Oberhausen. Oberhausen schreibt Ruhrgebiets-Geschichte: Im Stadtnorden wurde jetzt das Jahrhundertprojekt des Abwasserkanals Emscher fertiggestellt.

Lückenschluss - aber nicht an einer Autobahn, sondern an der neuen Schnellstrecke für die Abwässer des Ruhrgebiets: Die Emschergenossenschaft hat den Abwasserkanal Emscher (AKE) fertiggestellt. In Oberhausen wurde jetzt das allerletzte Kanalrohr verlegt.

3,2 Kilometer lang ist der letzte AKE-Bauabschnitt vom neuen Pumpwerk Oberhausen bis zur Kläranlage Emschermündung in Dinslaken. „Anders als der Abschnitt zwischen Dortmund und Oberhausen-Biefang, der im unterirdischen Verfahren verlegt wurde, haben wir diesen Abschnitt in offener Bauweise gebaut“, erläutert Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.

Die drei Vorstände der Emschergenossenschaft Emanuel Grün, Raimund Echterhoff und Uli Paetzel (v.l.) begleiteten den Lückenschluss im Oberhausener Stadtnorden.
Die drei Vorstände der Emschergenossenschaft Emanuel Grün, Raimund Echterhoff und Uli Paetzel (v.l.) begleiteten den Lückenschluss im Oberhausener Stadtnorden. © EG | Rupert Oberhäuser

Nun ist es also geschafft: Fast genau zehn Jahre nach dem ersten Spatenstich am 11. September 2009 für den AKE liegen damit auf einer Gesamtlänge von 51 Kilometer alle 35.000 Rohrelemente zwischen dem Dortmunder Nordwesten und Dinslaken. Uli Paetzel, der Chef der Emschergenossenschaft, begleitete höchstpersönlich den Lückenschluss in Oberhausen. Durch den AKE fließt künftig das Abwasser aus dem Ruhrgebiet. So kann die Emscher wieder zu einem natürlichen Fluss werden. So kann das Holtener Bruch renaturiert werden und sich zu einer attraktiven Auenlandschaft wandeln.

Der AKE benötigt wegen seines Gefälles von 1,5 Metern je Kilometer auf dem Weg in Richtung Westen drei Pumpwerke, die in Gelsenkirchen, Bottrop und Oberhausen-Biefang angesiedelt sind. Ohne diese Pumpwerke würde das Abwasser in Dinslaken in 75 Metern Tiefe ankommen – was zu tief wäre, um es zum Klären wieder nach oben zu pumpen. So erreicht der AKE nun maximale Tiefenlagen von rund 40 Metern.

Gesamtsystem soll Ende 2021 in Betrieb gehen

Einen 35 Kilometer langen Abschnitt des Kanals von Dortmund über Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne, Herten, Gelsenkirchen und Essen bis Bottrop hatte die Emschergenossenschaft ab September 2018 bereits schrittweise in Betrieb genommen – inklusive der ebenfalls fertigen Pumpwerke Gelsenkirchen und Bottrop. Jetzt ist der AKE also auch auf Oberhausener Gebiet komplett. Doch das Abwasser kann erst 2021 hier durch den Kanal rauschen, denn zuvor muss noch das letzte der drei Pumpwerke in Oberhausen-Biefang fertiggestellt werden. Die Verknüpfung des AKE mit dem Oberhausener Pumpwerk („Einleitstelle“) wird jetzt gebaut. Das Pumpwerk selbst soll Mitte 2021 fertig sein. Die Inbetriebnahme des Gesamtsystems plant die Emschergenossenschaft aktuell für Ende 2021.

Ein Jahrhundertprojekt

Beim Jahrhundertprojekt der Emscher-Renaturierung kalkuliert die Emschergenossenschaft mit Kosten von über fünf Milliarden Euro.

Über die Abwassergebühr und die Beiträge, die die Städte an die Genossenschaft entrichten, wird das Projekt finanziert.

Der zuletzt verlegte AKE-Kanalabschnitt entlang des Holtener Bruchs bildet dort zugleich den neuen Emscher-Deich. Auf dem Deich verläuft künftig ein Spazier- und Radweg, der einen attraktiven Blick auf die renaturierte Emscher mit ihren Auen und das Holtener Bruch bietet. Im weitläufigen Holtener Bruch hat die Emschergenossenschaft ausreichend Platz, um die Emscher aus ihrem schnurgeraden Bett herauszuholen und in eine neue kurvenreichere und naturnähere Trasse zu legen. Schöne Fluss-Biegungen prägen künftig den Stadtnorden.