Oberhausen. . Heizen mit Eis? Ja, das funktioniert. Techniker aus Oberhausen entwickeln für die weltgrößte Fitnesshalle „The Mirai“ ein innovatives Konzept.
Der weltweit einzigartige Fitnesskomplex „The Mirai“ in den alten, 55.000 Quadratmeter großen Industriehallen an der Essener Straße wird im Betrieb ab 2021 mit einer ganz besonderen Energietechnik geheizt und gekühlt – mit Fernwärme und mit einer Eisspeicherheizung, ausgetüftelt von Oberhausener Technikern.
„Unsere Experten haben sich da kreativ ausgetobt“, zeigt sich Hartmut Gieske, Vorstand der Energieversorgung Oberhausen (EVO), über die Ergebnisse seiner Mannschaft hocherfreut. Erfinder und Betreiber von „The Mirai“, einem Fitnesstempel mit Kongresszentrum, Messe, Forschungsinstitut und Zukunfts-Sporthallen, ist die McFit-Gruppe von Selfmade-Millionär Rainer Schaller.
Und der hat mit seinem „The Mirai“-Team von Geschäftsführer Ralph Scholz viel verlangt. „Sie haben gefordert, dass wir für diese zukunftsträchtige neue Attraktion ein innovatives und wirtschaftliches Energiekonzept ausarbeiten“, erzählte Gieske vor Unternehmern. „Und jetzt setzen wir Eis als innovative Energiequelle ein, Fernwärme zur Kühlung und eine Photovoltaik-Anlage auf der Fassade.“
Für Privatleute recht teuer
Tatsächlich ist für Laien vor allem die Eisspeicher-Heizung verblüffend: „Heizen mit Eis?“ Doch das gibt es sogar – recht teuer – für Privatleute. Im großen Maßstab rechnet sich das, versichern EVO-Experten. Dabei wird relativ kühlem Wasser in einem Riesen-Bottich (Durchmesser bei Mirai: elf Meter, Tiefe: fünf Meter) Wärme entzogen – ähnlich wie eine Erdwärmepumpe dem Boden Wärme aussaugt.
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Dabei setzt man auf ein physikalisches Prinzip, das vielen unbekannt sein dürfte: Wechselt Wasser vom flüssigen zum festen Zustand, also wird es zu Eis, wird dabei erhebliche Energie freigesetzt. Sie ist so hoch, als ob man 80 Grad heißes Wasser auf 0 Grad abkühlt. Durch den stetigen Wärmeentzug wird das Wasser über den Winter zu einem 400 Tonnen schweren Eisblock, der im Frühjahr auftaut.
„Fernwärme ist nicht die alte Tante Ju“
EVO-Energiedienstleister Karl Heinz Spenner ist aber noch mehr begeistert von der Anwendung der Fernwärme als Kühlung für die Fitnesshallen im Sommer. „In der Regel heizen wir mit Fernwärme, doch Fernwärme ist nicht die alte Tante Ju, wie viele denken, sie hat viel mehr zu bieten. Es ist nahezu unbekannt, dass man mit ihr auch gut kühlen kann.“
Bei der Anwendung benötigt man eine Kältemaschine, eine Wärmepumpe. Dabei wird ein Kältemittel verdampft und der Umgebung Wärme entzogen – in den künftigen Sporthallen von „The Mirai“ soll es so auch bei Hitze für die Hobbysportler angenehme Trainingsbedingungen geben.
Werbung für innovative Nutzung
Der Vorteil für Fernwärmefans: Diese Energieart, die vor allem fürs Heizen im Winter benötigt wird, wird dann auch im Sommer eingesetzt – und kann so insgesamt noch wirtschaftlicher werden.
Die EVO hofft, dass die innovative Nutzung der Fernwärme bei „The Mirai“ auch Werbung für Fernwärme ist. „In Deutschland gibt es bisher nur wenige Anlagen, um aus Fernwärme Kälte zu machen, weil die Technik anspruchsvoll ist“, erläutert Spenner.
>>> Absichtserklärung zwischen „The Mirai“ und der EVO
Fernwärme gilt als besonders umweltfreundlich, weil sie mit der überflüssigen Wärme aus Heizkraftwerken, Fabriken und Müllverbrennungsanlagen gespeist wird. Diese sogenannte Prozesswärme fällt das ganze Jahr über an, ist bisher aber bisher im Sommer weitgehend nutzlos, weil dann naturgemäß wenig bis gar nicht geheizt wird. Für das Energiekonzept von „The Mirai“ hat Geschäftsführer Ralph Scholz bereits eine Absichtserklärung mit EVO-Vorstand Hartmut Gieske unterschrieben. Ein Vertrag ist aber noch nicht geschlossen worden, weil noch Details zu klären sind.