Oberhausen. Neue Mitte Oberhausen: Shopping-Paradies, Konsum-Tempel, Freizeitanker. Über das Centro lässt sich beim WAZ-Stadtgespräch trefflich diskutieren.
Die Neue Mitte ist ein Gewinn für Oberhausen. Sie hat Arbeitsplätze geschaffen, lockt Besucher in die Stadt und bietet für Auswärtige und Einheimische gleichermaßen mit Centro, Arena. Gasometer, Sea Life und vielem mehr ein riesiges Freizeitangebot. Da waren sich Plenum und Publikum weitestgehend einig. Auf die Frage „Ist die Neue Mitte ein Gewinn für Oberhausen?“ gingen die meisten Hände in die Höhe. Einige wenige waren aber auch anderer Meinung. Beim Stadtgespräch von WAZ, VHS sowie Arbeit und Leben zeigte sich am Montagabend im Bert-Brecht-Haus: Die Bürger sind interessiert, machen Vorschläge – und üben durchaus auch Kritik.
War die Neue Mitte die richtige Entscheidung für Oberhausen?
Der Bau der Neuen Mitte „war die einzig mögliche Entscheidung, die Oberhausen angesichts der Strukturkrise treffen konnte“, erklärte Tourismus-Experte Rainer Suhr. Die Entwicklung habe gezeigt, dass die Stadt mit dem Freizeitbereich aufs richtige Pferd gesetzt hat. Die Neue Mitte sei das neue wirtschaftliche Fundament von Oberhausen. Jeder siebte Arbeitsplatz, rechnete Suhr vor, sei im Bereich Shopping/Freizeit/Entertainment angesiedelt.
Besteht angesichts der vielen leerstehenden Shopping-Malls auch Gefahr fürs Centro?
Aus Sicht des Centro-Managers Marcus Remark ist das Einkaufszentrum in der Neuen Mitte „das erfolgreichste Shopping Center Deutschlands“. Grund seien unter anderem die vielen benachbarten Freizeitmöglichkeiten. Damit sei man anderen Malls überlegen. Ausruhen dürfe man sich dennoch keineswegs. Auch das erfolgreiche Centro müsse sich immer weiter entwickeln. Doch auch da sieht sich Remark auf einem guten Weg: Im Einkaufszentrum eröffnen immer wieder neue und moderne Geschäfte, die Coca-Cola-Oase wurde umfassend renoviert, das Mirai starte im Laufe des Jahres 2022, und auch für das Sorgenkind, den Centro-Park, gebe es schon neue dauerhafte Nutzungs-Ideen. Welche das sind, wollte er allerdings nicht verraten.
„Oberhausen wird aufs Centro reduziert, das ist schade“
Einer der rund 80 Bürger beim Stadtgespräch äußerte seinen Ärger darüber, dass Oberhausen oft aufs Centro reduziert würde. Strategie- und neuerdings auch Stadtplanungsdezernent Ralf Güldenzopf, aufgewachsen in einer thüringischen Kleinstadt nahe Nordhausen, konterte mit Humor. Seine Heimat würde mit dem Bau der V2-Rakete im Zweiten Weltkrieg und eventuell noch mit dem Nordhäuser Doppelkorn in Verbindung gebracht. Dann doch lieber ein Shopping- und Entertainmentzentrum. „Zum Glück sind wir auf der Landkarte präsent, das ist eine Stärke für unsere Stadt, die wir nutzen müssen.“
Schauen sich Centro-Besucher denn auch andere Oberhausener Attraktivitäten an?
Ob es Erkenntnisse darüber gibt, ob das Centro auch anderen Attraktionen wie dem Gasometer dienen, wollte eine Bürgerin wissen. Bepackt mit ihren Einkaufstüten würden nur die wenigsten Centro-Gänger anschließend noch den Gasometer besuchen, antwortete ihr Gasometer-Chefin Jeanette Schmitz. „Aber allen Besuchern ist der Gasometer mit seiner riesigen Außenwerbung präsent. Sie kommen dann vielleicht an einem anderen Tag noch einmal zurück.“
Wie sieht die Zukunft der Neuen Mitte aus?
Die Stadt hat einen neuen Masterplan in Auftrag gegeben, um neue Ideen für das gesamte Gebiet der Neuen Mitte zu entwickeln. Um die Aufenthaltsqualität zu stärken, solle die Neue Mitte auch als Wohn-Standort genutzt werden, erklärte Dezernent Güldenzopf. Erste Überlegungen, auf einem Gelände an der Ripshorster Straße ein Wohnquartier zu errichten, gibt es bereits.
Warum wird die Neue Mitte gestärkt, Oberhausens alte Zentren aber nicht?
Ein Gefühl der allgemeinen Unzufriedenheit schwebte durch den großen Saal im Bert-Brecht-Haus, als ein Bürger monierte, für das Centro und die Neue Mitte würde die Stadt so viel tun – für die alten Stadtbezirke aber nicht. Die Neue Mitte sei „ein Solitär“, der mit Oberhausen nichts zu tun habe. Dem widersprach Ralf Güldenzopf: Die Stadt investiere insgesamt 80 Millionen Euro in die alten Stadtzentren. Tatsächlich: Allein durch das Brückenschlag-Projekt fließen – mit Fördergeldern – 40 Millionen Euro in den Bereich Innenstadt/Lirich.