Oberhausen. . Oberhausen fehlen Schulplätze ab der Klasse sieben. Die Stadt prüft deshalb die Gründung einer neuen Schule. Doch reichen die Schüler dafür?

Es gibt nicht genügend Schüler in Oberhausen für eine neue weiterführende Schule. So lautet das vorläufige Zwischenfazit der Schulverwaltung, das Schuldezernentin Elke Münich bei einer Diskussionsveranstaltung im Linken Zentrum vorstellte.

David Driever, Geschäftsführer der Linke Liste-Ratsfraktion und für diese als sachkundiger Bürger im Schulausschuss, hatte zu dem Abend rund um das Thema neue Sekundarstufe-I-Schule eingeladen. Der Abend gestaltete sich informativ, ließ aber die Zuhörer etwas ratlos zurück. Was unter anderem an einem Paradox liegt.

Schulformwechsler sind der Anlass

Aber kurz zur Vorgeschichte: Im Dezember 2017 hat der Stadtrat der Schulverwaltung den Auftrag erteilt, die Errichtung einer neuen weiterführenden Schule zu prüfen. Anlass war die hohe Zahl der Schüler, die nach der Klasse sechs von Gymnasien oder Realschulen auf eine andere Schule wechseln müssen, weil sie in der Erprobungsstufe zu schlechte Noten haben. Das sind im Jahr im Schnitt rund 90 Schüler, die das betrifft. In den aufnehmenden Schulen, den drei Realschulen und vier Gesamtschulen, gibt es aber vor allem in letzteren ab Klasse sieben nicht genügend Plätze.

Zusätzliche Klassen, übervolle Klassen oder die Möglichkeit, an der Realschule einen Hauptschulabschluss zu machen (Paragraf 132c des NRW-Schulgesetzes) waren oder sollen Übergangslösungen sein. Die Bezirksregierung hat der Stadt die Errichtung einer neuen Schule, möglichst einer Gesamt- oder Sekundarschule, als dauerhafte Lösung empfohlen. Deshalb der Prüfauftrag des Rates, der allerdings keine bestimmte Schulform bevorzugt, sondern ergebnisoffen formuliert ist. Die Schulverwaltung arbeitet an einem Beschlussvorschlag, noch vor der Sommerpause soll der Rat entscheiden.

Kapazitäten reichen im Jahrgang fünf aus

Seit einem Jahr schon analysieren die Experten im Rathaus dafür verschiedene Daten und Parameter. Denn für eine neue Schule „müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein“, sagte Schuldezernentin Elke Münich. Die Stadt muss zum Beispiel für die Genehmigung durch die Bezirksregierung nachweisen, dass eine neue Schule für vier Klassen genügend Anmeldungen im Jahrgang fünf hätte – und mindestens in den folgenden fünf Jahren auch. „Die Nachfrage muss gesichert sein“, so die Schuldezernentin.

Nun ist es aber so, dass „wir im Jahrgang fünf ausreichend Schulplätze in allen Schulformen zur Verfügung haben, wenn auch nicht immer an der Wunschschule“, sagte Elke Münich. Auch künftig reichten die Kapazitäten aus, hat die Analyse der Schulverwaltung ergeben: Die Schülerzahlen steigen nicht so stark an, das eine neue Schule ausreichend Schüler zusammenbekommen würde – es sei denn, die Stadt würde an Gymnasien, Realschulen und wie ohnehin vorgesehen an der Gesamtschule Osterfeld Klassenzüge reduzieren. So lautet auch die Empfehlung der Bezirksregierung.

„Wir suchen also nach einer Lösung für die Klasse sieben, müssen die Lösung aber im Jahrgang fünf schaffen, in dem wir das Problem nicht haben“, fasste Stefan Schubert, stellvertretender Schulleiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums, das Paradox zusammen.

Die Rolle des Elternwillens

Eine wichtige Rolle spielt zudem der Elternwille: Angenommen, die Stadt reduziert Schulplätze an Gymnasien und Realschulen, den momentan stärker nachgefragten Schulformen, und richtet eine neue Gesamtschule ein: Dann passt das Platzangebot möglicherweise nicht zum Wahlverhalten von Eltern und Kindern. „Die Frage ist, wie sich Eltern entscheiden, gehen die mit oder wählen sie etwas anderes“, erklärte Münich. Die Nachfrage könne sich doch auch ändern, Elternwille sei auch beeinflussbar durch das Angebot, meinte Norbert Müller (Linke).

„Was raten Sie mir denn?“, fragte die Schuldezernentin offensiv in die Runde. Welche Schulform sie für eine mögliche neue Schule empfehlen würde, äußerte Münich bisher nicht und an dem Abend auch nicht. Wohl, das ein integriertes System, also eine Gesamtschule, die meisten Optionen für Schüler offen ließe. Und das eine Aufbau-Realschule, wie von der CDU-Fraktion im Rat vorgeschlagen, von der Bezirksregierung nicht mehr genehmigt würde. „Machen Sie kleinere Klassen in der fünf“, sagte einer der Zuhörer im Publikum, dann seien genügend Schüler vorhanden. Aber dann braucht’s mehr Lehrer und dafür ist wieder das Land zuständig.

>>> Eine Schule für alle

Es gibt in Oberhausen drei Realschulen, vier Gesamtschulen und fünf Gymnasien sowie drei Berufskollegs und drei Förderschulen. Hauptschulen gibt es seit 2018 hier nicht mehr.

Bei der Veranstaltung der Linken Liste bekräftigten GEW-Vertreter sowie auch David Driever die Forderung nach einer „Schule für alle“ und die Abschaffung des gegliederten Schulsystems.