OBERHAUSEN. . Der Schulausschuss hat abgestimmt: Ab Sommer 2019 sollen Schüler ab Klasse sieben Hauptschulabschlüsse an den drei Realschulen machen können.
An allen drei Oberhausener Realschulen sollen Schüler ab dem Schuljahr 2019/20 auch Hauptschulabschlüsse machen können. Dafür hat sich der Schulausschuss mehrheitlich ausgesprochen – bei einer Gegenstimme von Andrea-Cora Walther (Bürgerliste). Endgültig entscheiden wird der Rat in seiner Sitzung am 19. November, die Bezirksregierung muss dem zustimmen.
Damit kommt in Oberhausen der Paragraf 132c des NRW-Schulgesetzes zur Anwendung, der es Städten erlaubt, an Realschulen ab Klasse sieben Bildungsgänge einzurichten, die zu Hauptschulabschlüssen führen. Dies soll der „Sicherung von Schullaufbahnen“ dienen. Voraussetzung: Es gibt keine Hauptschulen mehr in der Stadt, was seit Sommer dieses Jahres mit der Schließung der letzten Hauptschule, der HS Alstaden, in Oberhausen der Fall ist. Die Schüler sollen zusammen mit den Realschülern in einer Klasse unterrichtet werden.
Wie emotional aufgeladen das Thema ist, zeigte sich in der Sitzung am Mittwoch, als die Abstimmung erfolgt war. Da legte ein Zuhörer demonstrativ ein Plakat auf den Tisch, das wie eine Traueranzeige gestaltet war: „Wir trauern um unsere Realschule“, stand dort.
Das brachte den Standpunkt der drei Realschulen noch einmal auf den Punkt: Die hatten sich bereits im Frühjahr dieses Jahres dagegen ausgesprochen, Hauptschulabschlüsse an ihren Schulen möglich zu machen. Nicht nur die Schulleitungen sind dagegen, es gibt entsprechende Schulkonferenzbeschlüsse (in diesem Gremium sind Eltern, Lehrer, Schüler vertreten), von denen die Schulen auch nicht abgerückt sind. Dabei haben die Schulen ein Anhör-, aber kein Mitbestimmungsrecht in der Sache.
Seit Monaten steht das Thema auf der politischen Agenda, fanden Gespräche statt, nachdem der Rat im Dezember 2017 eigentlich schon beschlossen hatte, den 132c anzuwenden, die Bezirksregierung aber noch Unterlagen und Stellungnahmen einforderte und damit einen neuen Beschluss notwendig machte. Mehrmals wurde die Entscheidung in der Folge im Schulausschuss vertagt, es gab lautstarken Protest der Realschulen in der April-Sitzung, der Oberbürgermeister schaltete sich ein. Eine einvernehmliche Lösung war nicht zu erreichen, so Schuldezernentin Elke Münich.
Kleiner Baustein
Die Politik muss nun entscheiden. In ihren Stellungnahmen machten die Fraktionsvertreter noch einmal die Gründe deutlich: Oberhausen muss Plätze für die Schüler schaffen, die hauptsächlich nach Klasse sechs die Schulform wechseln müssen, weil sie nicht die erforderlichen Schulnoten erbracht haben. Wenn also die Realschüler, die eigentlich im Jahrgang sieben oder später wechseln müssten, nicht abgeschult würden, sondern an ihrer Schule und in ihrer Klasse bleiben können, „ist das ein sinnvolles Angebot“, sagte Kirsten Oberste-Kleinbeck (SPD). „Es ist ein kleiner Baustein zur Verbesserung der Situation“, sagte Gundula Hausmann-Peters (CDU). Denn die Aufnahmekapazitäten der Gesamtschulen seien erschöpft, erinnerte Andreas Blanke (Grüne). „Diese Schulform hat einen deutlichen Hilferuf abgesetzt.“
Erika Ilgen, Leiterin der Friedrich-Ebert-Realschule und Sprecherin der drei Realschulen, kritisierte im Schulausschuss die Angaben zu den Schülerzahlen und die damit verbundene Prognose in der Beschlussvorlage. „Das ist eine interessante Mathematik, Sie entscheiden auf der Grundlage dieser Zahlen, aber diese entsprechen nicht den tatsächlichen Zahlen“, sagte Ilgen. Und zog damit die Notwendigkeit in Zweifel, ein solches Angebot zu schaffen. Dagegen verwahrte sich die Schuldezernentin: „Ich stehe mit der Verwaltung für die Richtigkeit dieser Zahlen, die mehrfach geprüft wurden.“
>>> LEHRKÜCHE UND TECHNIKRAUM
Rund 430.000 Euro muss die Stadt in einen Technikraum und eine Lehrküche an der Anne-Frank-Realschule investieren, rund 93.000 Euro für das gleiche an der Friedrich-Ebert-Realschule, wenn dort auch Hauptschüler unterrichtet werden.
Die Regelung nach Paragraf 132c soll voraussichtlich bis zum Schuljahr 2022/2023 befristet sein – auch deshalb, weil dann eine neue weiterführende Schule in Oberhausen existieren könnte.