Oberhausen. . Das Künstlerkollektiv Kitev will in Oberhausen ein Zeichen für Vielfalt und Zusammenhalt setzen – und wird im Internet dafür beschimpft.

Das neu installierte Kunstwerk auf dem Hochhaus an der Friedrich-Karl-Straße hat heftige Reaktionen im Internet ausgelöst. Neben Zuspruch und sachlicher Kritik werden die Macher der beiden Schriftzüge „Glück auf“ und „Vielfalt ist unsere Heimat“ dabei teils beschimpft und beleidigt, einige Nutzer missbrauchen den Schlagabtausch gar für rechte Hetze – gegen „all die Gutmenschen und Teddybärchenwerfer“.

Christoph Stark, der kreative Kopf hinter der Aktion, ist überrascht von den Reaktionen. „Viele Menschen verbinden mit dem Begriff ‘Vielfalt’ ausschließlich Migration. Doch ‘Vielfalt’ ist so viel mehr.“ Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexuelle Orientierung und Identität. Klar sei aber auch „Vielfalt und stete Einwanderung seit dem 19. Jahrhundert haben das Ruhrgebiet nun mal geformt.“

Sogar die Schrifttype in der Kritik

Sogar die Schrifttype muss Stark verteidigen: Sie beziehe sich direkt auf „Die Wiege der Ruhrindustrie“, den Schriftzug auf dem Hans-Böckler-Kolleg. Beide Gebäude treten so in einen Dialog. Kritiker hatten die Schrift mit „Propaganda aus alter Zeit“ verglichen.

Doch es gibt auch Rückenwind für Christoph Stark und das hinter ihm stehende Künstlerkollektiv Kitev (Kultur im Turm e.V.). Von vielen Nutzern im Netz, aber auch von Axel J. Scherer, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Mitte: „Ich empfinde die Leuchtschrift auf dem Hochhaus als Symbol des Aufbruchs und des Neuanfangs.“ Er sieht in ihr kein politisches Statement, sondern „eine Beschreibung dessen, was ist“. Oberhausen sei immer schon eine vielfältige Stadt gewesen: „Vielfalt macht Oberhausen lebenswert.“

Überparteiliche Arbeit

Er habe sich sehr geärgert, dass mit dem Kitev-Team Menschen kritisiert werden, „die sich persönlich immens engagieren, die überparteilich arbeiten und Geld nach Oberhausen holen, statt es anderweitig zu verschleudern“, sagt Scherer. Ganz anders sehen es die Kritiker, die fürchten, die Stadt habe Geld in das Projekt gepumpt. Dem ist nicht so: Christoph Stark hat für die Finanzierung das Wohnungsunternehmen Vonovia ins Boot geholt, dem das Gebäude gehört. Ein Sprecher bestätigt auf Nachfrage, sowohl die Kosten für die Installation als auch für die künftigen Stromrechnungen zu übernehmen. Das Gebäude sei ein Symbol für den Strukturwandel; das soziale Engagement des Vereins Kitev wolle Vonovia ausdrücklich unterstützen.

Als „durchweg positiv“ empfindet auch SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer die Schriftzüge auf dem Hochhaus. Sie drückten Toleranz, Respekt und Solidarität aus: „Werte, für die die Sozialdemokratie steht.“ Dass die Installation öffentlich diskutiert wird, könne nur gut sein, „schließlich ist es auch eine Intention von Kunst, einen Diskurs anzuregen“. Kritiker sollten bedenken, „dass wir Oberhausener froh sein können, dass Gruppen wie Kitev so aktiv sind und sich in das Stadtleben einbringen, auch mit solchen, aufsehenerregenden Aktionen“.

Aufgrund der Ratssitzung am Montag konnte weder Oberbürgermeister Daniel Schranz noch ein Sprecher der CDU-Fraktion auf unsere Anfrage reagieren.