Stadt Oberhausen zuwider: Der strebt an, die achtzügige GSO langfristig in allen Jahrgängen auf sechs Klassen zu reduzieren.

Seit 2014 steigen die Zahlen

Seit dem Schuljahr 2014/15 steigen die Zahlen der Schulformwechsler in Oberhausen. Was auch mit den Schülern der Internationalen Vorbereitungsklassen zu tun hat, die nach zwei Jahren in Regelklassen wechseln und zumeist nicht am Gymnasium verbleiben.

Die Klassen fünf und sechs gelten in Gymnasien und Realschule als Erprobungsstufe, die Schüler gehen ohne Versetzung von Klasse fünf in Klasse sechs. Am Ende von Klasse sechs gibt es eine Versetzungskonferenz, die über die Eignung für den Jahrgang sieben entscheidet oder einen Schulformwechsel empfiehlt.

Angesäuert reagierte Schulausschussvorsitzender Wolfgang Große Brömer (SPD) darauf, dass die Aufnahmekapazitäten an der Theodor-Heuss-Realschule für Schulformwechsler nicht zu nutzen sind. Dabei hatte der Rat im Frühjahr dieses Jahres auf Vorrat die Erhöhung der Zügigkeit im siebten Jahrgang der THS genehmigt, um Platz zu schaffen für die Abgänger von Gymnasien. Die Kapazitäten an der THS seien durch Sitzenbleiber aufgebraucht, erklärte die Schulamtsleiterin dazu.