Oberhausen. . Experten appellieren an Eltern, Kinder zu Fuß zur Schule gehen zu lassen. Denn die Elterntaxis seien „eine hochgradige Katastrophe“.

14 Kinder wurden im Jahr 2017 auf dem Weg zur Schule bei Verkehrsunfällen verletzt. In diesem Jahr waren es bis Ende Oktober nur zwei Kinder. Auch insgesamt wurden rund ein Viertel weniger Kinder bei Unfällen verletzt als noch im vergangenen Jahr. Die intensive Arbeit von Verkehrswacht und Polizei scheint sich auszuzahlen. Bis dahin ist es aber ein langer Weg.

„Wir beginnen mit der Bewegungssicherheit im Kindergarten“, erklärt Dieter Elsenrath-Junghans, Ehrenvorsitzender der Oberhausener Verkehrswacht. „Denn Schulwegsicherheit hat auch etwas mit Bewegungssicherheit zu tun.“ Im letzten Kita-Jahr lernen die Kinder erste Verkehrsregeln kennen. „Es ist wichtig, auch die Eltern zu erreichen“, sagt Willi Taubner, Verkehrssicherheitsexperte der Polizei und Nachfolger von Elsenrath-Junghans als Vorsitzender der Verkehrswacht. Eltern würden oft unterschätzen, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, glaubt Elsenrath-Junghans. „Sie sind schon wegen ihrer Größe benachteiligt, haben zwischen parkenden Autos eine eingeschränkte Sicht.“

Eltern sind selbst Verkehrshindernis

Die Experten beobachten, dass immer mehr Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden. Wenn es um die sogenannten Elterntaxis geht, spricht Dieter Elsenrath-Junghans von einer „hochgradigen Katastrophe“. „Die Eltern meinen es nur gut, aber sie machen alles falsch“, lautet sein Urteil. Denn die Eltern – oder auch Großeltern – würden sich zu sehr auf ihre eigenen Kinder fokussieren und so andere Schüler in Gefahr bringen. „Sie vergessen, dass sie mit ihrem Auto selbst ein Verkehrshindernis sind“, ergänzt Willi Taubner.

Dieter Elsenrath-Junghans, Ehrenvorsitzender der Oberhausener Verkehrswacht.
Dieter Elsenrath-Junghans, Ehrenvorsitzender der Oberhausener Verkehrswacht. © Kerstin Bögeholz

Vier Grundschulen in Oberhausen haben sogenannte Elternhaltestellen eingerichtet. „Leider erst vier“, bedauert Elsenrath-Junghans. „Das wünsche ich mir für alle Grundschulen.“ Die Eltern setzen ihre Kinder ein paar Hundert Meter entfernt von der Schule ab, die Kinder treffen dort ihre Klassenkameraden und laufen den restlichen Weg zur Schule zusammen.

Noch lieber wäre es beiden natürlich, wenn die Kinder den Weg zur Schule komplett zu Fuß zurücklegen würden. „Kinder lernen den Schulweg nicht auf dem Rücksitz“, appelliert Elsenrath-Junghans an alle Eltern. Und außerdem fänden Kinder es auch gar nicht cool, von den Eltern zur Schule gebracht zu werden.

Aber auch beim Fußweg zur Schule gibt es einiges zu beachten für Kinder und Eltern: „Den Schulweg sollte man nicht erst zwei Tage vor der Einschulung üben“ und „Wählen Sie den sichersten Weg, nicht den kürzesten“, das sind zwei Grundregeln, die der Ehrenvorsitzende der Verkehrswacht immer wieder nennt.

Die Polizei hat deswegen den Fußgängerführerschein eingeführt, den die Kinder in der ersten und zweiten Klasse machen. „Sie müssen einen festgelegten Weg alleine abgehen“, erklärt Willi Taubner. „An einigen Stellen stehen Eltern, die kontrollieren, ob die Kinder sich richtig verhalten.“ Mit dem Führerschein sollen die Kinder für ihr korrektes Verhalten im Straßenverkehr gelobt werden. Denn das sei in diesem Alter schon eine ganz herausragende Leistung.

30er-Zonen vor Schulen

„Zum Glück haben wir hier in Oberhausen im Nahbereich von Schulen 30er-Zonen eingerichtet“, sagt Elsenrath-Junghans. Damit sich die Autofahrer daran auch wirklich halten, hat die Verkehrswacht zwei sogenannte Dialogdisplays angeschafft. Diese werden jeweils für zwei Wochen vor einer Schule aufgebaut und wandern dann weiter. Hält der Autofahrer sich an die vorgegebene Geschwindigkeit, leuchtet „Danke“ in grüner Schrift auf. Ist er zu schnell zeigt das Display „Achtung Kinder“ oder „Zu schnell“ in orangener oder roter Schrift.

Die Polizei setzt zusätzlich an zwei Stellen Schülerlotsen ein: an der Eltenbachstraße und an der Hermann-Albertz-Straße. „Dabei sind an beiden Stellen Zebrastreifen. Gerade da sollte man die Schülerlotsen doch nicht brauchen“, bedauert Willi Taubner.

>>> Info: Auch mit dem Bus sicher zur Schule

Mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule ändert sich für die Kinder auch der Schulweg. Viele fahren mit dem Bus.

Weil es auch dabei viel zu beachten gibt, führt die Stadtwerke Oberhausen AG (Stoag) in Kooperation mit der Polizei jedes Jahr die sogenannte Busschule durch. Alle Oberhausener Fünftklässler lernen, wie sie sich beim Warten an der Haltestelle, beim Ein- und Aussteigen und während der Fahrt richtig verhalten.