Oberhausen. Die milliardenteure Renaturierung beschert Oberhausen ein besonderes Projekt. An anderer Stelle in der Region fehlt dafür meistens der Platz.
- Beinahe schon wie ein wilder Gebirgsfluss kurvt die Emscher durchs Holtener Grün
- Eine Vision, die im nächsten Jahrzehnt Wirklichkeit werden soll
- Neugestaltung im äußersten Westen der Stadt krönt die Emscher-Renaturierung
Immer wieder stehen bei der laufenden Emscher-Renaturierung in Oberhausen die unterirdischen Arbeiten im Blickpunkt: der Vortrieb für den Abwasserkanal Emscher (AKE) etwa oder auch der Bau des gigantischen, unterirdischen Pumpwerks an der Kurfürstenstraße. Dabei gerät ein Projekt etwas ins Abseits, mit dem das gesamte Vorhaben oberirdisch gekrönt wird: die künftige, kurvenreiche Emscher im Holtener Bruch.
Mit diesem Vorhaben hat Oberhausen als Großstadt im Kern-Ruhrgebiet ein Alleinstellungsmerkmal, denn an anderer Stelle in der Region ist in der Regel nicht genügend Platz, um die renaturierte Emscher so kurvenreich durch die Landschaft zu führen wie hier in Holten. „In Bottrop oder Essen stehen leider nicht genügend große Flächen dafür zur Verfügung“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.
Hinweisschilder zeigen den Verlauf der "alten Emscher"
Die vorliegenden Animationen zur Zukunft im Holtener Bruch machen schon jetzt für jeden Betrachter deutlich – die Anwohner dort dürfen sich auf ein Schmuckstück der Landschaftsgestaltung freuen.
Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, weist in diesem Zusammenhang noch auf einen weiteren Aspekt hin: Die historische Emscher mündete bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts weiter südlich bei Duisburg in den Rhein. Sie floss früher entlang des Kaisergartens Richtung Westen. Entsprechende Hinweisschilder an den Gewässern im Kaisergarten („Alte Emscher“) machen das noch heute deutlich.
1949 wurde dann der Verlauf der Emscher neu gestaltet, die seitdem etwas westlich der heutigen A42-Anschlussstelle Oberhausen-Zentrum einen ziemlich scharfen Knick nach Nordwesten macht und weiter Richtung Dinslaken verläuft, wo sie in den Rhein mündet. Auf ihrem Weg gen Westen unterquert die Emscher auf Oberhausener Gebiet die Autobahn 3. Und dann folgt in Höhe des Chemiewerkes jenes Ufer-Areal, das genügend Platz bietet, um hier im Zuge der milliardenteuren Emscher-Renaturierung einen kurvenreichen Gewässer-Verlauf zu verwirklichen.
Flussgestaltung ab 2020
Gerade die Holtener freuen sich auf die neuen Emscher-Zeiten. Das wurde bei der Sprechstunde Anfang September im Baubüro an der Kurfürstenstraße durchaus deutlich. Die Lärmbelästigungen, der viele Schmutz auf den Straßen, der intensive Lkw-Baustellenverkehr, dazu noch der Fluss-Gestank der jüngsten Spätsommerwochen – all das macht den Anwohnern derzeit zwar mächtig Sorgen. Aber das Projekt der Emscher-Renaturierung an sich ziehen sie keineswegs in Zweifel. Zumal jede Geruchsbelästigung damit endgültig ein Ende haben wird. Ja, das Ende der Köttelbecke ist in Sicht: Ende des Jahrzehnts soll der 51 Kilometer lange, unterirdische Abwasserkanal Emscher (AKE) von Dortmund bis Dinslaken fertiggestellt sein – dann folgt die Flussgestaltung.