Oberhausen. . Fünf Oberhausener Schulen haben sich für den Schulversuch Talentschule beworben. Keine hat den Zuschlag bekommen. Die Enttäuschung ist groß.
Die Enttäuschung ist riesig bei Schulleitungen und lokaler Schulpolitik: Keine der fünf Oberhausener Schulen, die sich um die Teilnahme am Projekt Talentschule beworben haben, ist ausgewählt worden. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) präsentierte am Freitag 35 Talentschulen in NRW, die als Schulen in sozialen Brennpunkten ab dem Schuljahr 2019/20 besonders gefördert werden sollen.
„Warum Oberhausen als insgesamt sehr arme Kommune überhaupt nicht berücksichtigt wurde, kann ich nicht verstehen“, sagt Gregor Weibels-Balthaus, Leiter der Gesamtschule Osterfeld. Die GSO hat sich neben der Fasia-Jansen-Gesamtschule, der Theodor-Heuss-Realschule, dem Elsa-Brändström-Gymnasium und dem Hans-Sachs-Berufskolleg ins Rennen um die Talentschule geworfen.
Die Schulen erhoffen sich davon mehr Unterstützung: zum Beispiel auch bei der Ausstattung mit Lehrern. Talentschulen sollen einen Zuschlag in Höhe von 20 auf den Grundstellenbedarf bekommen. „Ich brauche diese Stellen für die personalintensive pädagogische Arbeit, die wir hier leisten“, sagt Weibels-Balthaus. Rund 60 Prozent beträgt der Anteil an Schülern mit eigener oder familiärer Zuwanderergeschichte an der GSO. „Vielfalt kriegt man nicht zum Nulltarif, da ist die Landesregierung in der Pflicht“, sagt der Schulleiter.
An Konzepten kann es nicht liegen
„Das ist für Oberhausen ein Rückschlag“, reagiert Gundula Hausmann-Peters, schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Rat, enttäuscht auf die Entscheidung der Jury. Warum Gelsenkirchen gleich mit vier Schulen auf der Liste auftauche und Oberhausen gar nicht, sei nicht nachvollziehbar. „Ich kenne die Begründung ja nicht, aber Oberhausen hat mit Sicherheit die Stadtbezirke, die die entsprechenden Sozialkriterien erfüllen. Wir haben gedacht, dass Oberhausen auf jeden Fall dabei ist“, so die lokale Schulpolitikerin. An den pädagogischen Konzepten, die die Schulen für die Bewerbung eingereicht haben, könne es jedenfalls nicht liegen.
„Wir wundern uns“, sagt auch Marc Bücker, Leiter des Hans-Sachs-Berufskollegs. Es habe der Jury doch schwerfallen müssen, Bewerbungen aus dieser Stadt abzulehnen. „Eine Stadt wie Oberhausen, die am Ende der Skala steht, müsste eine Talentschule bekommen“, sagt Bücker. Der Schulleiter kritisiert aber auch die Stadt, deren Unterstützung bei der Bewerbung nur halbherzig gewesen sei. So habe der Schulträger keine Vorauswahl getroffen und keine konkreten, zusätzlichen finanziellen Zusagen gemacht für eine bessere Ausstattung – diese gute bauliche und digitale der Talentschulen sollte der Schulträger aber ermöglichen, so die Erwartung des Landes.
Befürchtungen nicht von der Hand zu weisen
Es sei vom Land nicht vorgesehen gewesen, dass der Schulträger eine Vorauswahl trifft, sagt die Oberhausener Schuldezernentin Elke Münich. „Dass aus Oberhausen gar keine Schule dabei ist, finde ich schon erstaunlich“, kritisiert auch sie die Auswahl der Jury. Die Schuldezernentin hofft, jetzt die Kriterien zu erfahren und wie die Entscheidungen zustande gekommen sind. „Ich würde mir wünschen, dass die Jury in der zweiten Runde bei der Auswahl eine gleichmäßigere Verteilung hinbekommt“, sagt Münich.
Wolfgang Große Brömer (SPD), Vorsitzender des Oberhausener Schulausschusses, „findet es schade“, dass Oberhausen leer ausgegangen ist. Der Schulversuch Talentschule sei spannend und der Kern der Sache richtig: nämlich dass schwierige Schulstandorte eine bessere Ausstattung brauchen. „Aber die Befürchtungen von Schulträgern und Schulleitungen sind auch nicht von der Hand zu weisen, dass nämlich die besondere Unterstützung einzelner Schulen in einer Stadt zu Lasten der anderen Schulen geht“, sagt der SPD-Mann. Eigentlich müssten alle Schulen Talentschulen sein, denken viele hier.
>>> Hoffen auf die zweite Runde
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat 35 Schulen in NRW benannt, die am Schulversuch teilnehmen. Zum Schuljahr 2020/21 sollen weitere 25 Talentschulen an den Start gehen.
„Ich bin recht zuversichtlich, dass wir in der zweiten Runde dabei sind“, sagt Regina Boos, die für die FDP im Stadtrat und im Oberhausener Schulausschuss sitzt.