Oberhausen. Eltern in Oberhausen sind wütend. Sie verlieren plötzlich den Anspruch auf ein ermäßigtes Busticket für ihre Schulkinder. Was dahinter steckt.

Viele Schüler, die bislang einen Zuschuss für das Busticket erhalten haben, müssen künftig darauf verzichten und den vollen Preis für das Oberhausener Schokoticket zahlen. Mit Unverständnis und Wut reagieren die Eltern auf eine Änderung bei der Schulwegberechnung der Stadt.

Diese werde ab sofort digital und nicht mehr anhand von Karten durchgeführt, heißt es dazu aus dem Rathaus. Das führe in vielen Fällen dazu, dass die neu ermittelte Wegstrecke unterhalb der Anspruchsvoraussetzung liege, ein ermäßigtes Busticket also nicht mehr bewilligt werden könne.

Wütende Anrufe in der Schule

„Die Eltern sind entsetzt und stockwütend“, sagt eine Mutter am Telefon, die ihren Namen an dieser Stelle nicht lesen möchte. Ihre beiden Kinder besuchen das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Die Oberhausenerin berichtet von wütenden Anrufen, die das Schul-Sekretariat annehmen müsse und heißen Diskussionen in der Schulpflegschaft.

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Sie könne es gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels und der derzeitigen politischen Lage nicht nachvollziehen, sagt die Leserin. „Man will die Menschen dazu bringen, weniger das Auto und mehr den Nahverkehr zu nutzen. Und dann das?!“ Was die Stadt denn wohl meine, was nun passieren werde, fragt sie. Sie geht davon aus, dass Eltern vermehrt ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren und auch wieder abholen, um sich die Mehrkosten für das Schokoticket zu sparen. „Demnächst wird dann zwei Mal am Tag der Straßenverkehr in Oberhausen komplett zusammenbrechen, morgens zum Schulstart und nachmittags, wenn der Unterricht endet.“

1320 Euro im Jahr für Familie mit drei Kindern

Eine weitere Mutter meldet sich per E-Mail: „Ich bin aus allen Wolken gefallen.“ Ohne Vorwarnung sei ihr die Kündigung der Stoag ins Haus geflattert. Die Familie wohne (nach alter Berechnung) mehr als 3,5 Kilometer von der nächst gelegenen Schule entfernt. Die Tochter hatte daher einen Anspruch auf ein vergünstigtes Ticket.

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Dieser Anspruch liege nun nicht mehr vor, teilte die Stoag der Oberhausenerin mit. Wolle das Kind weiterhin mit dem Bus zur Schule fahren, müsse die Familie nun den vollen Preis für das Schokoticket zahlen: 36,70 Euro statt der bisher ermäßigten 12 Euro.

Noch härter trifft es Familien mit mehr als einem Kind. Denn die Regeln für die Ermäßigung des Tickets sehen vor, dass Familien 12 Euro für das erste (und jedes volljährige) Kind zahlen, für das zweite Kind nur noch 6 Euro und für das dritte und jedes weitere Kind gar nichts. Für eine bislang anspruchsberechtigte Familie mit drei Kindern heißt das: Statt 18 Euro werden plötzlich 110 Euro im Monat fällig. Das sind 1320 Euro im Jahr statt bislang 216 Euro.

Fünf-Kilometer-Grenze für Oberstufen-Schüler

An der Bemessungsgrundlage für die ermäßigten Schokotickets ändere sich nichts, erklärt ein Stadtsprecher auf Nachfrage. Grundschüler erhalten finanzielle Unterstützung, wenn sie mehr als zwei Kilometer von der nächst gelegenen Schule entfernt wohnen, bei Schülern der Sekundarstufe I gilt eine Grenze von 3,5 Kilometern, bei der Sekundarstufe II eine von fünf Kilometern.

Warum die Stadt die Schulwege nun anders berechnet und wie die digitale Berechnung genau funktioniert, ließ die Pressestelle im Rathaus bis Redaktionsschluss unbeantwortet.