Oberhausen. Weil am alten Platz ein neuer Operationssaal entsteht, zog das Dorffest im Friedensdorf Oberhausen um – den Besuchern gefiel der neue Standort.
Nanu… wo ist denn der Eingangsstand geblieben? Diese Frage stellten sich in Oberhausen am Samstag vermutlich einige Besucher, die von der Rua Hiroshima zum Entree des Friedensdorfes schlenderten. Doch Unterstützer und Freunde der Hilfseinrichtung für Kinder aus Kriegs- und Krisenregionen hatten sich nicht im Datum geirrt. Das beliebte Dorffest zog in diesem Jahr von der Mitte des Areals an einen neuen Standort – wenige Meter weiter zum westlichen Gebäudekomplex.
Friedensdorf baut in Oberhausen neuen Operationssaal
Augenpaare gehen auf Wanderschaft... Denn die Festmeile ist vom Vorplatz aus gar nicht so einfach zu erkennen. Doch die entspannt schlendernden Besuchergruppen und breiten Hinweisschilder weisen den Weg. Und kleiner ist die Zahl der Stände und Schlemmerbuden nicht gerade geworden: An 46 Einheiten schauen die Neugierigen in die Auslagen. Sie speisen Frühlingsrollen oder blicken dem leckeren Honig aufs Etikett oder sie nehmen schicke Girlanden fürs Wohnzimmer unter die Lupe. Stöber-Atmosphäre!
Auf dem Platz vor der emsig bespielten Hauptbühne schaut sich auch Friedensdorf-Sprecherin Claudia Peppmüller um. Sie erklärt den Grund für den kurzfristigen Umzug der Festmeile in diesem Jahr. „Auf dem bekannten Geländeteil laufen derzeit Bauarbeiten. Darum fehlte uns dort einfach der Platz“, erläutert sie das Wechselspiel. Momentan entsteht im Friedensdorf für rund drei Millionen Euro ein neuer Operationssaal. Ehrenamtlich wirkende Fachärzte können nach der Fertigstellung kleinere Eingriffe direkt im Friedensdorf durchführen.
Neues Gebäude für den OP-Saal soll Ende 2020 fertig sein
Die Kinder müssten folglich nicht mehr so lange in den Betten der Krankenhäuser verbringen. Klar ist auch: Der neue Bau soll helfen, Engpässe bei der Versorgung mit Krankenhaus-Freibetten aufzufangen. Anfang des Jahres haben die Bauarbeiten begonnen. Ziel ist es, den neuen Saal im Herbst des kommenden Jahres in Betrieb nehmen zu können.
Es tut sich was bei der wichtigen Versorgung der Kinder: Das Friedensdorf informiert auch beim Dorffest über die von haupt- und ehrenamtlichen Kräften getragene Arbeit. Die kranken und verletzten Kinder aus den Krisenregionen werden zur medizinischen Versorgung nach Deutschland geflogen und kehren anschließend wieder zu ihren Familien in ihre Heimatländer zurück. Trotz der Jahrzehnte langen Erfahrung müssen die Einsätze komplex vorbereitet werden.
Afghanischer Musiker spielt für Kinder heimatliche Klänge
Beim Dorffest schauen Kinder und Erwachsene gleichermaßen auf die Künste und Kultur der für sie fremden Länder – oder sie entdecken ein Stück ihrer Heimat wieder. Der Musiker und Sänger Timo Fakhry stammt aus Afghanistan, lebt mittlerweile in Recklinghausen und hat sich der musikalischen Vielfalt aus seiner Heimat verschrieben. Das Rubab-Instrument samt der Zupfsaiten zählt zur landestypischen Klangwelt. Gemeinsam mit musikalischen Kollegen entlockt er vor allem den afghanischen Kindern ein Lächeln – das Klatschen und Mitsingen funktionierte an der gut gesäumten Bühne prächtig.
Friedensdorf hilft seit 52 Jahren
Der Ursprung des Friedensdorfs liegt schon mehr als fünf Jahrzehnte zurück. Heute befindet sich das Dorf in Oberhausen und die Verwaltung in Dinslaken. Die Helfer kümmern sich um medizinische Hilfe für verletzte und kranke Kinder, deren Versorgung in den Heimatländern nicht möglich ist.
Planung und Organisation von Hilfsprojekten in Kriegs- und Krisengebieten gehören ebenfalls zum Aufgabengebiet. Ziel ist es, die medizinische Versorgung vor Ort zu verbessern. Auch für die friedenspolitische Arbeit engagiert sich das Friedensdorf.
Ebenfalls ein bekanntes Gesicht ist Maurice Fuchs. Der elfjährige Essener – YouTuber, Kung-Fu-Weltmeister, Schauspieler und Musiker – ist schon in jungen Jahren ein echtes Multitalent. Und er ist einer der jüngsten Unterstützer des Friedensdorfes. Mittlerweile wirkt er selbst als Botschafter des Jugendfriedenspreises – und zeigt den Kindern und Besuchern am Samstag auf der Bühne einen musikalischen Auszug seines Könnens.
In der kleinen Parkanlage entsteht eine dichte Schlendermeile
Der neue Ort des Dorffestes mag auf den ersten Blick etwas kleiner wirken, doch die verdichtete Stimmung gefällt vielen Besuchern. In der Parkanlage hinter den Gebäuden entsteht so eine angenehme Schlendermeile. Viele Gruppen des „Lions Club“ bieten für den guten Zweck essbare und schmückende Spezialitäten an, ein kleiner Trödelmarkt lockt die Stöberfreunde an.