Oberhausen. Regisseur Alexander Waldhelm dreht in Oberhausen wichtige Szenen am Friedensplatz. Für seinen neuen Kino-Krimi hat er einige Promis an Bord.
Es fühlt sich an wie Hollywood. Das Thermometer eifert an diesem heißen Dienstagmittag munter kalifornischen Werten nach. Doch Alexander Waldhelm denkt nicht an die Traumfabrik. Für ihn spielt der Friedensplatz in der Oberhausener Innenstadt die Hauptrolle – am Polizeipräsidium entstehen wichtige Szenen für seinen neuen Kinofilm „Beziehungen – Kein schöner Land“.
Kino-Crew produziert ein halbes Terabyte Daten pro Tag
Gerade ist Drehpause. Das elfköpfige Filmteam sitzt auf den Bänken am Wasserbecken. Es laufen Absprachen. Kamera, Ton, Klappe! Heute muss der Außendreh sitzen – morgen geht es schon in den Fluren und Zimmern des Polizeipräsidiums weiter. Das Tagewerk: Die Hauptfiguren, gespielt von Patricia Höfer und Bodo Lacroix, laufen ins Gebäude. Das klingt recht unspektakulär und nach wenigen Minuten Arbeit, wirkt aber wie eine kleinteilige Sisyphusarbeit, die nach Stunden doch zum Ziel führt. Der Regisseur erklärt: „Wir drehen hier Szenen, die später in der Filmhandlung an sechs Tagen verwendet werden. Dabei geht es auch um den späteren Running-Gag!“
In 30 Drehtagen soll der humorvolle Krimi im Kasten sein. Danach folgt die aufwändige Post-Produktion. „Wir produzieren pro Tag ein halbes Terabyte Daten. Die müssen wir erst einmal verarbeiten.“ Waldhelm rechnet mit sechs bis acht Monaten für den finalen Schnitt. Im kommenden Jahr soll dann die Premiere in der Essener Lichtburg folgen.
Filmemacher aus Sterkrade – und echter Revierbürger
Alexander Waldhelm sorgte mit seinem charmanten Revier-Heimatfilm „Pottkinder“ vor zwei Jahren für Aufsehen. Der 44-Jährige drehte ihn während seines Jahresurlaubs.
Der Weg des Kino-Enthusiasten ist spannend: Man müsste fast einen Film darüber drehen. Dass sich der Familienvater heute im Forschungszentrum für Elektromobilität in Jülich hauptberuflich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert, war nicht sofort absehbar.
1975 in Oberhausen-Sterkrade geboren. Als Jugendlicher nach Mülheim übergesiedelt. Studium der Germanistik und Medienwissenschaften in Bochum. Der Vater ist Polizist, auch er startet eine Ausbildung, die er aber nicht beendet. Und dann: das Kino! Aus einem Sammelwerk aus Notizen entsteht das Fundament für das erste eigene Drehbuch. Es ist die Leidenschaft eines ausgezeichneten Beobachters.
Zwischendurch unterbricht er das Erzählen, ein Passant mustert die Szenerie am Friedensplatz, erkundigt sich. Was für ein Film wird das hier? Waldhelm antwortet und endet mit dem Satz: „Kommt ins Kino!“ Das macht Eindruck.
Ursprünglich wollte er in einer Mülheimer Polizeiwache drehen. Doch Termine kollidierten. Die Oberhausener Beamten halfen aus. Ein Glücksfall.
Zwischendurch halten Streifenwagen und parken wie an der Perlenkette aufgereiht vor dem alten Gebäude, das wie für einen Kinofilm gemacht erscheint. Waldhelm schwärmt. „Die perfekte Kulisse!“
Gerburg Jahnke ist für Waldhelm am Set ein Sonnenschein
Wie schon bei „Pottkinder“ hat er Prominente aus der Region für seine Herzensangelegenheit gewinnen können. Eine wichtige Rolle spielt dabei Gerburg Jahnke, die bei „Beziehungen – Kein schöner Land“ einen Gastauftritt hat. „Gerburg Jahnke ist einfach ein Sonnenschein. Wenn sie dabei ist, haben alle gute Laune!“, freut sich Waldhelm über die Zusammenarbeit mit dem Ex-Missfit.
Regisseur arbeitet an Nachfolgern der Pottkinder
Hinter dem Film-Debüt „Pottkinder“ steht bei Alexander Waldhelm kein großer Produktionsriese. Waldhelm schaffte es, Freunde und andere Filmschaffende für seine Idee zu begeistern. Über das Internet und Printmedien suchte der Oberhausener nach weiteren Unterstützern – und fand sie.
Der Krimi „Beziehungen – kein schöner Land“ soll Anfang 2020 in die Kinos kommen. Sogar ein Folgeprojekt hat sich der 44-Jährige schon zurechtgelegt. Vielversprechender Titel: „Das Wunder von Bernd!“
Auch sonst hält die Kabarett-Familie zusammen: Rene Steinberg spielt einen leicht verwirrten Kripo-Beamten, Kai Magnus Sting mimt den Pathologen, Volker Pispers verkörpert einen Immobilienmakler. Selbst Uwe „Herbert Knebel“ Lyko ist mit dabei.
Neben viel Heiterkeit möchte Regisseur Waldhelm aber auch ernste Themen anschneiden. Nach der unterschätzten Krankheit Depression, geht es jetzt um Alkoholismus – kein einfaches Unterfangen in einer Krimi-Komödie.
„Meine Mutter stammt aus Bottrop, ich bin Fan von Borussia Dortmund, bin in Oberhausen geboren und habe in Bochum studiert.“ Waldhelm sieht sich als Revierbürger. „Wenn man nicht von hier ist, fühlt man sich vielleicht vor den Kopf gestoßen. Die Leute sind sehr offen und direkt. Das gefällt mir aber – es spart Zeit!“