OBERHAUSEN. . Das Friedensdorf will ab 2020 kleinere Operationen an Kindern selbst durchführen. Dafür entsteht ein eigener OP-Saal für drei Millionen Euro.

Im Oberhausener Friedensdorf haben die Vorbereitungen für den Abriss eines der letzten verbliebenen Alt-Gebäude begonnen. Es wird Anfang des Jahres vollständig weichen. An gleicher Stelle entsteht ein neuer Komplex, der eine komplette Reha-Abteilung und einen OP-Raum beherbergen wird. Der Neubau soll im kommenden Jahr beginnen. Die Hilfsorganisation wird in dieses Projekt 2,5 bis 3 Millionen Euro investieren, sagt Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs. Er hofft, dass 2020 der neue OP-Raum eingeweiht werden kann.

Dessen Bau soll helfen, Engpässe in der Versorgung mit Krankenhaus-Freibetten aufzufangen. Die Idee hatte der Unfallchirurg Dr. Heinz Grunwald: „Wir machen die Erfahrung, dass es immer schwieriger wird, Krankenhäuser zu finden, die kostenfrei die Kinder behandeln. Die Kliniken stehen heute unter enormem Kostendruck.“

Kleine Eingrifft direkt im Dorf

Mit einem OP-Raum, der modernen medizinischen Standards entspricht, können kleine Eingriffe an Ort und Stelle im „Dorf“ durchgeführt werden. „Das entlastet auch die Kliniken, die die Kinder dafür nicht mehr erneut aufnehmen müssen“, sagt Grunwald. Ein typisches Beispiel für solche Operationen sei die Entfernung von Fixateuren. Der Bau des neuen Komplexes soll den Kliniken auch zeigen, „dass auch wir etwas tun, um die Lage zu verbessern.“.

Drei Mediziner sind bereits mit an Bord. Neben Dr. Heinz Grunwald werden sich nach Fertigstellung Dr. Ralf Peppmüller und Dr. Tobias Bexten, der schon als Zivildienstleistender im Friedensdorf tätig war, um die Operationen kümmern. Gemeinsam haben sie auch die planerischen und hygienischen Voraussetzungen für den Bau abgeklopft und dazu ein Hygieneinstitut aus Gelsenkirchen mit ins Boot geholt. Die Ausstattung entspricht den neuesten Anforderungen – aber: „Wir verzichten auf einen eigenen Generator – wie er bei Kliniken Pflicht ist. Aber wir gönnen uns den Luxus hoher Hygienestandards“, erläutert Grunwald.

Große Unterstützung habe es seitens der Stadt gegeben. Jacobs: „Die Baugenehmigung wurde sehr zügig erteilt.“ Inzwischen laufen die Ausschreibungen für den Neubau. „Wir werden bevorzugt Handwerker aus der Region beauftragen; das ist uns wichtig.“ Parallel zum Bau beginne die Personalplanung, denn eine solche Einrichtung benötigt speziell geschulte Mitarbeiter wie OP-Schwestern oder Pflegepersonal.

Für Jacobs ist dieses Projekt ein wichtiger Schritt, um die Einzelfallhilfe für die Kinder aus Kriegs- und Krisengebiet auch in Zukunft abzusichern. Die Idee eines OP-Raums ist fürs Friedensdorf übrigens nicht neu: Von 1971 bis 1974 gab es einen solchen bereits.

>>> BAYRISCHER RUNDFUNK UNTERSTÜTZT DEN NEUBAU

Aus dem Gebäude, das abgerissen wird, musste die Energiezentrale des Dorfes ausziehen. In Kooperation mit der EVO entstand inzwischen eine neue. Der Energieversorger wird diese auch betreiben, das Friedensdorf zahlt Miete für die Nutzung.

Für den Neubau hat die Aktion Sternstunden des Bayerischen Rundfunks, die seit Jahren die Hilfsorganisation unterstützt, 500.000 Euro zugesagt. Zudem gibt es bereits Sachspenden, die zum Beispiel im Sanitärbereich verbaut werden können.