OBERHAUSEN. Am Kanal fürs Abwasser des Reviers erfolgt 2020 der Lückenschluss. Baustelle verblüfft in Holten mit speziellem Schutz: 15 Container gestapelt.

Im Oberhausener Stadtnorden erfolgt Mitte 2020 der wichtigste Lückenschluss des neuen Jahrzehnts für das Ruhrgebiet: Dann vollendet die Emschergenossenschaft im Holtener Bruch den neuen Abwasserkanal Emscher (AKE), der auf einer Gesamtlänge von 51 Kilometern von Ost nach West durch das gesamte Revier verläuft und künftig jene Abwässer befördert, die bislang in der Emscher landen.

Die letzte AKE-Etappe, die vom neuen Pumpwerk Oberhausen an der Kürfürstenstraße bis zum Klärwerk Emschermündung verläuft, biegt im nächsten Jahr in die Zielgerade ein. „Im Oberhausener Norden bauen wir den Abwasserkanal Emscher entgegen der Fließrichtung, also von West nach Ost“, erklärt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. „Die Arbeiten enden entsprechend an der Baustelle des Pumpwerks Oberhausen. Dort schließt der neue Kanal an die Hochleistungspumpen an.“ Letztlich werde das Abwasser dann natürlich aus dem Pumpwerk in den Kanal und anschließend von Osten nach Westen weiter zum Klärwerk fließen.

Bereits knapp 1900 Meter verlegt

Meter für Meter wächst der Abwasserkanal Emscher (AKE) im Holtener Bruch.
Meter für Meter wächst der Abwasserkanal Emscher (AKE) im Holtener Bruch. © Foto: Rupert Oberhäuser/EG

Die Arbeiten schreiten zügig voran, wobei sich die AKE-Baustelle an der Bahnstraße wirklich direkt an der Emscher befindet. Nur wenige Meter trennen hier die Bagger vom Flussufer. Aktuell sind bereits knapp 1900 Meter verlegt – von insgesamt 3200 Metern. Deutlich mehr als die Hälfte der Wegstrecke ist also bereits geschafft.

Ungewöhnliche Schutzmaßnahmen

In Sichtweite der Baustelle, ganz in Nähe der Bahnstraße, haben die Fachleute der Emschergenossenschaft zu einer ungewöhnlichen Maßnahme gegriffen, um die Anwohner vor dem Baustellenlärm zu schützen. Zahlreiche Container bilden dort eine 40 Meter lange und zehn Meter hohe Lärm- und Sichtschutzwand.

„Diese Lösung hat sich schon in den anderen Kanalabschnitten des AKE als sehr effektiv erwiesen“, sagt Ilias Abawi. Die Idee sei im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens entwickelt worden, denn Lärm- und Sichtschutz gehöre zu den Auflagen des Planfeststellungsbeschlusses. Die 15 zur Wand zusammengestellten Container werden nun aber bald verschwinden, da in diesem Abschnitt die Baustelle fast abgeschlossen sei.

Sightseeing auf die Auenlandschaft

Auf dem Abwasserkanal Emscher, der die Basis des neuen Emscherdeiches bildet, verläuft künftig ein kombinierter Spazier- und Radweg, der eine tolle Aussicht auf das Holtener Bruch und die renaturierte Emscher bieten soll. Die Emscher hat hier künftig deutlich mehr Platz und kann sich bei Hochwasser auch mal in der weiten Auenlandschaft ausbreiten.

Verlegt werden keine runden Kanalrohre, sondern eckige – um Platz zu sparen, da Kastenprofile (Innenmaße: 2,45 Meter Höhe und 2,25 Meter Breite) enger nebeneinander positioniert werden können und so deutlich weniger Raum benötigen.

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Die Emschergenossenschaft investiert rund 36 Millionen Euro in den letzten Abschnitts des Abwasserkanals Emscher.

In Betrieb gehen kann der AKE erst 2021, wenn das Pumpwerk Oberhausen fertig ist.

Insgesamt fließen 5,3 Milliarden Euro in den Emscherumbau – zu ca. 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen: Das sind Bergbau, Industrie und die Städte, darunter Oberhausen. Ca. 20 Prozent steuern das Land Nordrhein-Westfalen und die Europäische Union bei.