Oberhausen. Mehrere Tausend Fans huldigen in und vor der Turbinenhalle in Oberhausen den Stars der Rap- und Hip-Hop-Szene. Das Programm ist ein Wechselspiel.

Sie wirbeln Staub auf – und der gerade noch ruhig stehende Pulk von Zuschauern ändert blitzschnell die Blickrichtung: Beim Hype-Festival in Oberhausen düsen manche Stars der Rap- und Hip-Hop-Szene vom Backstagebereich mit einer Art Golf-Shopper zur weiter entfernten Außenbühne. Praktisch, schließlich kann man den Fans bei der dreitägigen Sause so bequem und lässig beim Fahren grüßen. Die Rap-Könige halten Hof!

Hype-Festival mag keine polierten Fußböden

Staubiges Spektakel: Beim Hype-Festival in Oberhausen gehörte von Donnerstag bis Samstag reichlich Bewegung vor den Bühnen der Rap- und Hip-Hop-Szene dazu.
Staubiges Spektakel: Beim Hype-Festival in Oberhausen gehörte von Donnerstag bis Samstag reichlich Bewegung vor den Bühnen der Rap- und Hip-Hop-Szene dazu. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Dass es auf dem Parkplatz vor der Turbinenhalle wirklich bei schnelleren Bewegung staubt, nehmen mehrere Tausend Besucher als rustikale Festival-Zugabe bereitwillig in Kauf. Auf blank polierte Fußböden hat hier sowieso kaum einer Bock. Schließlich pflegen sie das Image des Sprechgesangs von der Straße. Ursprünglich, rau und manchmal rüpelhaft. Damit platziert sich das Genre bei den digitalen und analogen Verkaufszahlen weit vorne. Klassenkampf und Kassenkampf liegen oft nah beieinander.

Wer aber die Genre beim Hype-Festival auf grollende Gangster-Gebaren reduziert, der betrachtet die Szene mit einem gewaltigen Tunnelblick. Schnurrender R’n’B oder treibender Hip-Hop gehören ebenso auf den Staub der Freifläche, auf der zwei Bühnen abwechselnd bespielt werden. Zumindest solange, wie die städtischen Genehmigungen es zulassen. Ab 22 Uhr werden die Wortgefechte ausschließlich in der Turbinenhalle ausgetragen. Es ist ein munteres Wechselspiel zwischen Freiluft-Feier und Hallen-Hype.

Blinkende Ketten auf der Hip-Hop-Kirmes

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Der Aufgalopp der Stars liest sich wie ein Roter Teppich der Szene-Größen. Deutschsprachiges aus den Verkaufshitparaden vermengt sich mit großen Namen aus den Vereinigten Staaten. Selten sind die Gast-Wortspiele mancher Übersee-Rapper auf deutschen Bühnen zu hören. Dementsprechen weit sind auch manche Fans angereist. Die Oberhausener Hotels melden durch das Hype-Festival recht gute Bettenbelegungen.

Pink Sweats bringt Farbe in die Klamottenkiste. Der US-Star lieferte beim Hype-Festival schnurrenden R’n’B auf der Freifläche vor der Oberhausener Turbinenhalle.
Pink Sweats bringt Farbe in die Klamottenkiste. Der US-Star lieferte beim Hype-Festival schnurrenden R’n’B auf der Freifläche vor der Oberhausener Turbinenhalle. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Die Außenfläche gleicht einer wuseligen Hip-Hop-Kirmes. Zelt an Zelt. Einige nehmen es leicht, schlürfen in der prallen Sonne am Softeis. Nach Einbruch der Dunkelheit verbreiten Leucht-Girlanden etwas Gartenparty-Stimmung. Andere bestaunen Ketten mit Gewicht. Hype-Bling heißt eine Bude, die glitzernden Umhängeschmuck anbietet. Goldene Ketten, gerne auch mit funkelnden Steinen. Bling-Bling, der Name ist Programm und in der Szene beliebt.

Capital Bra sagt ab – Ufo 361 fliegt ein

Dass das lange Line-up bei Hip-Hop-Festivals mehr Empfehlung als felsenfest in Stein gemeißelt ist, hat durchaus eine Überraschungstradition. Eigentlich sollte der angesagte Chart-Rapper Capital Bra kommen. Doch der musste kurzfristig genauso absagen wie der Amerikaner Lil Uzi Vert. Stattdessen rückte der deutsche Rapper mit türkischen Wurzeln Ufo 361 nach.

Abschluss der Festival-Saison

Das Hype-Festival hat die Festival-Saison der Freiluft-Großveranstaltungen in Oberhausen beendet. Zuvor feierten die Anhänger bereits bei der Schlagersause „Oberhausen Olé“, beim Elektro-Fest „Ruhr in Love“, bei den Stadion-Feten „Oberhausen rockt“ und „Oberhausen feiert“ sowie beim Osterfelder „Olgas Rock“.

Die Großparty für Rap und Hip-Hop feierte an und in der Turbinenhalle bereits die vierte Auflage. Das Hype-Festival lockte erneut ein eher überregionales Publikum an.

Den Mann aus Berlin-Kreuzberg kann man wahrlich nicht als Leichtgewicht bezeichnen. Seine Alben „808“ und „Wave“ behaupteten kürzlich erst die Spitzenposition der Hitparade. Auch Ersatz-Rapper Ski Mask The Slump God aus Fort Lauderdale in Florida lockt mit seinen 4,2 Millionen Abonnenten auf Instagram in den USA ein Riesenpublikum.

Immerhin kann man es sportlich nehmen, wenn der Rap-Liebling nicht erscheint: Ein Basketball-Automat hinter einer Zeltwand lockt die Korbjäger. Wurf um Wurf – Wort um Wort. Locker bleiben ist sowieso Trumpf. Und so landen auf den Bühnen auch Stars aus Übersee Volltreffer, die erst kürzlich mit dem Hype des Internets klanglich Fan-Herzen erobern konnten. Hell-pinker Anzug, Kette mit Herzchenanhänger und ein dezent aufgeknöpftes Hemd. Der US-Hingucker Pink Sweats ist eher dem gemächlicheren R’n’B zugetan. Er schmeichelt. Und erntet sogar ein breites Kreischen als Antwort.

Für viele Fans ist dies ein Startsignal: Lasst die Wortspiele beginnen.