Oberhausen. Richtfest am neuen Pumpwerk in Biefang ist für die erste Jahreshälfte 2020 geplant – es ist der finale Baustein für die Emscher-Renaturierung.
Ein im Vergleich zum Gesamtprojekt kleines Teil fehlt noch, um die Emscher-Renaturierung im Ruhrgebiet startklar zu machen: das Pumpwerk Oberhausen. Doch auch dort biegen die Arbeiten nun auf die Zielgerade ein. Die ersten Super-Pumpen sind da!
Auch interessant
Kurz vor den Feiertagen wurden jetzt fünf der insgesamt vorgesehenen zehn Hochleistungspumpen angeliefert. Sie werden das Abwasser des Ruhrgebiets, das in Oberhausen-Biefang in einer Tiefe von rund 40 Metern ankommt, mit Hochdruck anheben, damit es dann auf dem Weg eines natürlichen Gefälles weiter fließen kann bis zum Klärwerk Emschermündung an der Stadtgrenze von Dinslaken und Oberhausen.
„Die fünf Maschinen, die nun eingebaut wurden, haben Leistungen von 800 bis 1200 Liter – pro Sekunde“, erklärt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Insgesamt werden alle zehn Pumpen einmal eine Maximalleistung von 16.000 Liter pro Sekunde haben. Damit ließe sich der Gasometer in drei Stunden füllen!
Das 45 Meter tiefe, kreisrunde Loch für das neue Pumpwerk Oberhausen an der Kurfürstenstraße füllt sich also mit Hochleistungstechnik; und auch darüber tut sich etwas: Die Gebäude für das Pumpwerk Oberhausen sind mittlerweile weit fortgeschritten. Ein Richtfest plant die Emschergenossenschaft noch für die erste Jahreshälfte 2020. „Komplett fertiggestellt werden soll das Pumpwerk im Sommer 2021“, erläutert Ilias Abawi. Ende 2021 soll die Anlage in Betrieb genommen werden und mit ihm dann das Gesamtsystem des bereits fertiggestellten Abwasserkanals Emscher (AKE), der auf einer kompletten Länge von 51 Kilometern zwischen Dortmund und Dinslaken verläuft. Das Pumpwerk Oberhausen bildet den Schlusspunkt in der Dreier-Reihe der Emscher-Pumpwerke, wobei sich die Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop bereits in Betrieb befinden.
In den Bau des AKE und der drei Pumpwerke investiert die Emschergenossenschaft nach Angaben ihres Sprechers mehr als eine Milliarde Euro. Besonders spektakulär aus lokaler Sicht: Im Holtener Bruch – ganz in der Nähe des Oberhausener Pumpwerks also – wird die Emscher besonders kurvenreich renaturiert, weil hier genügend große Flächen dafür zur Verfügung stehen. Das Holtener Bruch nimmt künftig im Falle des Falles das Hochwasser aus der Emscher auf und wandelt sich im neuen Jahrzehnt zu einer attraktiven Auenlandschaft. Die Rohre des AKE bilden hier zugleich den neu verlegten Emscherdamm, auf dem ein Spazier- und Radweg verläuft.
Abwasserkanal für die nächsten 100 Jahre
Die Kosten von 5,3 Milliarden Euro für die Emscher-Renaturierung werden zu 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen (Bergbau, Industrie und Städte, darunter Oberhausen). Ca. 20 Prozent finanzieren NRW und die Europäische Union.
Für den Abwasserkanal Emscher, teils eine Doppelröhre, ist eine Mindest-Nutzungsdauer von 100 Jahren vorgesehen.
Für den Bau des Pumpwerks hatte die Emschergenossenschaft ab Mai 2016 eine rund 50 Meter tiefe und kreisrunde Baugrube ausgehoben. Es handelte sich um die tiefste Erdbaustelle der Emschergenossenschaft im Zuge des Emscher-Umbaus.
Seit dem Jahr 1992 schon plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Anrainerstädten – darunter Oberhausen mit dem längsten Emscher-Abschnitt – das Jahrhundertprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren rund 5,4 Milliarden Euro investiert werden.