Oberhausen. Einhörner regieren die Buden der Fronleichnamskirmes in Oberhausen-Sterkrade. Break Dance lockt mit 32.000 Farben, der Höhepunkt misst 80 Meter.
Mein Herz brennt, sangen die Wüteriche von Rammstein einmal eher brachial. Mein Herz glüht, können die Besucher der 190. Fronleichnamskirmes in Oberhausen-Sterkrade deutlich gemächlicher antworten. Ein Kirmestrend in diesem Jahr steigt in den Himmel und mimt dabei den Luftikus und Strahlemann. Herzförmige Ballons mit eingebauten Leuchtkörpern sind vor allem in den Abendstunden auf der zweieinhalb Kilometer langen Kirmesstrecke beliebt.
Sie sind meist in Rudeln unterwegs. Seit Mittwochnachmittag durchforsten die Fans des Sterkrader Rummels die Budenwelt. Sie machen an Drehtischen Rast. Reichen Tabletts mit leicht überlaufenden Gläsern weiter. Die nächste Zwischenstation für den Gerstensaft (meist 2,50 Euro für 0,25 Liter) ist oft nur wenige Meter entfernt – durch Entenangeln, Palatschinken-Stand und Lostempel getrennt. Aber was soll’s: „Ein Hoch auf die rummelige Gemütlichkeit!“
Break Dance treibt es mit 32.000 Farbeffekten bunt
Am Hirschberg dreht sich das Karussell „Break Dance“, ein Klassiker unter den Schüttelgondeln. 16 Stück bewegen sich auf einer zirkulierenden Scheibe. Der Tanzstil dieses Break Dancers ist wild. Langsam kommen die Gondeln in Schwung. Und schon hat es „Kreiiiiiisch!“ gemacht! Abends locken 16 LED-Scheinwerfer mit 32.000 Farbtönen junge Karussell-Könner. Was ist so toll? „Die Geschwindigkeit und die beweglichen Gondeln“, meint ein junger Fahrgast bevor der Fahrchip in seinen Händen verschwindet. Keine Zeit… und looooooos geht’s! Dieser Karusselltyp ist übrigens nicht einzigartig: 40 Break Dancer reisen quer durch Deutschland und unterscheiden sich in Details. Der Sterkrader Rüttler stammt von William Christian Bruch aus Düsseldorf.
Fahrtwind tut gut, die Sonne brennt doch. Bei „Trabers Pub“ auf dem Neumarkt singen sie zu Mallorca-Klassikern. Manche Nacken der Besucher sind so rot wie die Berliner Weiße mit Himbeergeschmack in den Gläsern. „Kirmes-Sonnenbrand!“ Da muss man jetzt durch. Weil: „Kirmes ‘is nur einmal Jaaahr!“
Einhörner an Losbuden und Schleckerständen
Eine Ladung Sahneeis tropft auf die Schuhe. Den Notfall der modebewussten Eitelkeit entschärfen gekonnte Wischbewegungen. Zwischenzeitlich hält die Begleitung die Schätze des Rummels fest. Einhörner, überall Einhörner! Es gibt sie in Form von kandierten Äpfeln mit weißem Schokoüberzug, Liebesperlen und, klar, Hörnchen! Auch an den Losbuden haben sie die Trend-Hitparade im Griff. Erfahrene Kirmesgänger erinnern sich noch an Alf, Turtles und Schlümpfe mit Schaumstofffüllung. Lang ist’s her!
Montag steigt das Kirmesfinale
Die Kirmes in Sterkrade lockt noch bis Montagabend um 24 Uhr die Besucher an. Gegen 23 Uhr wird ein buntes Feuerwerk in den Himmel steigen. 380 Schausteller sorgen in diesem Jahr für eine bunte Mischung aus Karussells und Buden.
Vor der Clemenskirche gab es am Sonntag erstmals die Aktion „Kirmes & Kirche“. Propst Peter Fabritz schnürte sich persönlich beim Waffelbacken die Schürze um. Der Erlös ging an einen guten Zweck.
Der letzte Schrei damals. Heute hört man ihn beim „Beach Jumper“ am Großen Markt. Beim Becherspiel klemmen junge Mutige einen weichen Plastikbehälter mit Wasser mit ihren Zähnen fest. Wer nach der Schüttelfahrt noch am meisten Nass im Becher hat, der gewinnt eine Freifahrt. Alle anderen: sind erfrischt.
Fahrtwind im Jules-Verne-Tower auf 80 Metern
Am Wegesrand wird man noch angebellt. Von kleinen Stoffhunden mit Batterie im Rückenfach. Wenn der Saft hält, macht das Spielzeug vor Freude einen Überschlag. Keinen Überschlag macht der Jules-Verne-Tower am Sterkrader Bahnhof. Aber die Höhenluft ist nichts für Leute mit begeisterter Bodenhaftung. Auf 80 Metern kreischen Fans des riesigen Kettenfliegers dagegen um die Wette. Logisch, dies ist ein Höhepunkt des diesjährigen Rummels.