Oberhausen. . Oberhausens Intendant Florian Fiedler zählt im Kulturausschuss die eigenen Fehler auf. Die Kommunalpolitiker reagieren giftig bis vermittelnd.

Im Theater hätte ein solche Publikumsgröße vielleicht für ein mäßig besuchtes „Späti“ im Pool gereicht – im Kulturausschuss machte diese Zuhörerzahl am Dienstag einen Umzug in den großen Sitzungssaal des Rathauses nötig. Fast eine Stunde ging’s um den Tagesordnungspunkt „Zuschauerentwicklung und Rassismus-Diskussion“, den viele aus dem Theater-Team von der Tribüne verfolgten.

Die Rollenverteilung war klar: Intendant Florian Fiedler zeigte sich zerknirscht; Bürgermeister Klaus-Dieter Broß (CDU) griff zum giftigen Vergleich mit der Intendanz von Johannes Lepper (von 2003 bis 2008), dem in Oberhausen wahrlich wenig geschätzten. Vermittelnd wägte Manfred Flore (SPD) seine Worte zwischen Kritik und Ermutigung – und zum Schluss der Debatte dankte Kulturdezernent Apostolos Tsalastras „für eine sehr gute und sachliche Diskussion“. Daran hatten sich – anders als in manch anderer Sitzung – auch zahlreiche weitere Sprecher aus den Fraktionen und Ratsgruppen beteiligt.

Florian Fiedler hatte die eigenen Fehler gleich in seinem Eingangs-Statement aufgelistet: 1. Im Antrag für den „360 Grad“-Fonds der Bundesstiftung „einzelne Abteilungen des Hauses direkt zu nennen“. 2. Den Eindruck von „intentionalem Rassismus“ im Theater zu erwecken. 3. Den Antrag nicht mit der Verwaltung abgestimmt zu haben. Der Intendant betonte aber auch: „Das Programm ist deutlich besser als der Antrag.“

„Flurschaden“ oder „gutes Image“

Mit dem Gros der zugesagten 360.000 Euro werde für vier Jahre eine Stelle geschaffen, die dem Theater helfen soll, neue Zuschauerschichten zu gewinnen. „Es geht nicht um Verdrängung“, versicherte Fiedler und meinte die ältere Zuschauerschaft.

Manfred Flore eröffnete geradezu philosophisch mit dem Hinweis auf jenen „strukturellen Rassismus“ , von dem auch die Oberhausener Stadtgesellschaft nicht frei ist: „In diese Begriffe musste ich mich auch erst einlesen“, meinte der Erfahrenste im Kulturausschuss. Er gehe aber davon aus, dass aus der Antrags-Affäre „alle Beteiligten gelernt haben“.

Klaus-Dieter Broß sah dagegen „wesentlichen Flurschaden“ angerichtet und zitierte Gerburg Jahnke: „So richtet man das Theater zugrunde.“ Die Entgegnung des Intendanten kam etwas später: „Wir kriegen deutschlandweit mit, dass unser Theater ein gutes Image hat.“ Im Blick nach vorne verwies Fiedler darauf, dass sein Team in anderthalb Jahren nahezu eine Million Euro an Fördergeldern eingeworben habe, dazu sieben Preise und Festival-Einladungen.

Die Mitarbeiter des Theaters sprechen über das Thema in einer extern moderierten Versammlung in der kommenden Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit.