oberhausen. . Comedian Guido Cantz scherzt mit „Blondiläum“ im Ebertbad. Im Interview spricht der Moderator aus „Verstehen Sie Spaß?“ über Irrwege des Humors.

Über Moderator und Comedian Guido Cantz lachen nicht nur die Fans von „Verstehen Sie Spaß?“ Mit seinem Programm „Blondiläum“ spielt der Spaßmacher aus Köln-Porz heute ganz ohne versteckte Kameras im Ebertbad (20 Uhr, Restkarten ab 20 Euro).

Herr Cantz, hat Oberhausen denn überhaupt Humor?

Guido Cantz: Auf jeden Fall! Oberhausener müssen ja Humor haben, wenn sie auf ihren Fußballverein schauen. Die Leidensfähigkeit kenne ich aus Köln übrigens sehr gut (lacht). Ich bin ein Freund des Ruhrgebiets, weil meine Mutter eine gebürtige Essenerin ist und mein Großvater Zahnarzt in Essen war. Wir haben hier noch viel Verwandtschaft. Ich mag den Menschenschlag, weil die Leute sehr geradeheraus sind.

Lachen die Menschen in verschiedenen Teilen des Landes anders?

Cantz: Wenn ein Gag gut ist, funktioniert er überall — egal, ob in Berlin oder Oberhausen. Unterschiede gibt es aber beim Temperament. In manchen Städten dauert es etwas länger, bis der Funke überspringt. Im Ruhrgebiet lachen die Leute sofort.

Ihr Blondiläum dauert nun schon eine ganze Weile . . .

Cantz: Ich bin eben das Feierbiest der deutschen Comedy (lacht). Ich möchte das Programm zum 25-jährigen Bühnenjubiläum weiterfeiern. Das klappt auch im 27. Jahr, weil ich regelmäßig Dinge aktualisiere.

Sie stammen aus dem Karneval. Was haben Sie dort gelernt?

Cantz: Ich habe gelernt, wie Humor funktioniert. Gerade der zeitliche Ablauf, präzise zu sein und Ausdauer zu haben, ist dort wichtig. Der Karneval ist meine Wurzel. Wer es auf solch einer Bühne geschafft hat, der schafft es auch auf jeder anderen. Karneval ist aber auch nicht gerade einfach. Es gibt im Saal für die Besucher mehr Ablenkung. Man hat als Künstler weniger Zeit zu punkten als bei einem Solo-Programm.

Wo hat der Humor eine Grenze?

Cantz: Für mich gibt es Pietätsgrenzen. Bei Unglücken und Todesfällen muss man nun wirklich nichts machen. Ansonsten gibt es bei mir aber kaum eine Grenze. Ich bin gläubiger Katholik, denke aber schon, dass man über die Kirche Witze machen sollte. Als Vereinsmitglied muss man den Vorstand kritisieren dürfen.

Wann hat Sie der Humor und seine Wirkung selbst überrascht?

Cantz: Ich war kürzlich bei der Darmkrebsvorsorge. Also bin ich auf der Bühne mit Humor an das Thema herangegangen. Mir ist klar geworden, dass man gerade Männern so die Angst nehmen kann. Die Untersuchung ist wichtig und eigentlich ein Klacks. Durch den Humor beschäftigen sich die Leute plötzlich mit dem Thema.

Haben Sie Lampenfieber?

Cantz: Wenn ich ein neues Programm geschrieben habe und die Premiere ansteht, dann bin ich auch nervös. Aber ich habe das Glück, dass sich das selbst vor einer Live-Sendung in Grenzen hält. Ich bin zwar angespannt, aber eher konzentriert. Ich habe keine Angst vor der Bühne.

Wie reagiert man, wenn ein Scherz auf der Bühne nicht zündet?

Cantz: Das Publikum schätzt die Ehrlichkeit. Man kann sagen: Schade, als ich den Gag geschrieben habe, hab’ ich mir mehr davon versprochen... Oder man kann es humoristisch verpacken. Man sollte aber immer authentisch bleiben. Das ist keine Schwäche.

Warum wirkt ihre Samstagabend-Show „Verstehen Sie Spaß?“ wie ein unerschütterlicher Fels in der Unterhaltungsbranche?

Cantz: Schadenfreude ist eben ein menschlicher Reflex. Das wird bei uns seit 38 Jahren gepflegt. Ich habe in neun Jahren auch Details verändert. Aber eine Familiensendung ist „Verstehen Sie Spaß?“ immer geblieben.

Sind lustige TV-Einspieler in Zeiten des Internets noch zeitgemäß?

Cantz: Wir haben einen Youtube-Kanal mit mehr als 490 Millionen Klicks. Die Zahlen liegen bei der ARD weit vor anderen Formaten. Und das liegt nicht daran, dass ich so toll bin, sondern daran, dass sich auch viele Kiddies diese Filme im Netz anschauen. Kinder kommen manchmal zu mir und erklären mir unsere Filme. Das ist sehr spannend, weil sie uns manchmal auch Verbesserungsvorschläge machen. Fernsehen und Internet befruchten sich also sogar.