Warum ist Oberhausen bei den Talentschulen leer ausgegangen? Das wollte Oberbürgermeister Daniel Schranz von der NRW-Schulministerin wissen.

Die Enttäuschung war groß bei Schulleitungen, Schulpolitik und im Rathaus, als Anfang Februar bekannt wurde, dass keine Oberhausener Schule zur Talentschule wird. So groß, dass Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) einen Brief ans NRW-Schulministerium sendete. Um seiner Irritation Ausdruck zu verleihen und zu fragen, warum zum Beispiel in Bottrop zwei und in Gelsenkirchen gleich vier Schulen an dem Schulversuch teilnehmen können, Oberhausen aber leer ausgegangen ist.

Die Teilnahme am Projekt ist deshalb so attraktiv, weil Talentschulen mehr Lehrer bekommen sollen, mindestens eine Stelle für Schulsozialarbeit, ein zusätzliches Fortbildungsbudget sowie digital und baulich besonders gut ausgestattet werden sollen (wofür allerdings der Schulträger zuständig ist). Mit dem Paket sollen Schulen unterstützt werden, die in einem schwierigen sozialen Umfeld arbeiten. Aus Oberhausen hatten sich die Gesamtschule Osterfeld, die Fasia-Jansen-Gesamtschule, die Theodor-Heuss-Realschule, das Hans-Sachs-Berufskolleg und das Elsa-Brändström-Gymnasium beworben.

„Jury hat unabhängig gearbeitet“

Jetzt hat Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) auf das Schreiben des Oberbürgermeisters geantwortet und Verständnis für die Enttäuschung geäußert. Aber gleichzeitig auf die externe Jury verwiesen, die die ersten 35 Talentschulen aus den Bewerbungen ausgewählt habe. Das ist auch die offizielle Antwort des Schulministeriums bei Presseanfragen. Die Zahl der Plätze im Schulversuch sei auf 60 begrenzt, das führe dazu, dass nicht alle Schulen zum Zuge kommen können, „die mit großem Engagement eine überzeugende Bewerbung eingereicht haben“, heißt es gegenüber dieser Redaktion aus dem Schulministerium.

Das lege großen Wert darauf, dass die Talentschulen „sorgfältig und auf einer sachlichen und fachlichen Grundlage ausgewählt werden“. Das sollte und soll eine Expertenjury gewährleisten. „Die Jury hat unabhängig gearbeitet und ihre Auswahlentscheidungen auf der Grundlage der Bewerbungsunterlagen und von Daten zum Sozialraum getroffen. Die Gewichtung und Bewertung dieser Elemente oblag der Jury. Das Schulministerium wird die Entscheidungen der Jury daher nicht kommentieren“, heißt es weiter.

Koch und Professoren in der Jury

In der Jury sind zum Beispiel vertreten: Pädagogik-Professor i.R. Dr. Ewald Terhart, Fachhochschul-Rektor Prof. Dr. Marcus Baumann, Marlene Bücker aus der Landesschülervertretung, Koch und Fernseh-Moderator Björn Freitag, Didaktik- und Kunstpädagogik-Professorin Dr. Christine Heil, Bildungsforscher Helmut E. Klein, Unternehmer Thomas Meyer, Bildungsforscherin Prof. Dr. Kerstin Schneider oder Dr. Susanne Prediger, Professorin für Fachdidaktik. Ihre Entscheidungen hat die Jury gegenüber dem Schulträger und den abgelehnten Schulen nicht begründet (149 Schulen haben sich in der ersten Runde beworben).

Eine Rückmeldung haben die Schulen also nicht erhalten, sie können sich bei erneuter Antragstellung aber im Schulministerium Rat holen, was sie verbessern könnten. Das Ministerium plane, eine entsprechende Stelle einzurichten, war aus dem Oberhausener Schuldezernat zu erfahren. Auch Schulministerin Yvonne Gebauer kündigt in dem Schreiben an den OB an, mit den abgelehnten Schulen im Austausch zu bleiben und Angebote zur Unterstützung und Vernetzung zu unterbreiten.

Oberhausen hofft auf nächste Runde

Zum Schuljahr 2019/20 starten die ersten 35 Talentschulen. Im Schuljahr 2020/21 sollen die nächsten 25 loslegen können, „interessierte Schulen und Schulträger müssen in der zweiten Runde erneut an einem Bewerbungsverfahren teilnehmen“, so das Schulministerium. Informationen dazu würden rechtzeitig veröffentlicht.

„Oberhausen hat die berechtigte Erwartung berücksichtigt zu werden. Ich hoffe sehr, dass wir in der nächsten Runde dabei sind“, erklärt dazu Oberbürgermeister Daniel Schranz. Eigentlich hätten es alle Schulen im Ruhrgebiet verdient, Talentschule zu werden, heißt es aus Schulleiterkreisen. Mehr Ressourcen und eine bessere Ausstattung könnten alle dringend gebrauchen.

>>> Info: besondere soziale Herausforderungen

In dem Brief von Oberbürgermeister Daniel Schranz an Ministerin Yvonne Gebauer heißt es unter anderem: „Bei allen fünf Schulen [die sich aus Oberhausen beworben haben, Anmk. d. Red.] handelt es sich um Schulen mit besonderen sozialen Herausforderungen, die sich mit engagierten Konzepten beworben haben, um als Talentschule den Herausforderungen noch besser begegnen zu können.“

Die sozio-ökonomischen Ramenbedingungen in Oberhausen seien mit denen in Bottrop oder Gelsenkirchen vergleichbar.