Düsseldorf. Das Land will 60 Schulen in Brennpunkten mit mehr Lehrern und mehr Geld besser fördern. Wer in der ersten Auswahlrunde zum Zug kommt.

22 Schulen des Ruhrgebiets werden vom neuen Schuljahr an besonders gefördert. Sie gehören zu den ersten 35 „Talentschulen“ des Landes in Brennpunkten, die Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag präsentierte. Zum Schuljahr 2020/21 sollen weitere 25 Talentschulen an den Start gehen.

22 Schulen aus dem Revier sind dabei

Die von einer Jury ausgewählten Schulen erhalten einen Zuschlag von 20 Prozent mehr Lehrerstellen und jeweils 2500 Euro jährlich als zusätzliches Fortbildungsbudget. Zudem mussten sich Kommunen und Kreise als Schulträger verpflichten, diese Schulen mit Mitteln aus Bundes- und Landesförderprogrammen technisch und baulich auf Vordermann zu bringen.

„Antriebsmotor für Quartiersentwicklung“

Die Talentschulen sollen „Antriebsmotor für eine positive Quartiersentwicklung“ sein und eine „Sogkraft über die Schule hinaus“ entfalten, sagte Gebauer. Insgesamt gibt das Land für den zunächst auf sechs Jahre angelegten Schulversuch 22 Millionen Euro pro Jahr aus und schreibt 400 zusätzliche Lehrerstellen aus. Keine Schule werde „vor sich hinarbeiten“, sondern wissenschaftlich begleitet, kündete die Schulministerin an.

Bildungsforscher sieht große Chance

Der Jury-Vorsitzende Ewald Terhart, Professor für Erziehungswissenschaften in Münster, nannte das Talentschul-Projekt der Landesregierung „eine große Chance zu erforschen, wie zusätzliche Ressourcen produktiv eingesetzt werden können“. Ziel sei es, Kinder aus benachteiligten Vierteln zu größeren Bildungserfolgen zu führen. Die Idee der Talentschulen war aus einer alten FDP-Forderung entstanden, die beste Bildung in die schwierigsten Viertel zu bringen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte sich das Projekt auf die Fahne geschrieben.

149 Schulen hatten sich beworben

Insgesamt hatten sich in der ersten Tranche landesweit 149 Schulen um das Programm bemüht. Wer in der ersten Runde gescheitert ist, kann sich für die zweite Runde im kommenden Jahr erneut bewerben. Ausschlaggebende Kriterien waren neben den sozialen Kennziffern der Schule vor allem Konzepte für Lehrer-Fortbildungen, Elternarbeit oder die Vernetzung mit außerschulischen Partnern. Die meisten Talentschulen entschieden sich zudem für ein besonderes Schwerpunkt-Profil wie Kultur oder eine mathematisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung.

Gewerkschaften üben Kritik

Auch interessant

Portraitfoto von Tobias Blasius am Dienstag,28.02.2017, als Kommentarfoto. Foto: Kai Kitschenberg/Funke Foto Services
Von Tobias Blasius

Die Lehrer-Gewerkschaften kritisierten, dass es in Nordrhein-Westfalen insgesamt 1000 Schulen in schwierigem sozialem Umfeld gebe, doch maximal 60 vom Land gesondert gefördert würden. Es bestehe so die große Gefahr, dass sich Bildungspolitik und Schulträger in den kommenden Jahren auf die Förderung dieser ausgewählten Talentschulen konzentrierten und andere Einrichtungen noch weiter absackten.

Schulministerin will neuen Sozialindex

Schulministerin Gebauer kündigte am Freitag an, in ihrem Ministerium an einem schulscharfen Sozialindex zu arbeiten. So könnten Schulen in Brennpunkten grundsätzlich besser ausgestattet werden als etwa Gymnasien in gutsituierten Vororten. Vorbild sei hier Hamburg, das so verfährt. Zur Zeit werden nur landesweit knapp 2800 Lehrerstellen nach einem Sozialindex verteilt. Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte diese Zahl bereits verdoppelt.

Regierungsbezirke Arnsberg und Münster vorn

Das sind die ersten Talentschulen in NRW:

Willy-Brandt-Gesamtschule Bergkamen

Alice-Salomon-Berufskolleg Bochum

Liselotte Raune-Schule Bochum

Hans-Böckler-Schule Bochum

Paul-Ehrlich Berufskolleg Dortmund

Anne-Frank-Gesamtschule Dortmund

Heisenberg-Gymnasium Dortmund

Sekundarschule Altenhagen Hagen

Anne-Frank-Schule Hamm

Realschule Crange Herne

Profilschule Lünen

Realschule Am Oberen Schloss Siegen

Gesamtschule Rosenhöhe Bielefeld

Brackweder Realschule Bielefeld

Gesamtschule Friedenstal Herford

Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium Duisburg

Mercator-Gymnasium Duisburg

Gustav-Heinemann-Gesamtschule Essen

Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium Wuppertal

Ganztagshauptschule Hückelhoven

Gesamtschule Ferdinandstraße Köln

Heinrich-Mann-Gymnasium Köln

Gesamtschule Siegburg

Sekundarschule Ahlen

Berufskolleg der Stadt Bottrop

Janusz-Korczak-Gesamtschule Bottrop

Berufskolleg Königstraße Gelsenkirchen

Gesamtschule Horst Gelsenkirchen

Gesamtschule Gelsenkirchen-Ückendorf

Ricarda-Huch-Gymnasium Gelsenkirchen

Hans-Böckler-Berufskolleg Marl/Haltern

Waldschule Kinderhaus Münster

Max-Born-Berufskolleg Recklinghausen

Otto-Burrmeister-Realschule Recklinghausen

Losbergschule Stadtlohn