Oberhausen. Wenn alles gut läuft, baut die Sparkasse Oberhausen ein Haus mit kleinen Mietwohnungen im Sterkrader Zentrum – um eine hässliche Wunde zu heilen.
Sterkrade kann sich in diesen Weihnachtstagen berechtigte Hoffnung machen, dass die hässliche Wunde mitten in der Fußgängerzone im Zentrum an der Kreuzung Bahnhofstraße/Steinbrinkstraße im Laufe der nächsten zwei Jahre geschlossen wird.
Seit 2015 ist das frühere KIK-Haus, das einstige Kaiser&Ganz-Haus, abgerissen, die Oberhausener Stadttochter OGM hatte das baufällige Gebäude, ein Schandfleck in Sterkrade, bereits 2014 für 171.000 Euro erworben – um die Stadtplanung voranzutreiben. Doch seitdem blicken die Sterkrader in eine Baugrube. „Es sieht aus wie nach einem Bombenangriff, wie eine Abfallfläche“, meinte bereits 2018 Bezirksvertreter Werner Nowak.
Ursprünglich ein siebenstöckiger Neubau geplant
Denn die ursprünglichen Pläne privater Investoren, auf dem Grundstück einen siebenstöckigen Neubau mit öffentlich geförderten Wohnungen zu errichten, verpufften vollständig. Selbst eine Ausnahmegenehmigung des NRW-Bauministeriums, hier einen kräftigen Zuschuss für Sozialwohnungen überhaupt zuzulassen, half nicht weiter: Kaufinteressenten machten einen großen Bogen um das nicht einfach zu bebauende Areal trotz seiner guten zentralen Lage, weil die Kosten für Grundstück und Bau am Ende so hoch wären, dass sich die Immobilie mit den in Sterkrade erzielbaren Mieten nicht rentiert hätte.
Als schwierig und kostenträchtig erwies sich nicht nur die Enge des Grundstückes, an dem zwei zentrale Häuser liegen, sondern auch die Frage nach den Parkplätzen für die Mieter oder Käufer der Wohnungen: Eine Tiefgarage unter dem Neubau würde nur magere sechs oder sieben Parkplätze ergeben – und die Baukosten ohnehin in die Höhe treiben.
Sparkasse will zu üblichen Neubaumieten anbieten
Für das schwierige Grundstück in zentraler Sterkrader Innenstadtlage hat das Land extra eine Ausnahme zugelassen, wenn man dort zur Hälfte Sozialwohnungen mit Billigmieten errichtet. Das Land fördert sozialen Wohnraum eigentlich nur in Gebäuden mit einer Geschosshöhe von viereinhalb Etagen, um die Wiederholung hässlicher Hochhausbauten der 70er Jahre zu vermeiden.
Der frühere NRW-Bauminister Michael Groschek hat allerdings ermöglicht, dass in diesem Fall auch ein 2015 geplantes siebeneinhalbstöckiges Haus in Sterkrade mit Landesmitteln unterstützt werden würde. Diese Ausnahme gilt für Sterkrade noch immer – wird nun aber für das geplante Objekt der Stadtsparkasse nicht beansprucht. Alle Wohnungen sollen nach Angaben der Sparkasse frei finanziert entstehen – und zu marktüblichen Neubaumietpreisen angeboten werden.
Doch jetzt hat sich die Stadtsparkasse Oberhausen in den Prozess eingeschaltet, Pläne entwerfen lassen und Kosten durchgerechnet – ja, mit mehreren kleineren Wohnungen, ohne Tiefgarage und keiner einzigen Sozialwohnung würde es einigermaßen gehen, so ist zu hören. Die Sparkasse hat schon vor längerer Zeit angekündigt, noch mehr als früher bei der Stadtentwicklung zu helfen und Projekte voranzubringen. So errichtete das Geldinstitut beispielsweise höchst erfolgreich frische Wohnungen am Altmarkt an der Gutenbergstraße.
Sparkasse: Geld ist mit diesen Sterkrader Wohnungen nicht zu verdienen
„Wir denken über ein Wohnhaus auf dem Gelände des früheren Kaiser&Ganz-Gebäudes nach, doch noch ist nichts beschlossen“. sagt vorsichtig Sparkassenchef Oliver Mebus. „Für uns wird das aber auf keinen Fall ein Renditeprojekt.“ Mit anderen Worten: Geld ist mit dem komplizierten Bau nicht zu verdienen, die Sparkasse muss aber rein rechtlich das Projekt ohne Verlust verwirklichen können.
Das klingt durchaus glaubwürdig: Da derzeit in der Niedrigzinsphase auf dem Markt viel Geld auf der Suche nach geeigneten sicheren Anlageobjekten ist, hätte sich wohl schon längst ein Privatinvestor gefunden, wenn sich die Immobilie auszahlen würde. Dem Verwaltungsrat wurden im Dezember 2019 die Pläne vorgestellt, die Öffentlichkeit soll Anfang des Jahres 2020 offiziell informiert werden.
Vorzeigbare Architektur geplant
Intern hat die Sparkasse bereits versprochen, darauf zu achten, dass das Eckhaus eine vorzeigbare Architektur erhält, die Sterkrade schmücken könnte. Die notwendigen vorgeschriebenen Parkplätze werden vielleicht nur in der Nähe angemietet.
Mit im Boot sitzt natürlich der derzeitige Eigentümer, also das Oberhausener Gebäudemanagement (OGM): Der will bevorzugt seine Kosten für Kauf und Abriss wieder herausholen, doch das wird wohl aussichtslos sein. Wenn die Sparkasse viel mehr als einen symbolischen Euro zahlen würde, dann könnte schnell die Verlustzone mit dem Neubau erreicht werden – und alle Pläne würden wieder auf Eis gelegt. Das Investment der OGM in Sterkrade müsste man also als städtebauliche Investition auf Stadtkosten abschreiben. Ob das so kommt, entscheiden am Ende die gewählten Politiker.