OBERHAUSEN. Post Malone bringt 12.000 Fans in der Arena Oberhausen auf Betriebstemperatur. Die Bühne ist der Laufsteg für ein extravagantes Genre-Gewand.
Es gibt Konzerte, die sind laut. Und es gibt Gastspiele, die den Zahnersatz gefährden: Den Aufgalopp von US-Rapper Post Malone am Samstagabend in der ausverkauften König-Pilsener-Arena kann man durchaus als Plombenzieher unter der Konzerten verbuchen. Der grubentiefe Bass dient hier drehbuchgerecht als Ganzkörpermassage. Knapp 12.000 Fans dringt der schwerst erfolgreiche Mann wohlig durch Mark und Bein.
Modezar des Sprechgesangs
Von wütenden Tiraden kann trotzdem keine Rede sein, wenn Post Malone, der bürgerlich auf den Namen Austin Richard Post hört, seine Song-Gewänder aus verschiedenen klanglichen Einflüssen schneidert. Da passt es ins Bild, dass sich nach reichlich Support gegen kurz nach 22 Uhr endlich die kartonartige Haube des schmalen Bühnenstegs hebt und der Rapper sich als Modezar des Sprechgesangs gibt.
Das liegt daran, dass der Mann mit dem markanten Gesichtstattoo seinem Genre allerlei musikalische Anhängsel aus dem Populären anheftet — mit Rock und Pop hantiert und aus dem Reich der Unbändigkeit zur Muse der Melancholie wechselt.
Seit sein Urknall-Hit „White Iverson“ durchstartete, läuft es beim 23-Jährigen. Dass er zwischendurch mit populären Gesangskollegen wie Kanye West und Justin Bieber kooperierte, brachte ihm in Kreisen von Hip-Hop-Puristen aber nicht nur Applaus ein. Den gemeinsamen Showauftritt mit den Red Hot Chili Peppers beim Musikpreis Grammy bezeichnete die Musikzeitschrift Rolling Stone zuletzt als „vielleicht peinlichste Kooperation bei der Verleihung“. Die Meinungen gehen auseinander.
Mit dem roten Getränkebecher bis an die Bühnenkante
Dabei sind es gerade Songs wie „Rockstar“, die den Großteil der 12.000 Fans in Oberhausen auf Betriebstemperatur bringen. Sie unterstreichen den stringenten Schnitt in Post Malones muskalischem Muster, wenn auf dem futuristischen Bühnensteg die Flammen lodern und der Protagonist auf überdimensionalen Videoleinwänden gigantisch am Prêt-à-porter seines Genres schneidert. Es entlockt der Arena ein munteres: „Wow!“
Post Melone tritt zwischendurch mit dem roten Getränkebecher bis an die Bühnenkante, rauchiger Nebel steigt auf. Er spricht knapp sein heimeliges „Amazing“ ins Mikrofon. Es wirkt dann beinah so, als würde er für die Massen in der Kellerbar den Biertrichter zum ausufernden Trinkspiel auspacken. Logisch: Sein Album „Beerbongs & Bentleys“ konnte sich im vergangenen Jahr auch in Deutschland spielend in den Top-10 der Hitparaden platzieren.
In Düsseldorf auf Einkaufstour
Dass der 23-Jährige sich während einer Tour nicht versteckt, konnten Fans vor dem Konzert übrigens in der Düsseldorfer Innenstadt erfahren, wo der Rapper nicht gerade ungesellig auf Einkaufstour ging und sich mit einigen Anhängern problemlos für entspannte Selfies ablichten ließ.
Nach „Better now“ und „Sunflower“ hat auch Oberhausen die schallende Anprobe gemeistert. Post Malone entlässt die jubelnde Menge. Neugierige Kiebitze warten schon vor der Halle. Der Bass des Konzerts hat es problemlos durch die dicken Mauern geschafft.