Oberhausen. Das Metronom-Theater in Oberhausen soll im März schließen. Der Betriebsrat wahrt einen Funken Resthoffnung und will neue Konzepte entwickeln.
Schock, Wut und Trauer bei den Musical-Mitarbeitern des Metronom-Theaters am Oberhausener Centro sitzen tief. Schon im März 2020, nach der letzten Vorstellung von „Tanz der Vampire“, soll das Haus schließen, sollen ihre Arbeitsplätze wegfallen. Das hatte das Unternehmen Stage Entertainment Ende Oktober angekündigt. Zunächst völlig überrumpelt bereitet sich der Betriebsrat nun auf die ersten Sondierungsgespräche vor – und wahrt einen Funken Resthoffnung.
„Wir werden Ideen sammeln für ein mögliches neues Konzept“, kündigt Michael Denzin, Betriebsratsvorsitzender am Metronom-Theater, an. Andere Stücke oder ein Tournee-Betrieb seien möglich. „Wir hätten uns gerne viel früher Gedanken gemacht“, sagt Denzin Richtung Stage Entertainment. Von wirtschaftlichen Problemen sei vor der Verkündung der Standort-Schließung keinerlei Rede gewesen. „Wir hätten uns gewünscht, früher ins Boot geholt zu werden, wir hätten uns doch mit Vorschlägen einbringen können. Dafür ist ein Betriebsrat doch da.“
Erste Gespräche wohl im Dezember
Mitte Dezember, damit rechnet der Hamburger Konzern-Betriebsratsvorsitzende Carsten Gerloff, werden die Gespräche mit Stage Entertainment beginnen. Bislang seien weder Kündigungen ausgesprochen noch Angebote gemacht worden. Der Betriebsrat in Oberhausen wappnet sich bereits, hat Zahlen zur wirtschaftlichen Lage des Konzerns angefordert und lässt sich von Arbeitsrechtsexperten schulen und beraten.
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Michael Denzin hält es für einen großen Fehler, den Oberhausener Musical-Standort aufzugeben. „Stage Entertainment verschenkt hier eine große Chance.“ Gerade die Neue Mitte nehme durch den Bau neuer Hotels und durch die Attraktionen am Centro stetig Fahrt auf. Und Produktionen wie „Tarzan“ seien sehr erfolgreich gewesen, „da hat der Konzern vieles richtig gemacht“, meint Denzin: Die Show wurde modernisiert, berühmte Darsteller wie Alexander Klaws oder Anton Zetterholm lockten viele Fans, auch aus dem Ausland. „Wir müssen uns diese Erfolgsfaktoren genauer ansehen und auf mögliche neue Konzepte übertragen.“
Mitarbeiter bleiben bis zum Schluss
Weniger Stellen für Darsteller
Die aktuellen Darsteller des Musicals „Tanz der Vampire“ sind vorerst nicht von der Arbeitslosigkeit bedroht. Wenn im März die letzte Vorstellung über die Bühne gegangen ist, wechseln sie nach Stuttgart, wo das Musical im Anschluss aufgeführt werden soll.
„Dennoch fallen die Jobs weg“, stellt Konzern-Betriebsratsvorsitzender Carsten Gerloff klar. Wenn für Oberhausen keine Darsteller mehr gebraucht werden, stehen insgesamt weniger Stellen für Sänger, Tänzer und Schauspieler zur Verfügung.
Der Betriebsratsvorsitzende wirkt durchaus kämpferisch, ist sich aber bewusst, dass es nicht leicht sein wird, Stage von neuen Konzepten zu überzeugen. Das geplante Aus ist kommuniziert. „Wir sind nicht naiv, natürlich bereiten wir uns auch auf das Aushandeln eines Sozialplanes vor.“ Neue Jobs in der Musical- und Theaterbranche in der Region zu finden, sei ein schwieriges Unterfangen, erklärt Carsten Gerloff. Er habe zwar bereits die Fühler ausgestreckt, aber selbst wenn es in Köln oder Bonn Arbeitsplätze gebe: „Für Menschen, die mit ihren Familien im Ruhrgebiet verwurzelt sind, ist der Weg dorthin zu weit.“ Er bringt es mit deutlichen Worten auf den Punkt: „Scheiß Situation.“
Was auch immer geschieht: „Die Mitarbeiter werden gewissenhaft ihren Job machen. Bis der letzte Vorhang fällt“, sagt Michael Denzin. Das sei Theater-Ehre.